WDR Story Folge 17: Die Todesermittler – Wenn Morde unentdeckt bleiben
Folge 17
Die Todesermittler – Wenn Morde unentdeckt bleiben
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Kurz bevor sie eingeäschert werden soll, wird eine Leiche im Hamburger Krematorium von einer Rechtsmedizinerin angehalten. Der Grund: bei der Leichenschau hat ein Arzt einen natürlichen Tod bescheinigt. Alle äußeren Zeichen der Leiche weisen aber auf eine andere Todesursache hin. Der Fehler fällt erst jetzt auf. Ein Fall für Polizei, Staatsanwaltschaft und Rechtsmedizin. Um die wahre Todesursache herauszufinden, beginnen die Ermittlungen, die Leiche muss obduziert werden. Ein klassischer Fall von Fehldiagnose auf der Todesbescheinigung. Laut einer aktuellen Studie der Uni Rostock sind gerade mal 2% aller Bescheinigungen fehlerfrei. Rechtsmediziner sprechen in Deutschland von 1.200 unentdeckten Tötungsdelikten pro Jahr. Erbmorde in Familien, überforderte Pflegekräfte im Pflegeheim oder sogenannte Todesengel im Krankenhaus – ein Tötungsdelikt kann jeden treffen. Besonders bei Menschen im hohen Alter ist die Dunkelziffer hoch. Doch auch ärztliche Behandlungsfehler oder Spätfolgen von Verkehrsunfällen können einen nicht natürlichen Tod bedeuten und sich auf
Versicherungsansprüche der Angehörigen auswirken. Dass die Ärzte, die bei Verstorbenen die Leichenschau durchführen, unter Stress stehen, ist lange bekannt: Sie fühlen sich von Polizeibeamten und Angehörigen unter Druck gesetzt, sind häufig schlecht in der Leichenschau ausgebildet und werden zu gering bezahlt. Alle Beteiligten fordern dringende Reformen, doch seit Jahrzehnten tut sich wenig bis nichts. Die Story fragt, warum. Die Dokumentation begleitet den bekannten Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel und den Leiter der Todesermittlung des Hamburger LKA, Uwe Chrobok, bei der Todesermittlung. In Bonn erzählt der Rechtsmediziner Burkhard Madea einen Fall nach, bei dem er mit seinem Team einen Mord aufgeklärt hat, nachdem ursprünglich von einem Selbstmord ausgegangen war. Der Film zeigt die Fehler, die Ärzte bei der Leichenschau machen und thematisiert die Probleme, die daraus folgen. Braucht Deutschland auch einen unabhängigen Leichenbeschauer, wie es ihn in England gibt? Oder reicht das kürzlich in Bremen eingeführte System des qualifizierten Leichenschauers? (Text: WDR)