WDR Story Folge 3: Jung, männlich, marokkanisch – Wie ein Viertel unter Generalverdacht gerät
Folge 3
Jung, männlich, marokkanisch – Wie ein Viertel unter Generalverdacht gerät
Folge 3
Die Ereignisse der Silvesternacht haben ihre Spuren hinterlassen: Ansammlungen junger Männer aus Tunesien, Libyen, Algerien und Marokko werden jetzt kritisch beäugt. Im Düsseldorfer Maghreb-Viertel bislang nicht, dort bilden Nordafrikaner die Mehrheit. Doch die Bewohner beschleicht das Gefühl: Wir stehen alle unter Generalverdacht. Mohammed Alabdouni schaut aus dem Fenster seines Supermarktes: „Die Ellerstraße kennt jeder in Marokko.“ Während er das sagt, scannt sein Blick die vorübergehenden Passanten. Frauen mit Kopftuch, Männer mit Fes, „Klein Marokko“ wird das Viertel genannt. Was Herrn Alabdouni aber Sorgen macht, sind junge Männer, die sich seit einigen Jahren vor seinem Laden tummeln: „Die sind illegal hier. Die dealen, die stehlen, die
belästigen meine Kundschaft. Und wenn ich die Polizei rufe, dann sind sie schon wieder weg.“ Seit den Überfällen auf Frauen an deutschen Bahnhöfen ziehen Fernsehteams durch die Straßen – auf der Suche nach Motiven und einer schnellen Story. Schon wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass Täter der Silvesternacht auch hierher stammen könnten. Plötzlich fahren Polizeiwagen vor, dutzende Beamte steigen aus. Es ist der Beginn der Razzia im Düsseldorfer ‚Maghreb-Viertel‘. Herr Alabdouni freut sich: „Endlich unternehmen die was.“ Währenddessen sperren die Beamten die Cafés rundum ab – einzeln werden die Gäste nach draußen und in ein eilig aufgebautes Zelt geführt und dort durchsucht. 40 von ihnen werden an diesem Abend festgenommen. (Text: Tagesschau24)