WDR Story Folge 45: Der Fahrradkrieg – Kampf um die Straßen
Folge 45
Der Fahrradkrieg – Kampf um die Straßen
Folge 45
Wenn Fahrradkurier Eichler klingelnd und fluchend durch Oldenburg flitzt, herrscht Krieg: Fußgänger spritzen zur Seite, Autofahrer hauen auf die Bremse. Denn der Platz auf Straßen und Bürgersteigen ist einfach zu knapp, um es allen Verkehrsteilnehmern recht zu machen. Dabei soll das Fahrrad zentrale Probleme lösen, mit denen deutsche Städte kämpfen: Stau, Lärm, Luftverschmutzung. Doch dafür sind die Radwege im Norden noch völlig unzureichend: Schmal, verwinkelt, buckelig, verkrautet oder gleich ganz zugewachsen. Viele Stadtplaner wollen die Radler daher vom Bürgersteig verbannen. Hamburg etwa investiert in weiße Farbe für Radstreifen am Straßenrand. Aufgemalte Linien und Fahrrad-Piktogramme sind preiswert und werden vor allem von sportlichen Radfahrern geschätzt, die ohnehin lieber auf der Straße fahren. Mit Hilfe der neuen Infrastruktur will die Hansestadt ihren
Radverkehrsanteil von 12 auf 25 Prozent verdoppeln und „Fahrradstadt“ werden. Doch dazu müssten breite Bevölkerungsschichten umsteigen. Kritiker bezweifeln jedoch, dass sich unsichere Radfahrer, Senioren oder gar Kinder auf die Straße locken lassen. Zumal sie sich dort mit neuen Gefahren konfrontiert sehen: Oft stehen Autos im Weg, so dass Radler in den Autoverkehr ausweichen müssen. Autofahrer, die parken wollen, müssen Radstreifen zwangsläufig überqueren. Gerade im dichten Berufsverkehr kommt es dabei immer wieder zu gefährlichen Situationen. Was mehr Menschen zum Umstieg aufs Fahrrad motiviert, zeigt der Blick zum nördlichen Nachbarn: Kopenhagen hat seine Radwege konsequent verbreitert und baulich vom Fuß- und Autoverkehr klar getrennt. Der Erfolg: In der dänischen Metropole fahren mehr Menschen mit dem Rad als mit dem Auto. Können deutsche Stadtplaner von den Dänen lernen? (Text: WDR)