2017, Folge 37–70

  • Folge 37
    Ryanair-Chef, Michael O’Leary ist berühmt für seine markigen Sprüche. Einer geht so: „Heute müssen Unternehmen-Chefs sagen Unsere Beschäftigten sind unser wichtigstes Asset“. Was ein Schwachsinn. Die Beschäftigten sind unser größter Kostenblock und viele sind so faul, dass wir sie ständig in den Hintern treten müssen. Das denkt eigentlich jeder Chef, aber keiner will es zugeben“ Als die Staatsanwaltschaft Koblenz kürzlich ein Ermittlungsverfahren gegen vier Ryanair-Manager eröffnet, geht es genau darum, auf welche Art viele der vom Billigflieger eingesetzten Piloten beschäftigt sind.
    Ein äußerst verschachteltes Modell, mit dem Ryanair diese Piloten und Crews kostengünstig einsetzen kann. Ein ausgeklügeltes System aus englischen Personaldienstleistern, hunderten von irischen Pilotenfirmen und europäischen „Betriebsstätten“. Völlig legal – nach irischem Recht – wie Ryanair immer wieder betont. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jedoch wegen des Verdachts des Steuer- und Sozialbetrugs. Und nicht nur sie: Auch in Frankreich und Großbritannien haben Staatsanwälte, Steuerbehörden und Sozialversicherungsträger das Beschäftigungsmodell von Ryanair im Visier.
    In den meisten Ländern richten sich die Ermittlungen bislang gegen Personaldienstleister, die für Ryanair arbeiten, und gegen zahlreiche Piloten. Nicht gegen Ryanair selbst, bis vor kurzem war das auch so in Deutschland. Doch nun belasten ausgerechnet die Personaldienstleister, die Ryanair selbst beauftragt hat, den Billigflieger. Die Staatsanwaltschaft geht nun dem Verdacht der Anstiftung durch Ryanair-Mitarbeiter nach.
    Ryanair betont wiederum, nichts von den Ermittlungen gegen die eigenen Manager zu wissen. Man halte sich an deutsche und irische Steuervorschriften. Deshalb könne man auch nicht der Steuerhinterziehung beschuldigt werden. Das gleiche gelte für Sozialabgaben. Die 1985 gegründete irische Fluggesellschaft ist nach Passagierzahlen inzwischen das größte Unternehmen in der europäischen Flugbranche und beförderte im letzten Jahr rund 117 Millionen Kunden. Mehr als Lufthansa, Air France oder British Airways.
    Mit einem Geschäftsmodell aus wenig Luxus, schnelleren Umlaufzeiten, zusätzlichen Einnahmequellen und kreativen Beschäftigungsmodellen setzt der irische Billigflieger seit langem die ganze Flugbranche unter Druck. Inzwischen setzen auch andere Fluggesellschaften zunehmend auf ähnliche Spar- und Beschäftigungsmodelle. Welche Folgen haben solche Beschäftigungsmodelle? Haben sie auch Auswirkungen auf die Sicherheit der Passagiere? Zahlt die Allgemeinheit in Wahrheit den Preis für die billigen Tickets? Und wie reagieren Politik und Behörden? (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 14.06.2017 WDR
  • Folge 40
    Um organisierte Kriminalität und Terrorismus effektiv zu bekämpfen, gibt es in Deutschland ein Zeugenschutzprogramm. Aussagewillige Kronzeugen sollen damit vor Racheakten derer, die sie verraten, geschützt werden. Auf Kosten des Staates bekommen die Zeugen einen neuen Namen, neue Dokumente, eine neue Identität. Doch was das Leben unter der Tarnkappe konkret für sie bedeutet, das begreifen viele der Betroffenen erst, wenn sie nicht mehr zurück können. Ein Jahr lang hat Story-Autor Christoph Goldbeck für diese erste Dokumentation über den Zeugenschutz recherchiert, Zeugen ausfindig gemacht, um ihr Leben in der Schattenwelt festzuhalten.
    Nur wenige waren bereit, mit uns über das Zeugenschutzprogramm zu sprechen – Geheimhaltung ist Teil des Vertrages, den sie eingehen. Aber: „Der Staat hat mich in die Gosse fallen lassen“, sagt Doris Glück, die eigentlich anders heißt, als wir sie das erste Mal treffen. Der Mann, den sie ahnungslos geheiratet hatte, entpuppte sich als „Gotteskrieger“ – er wurde zur rechten Hand Osama bin Ladens. Sie wurde von heute auf morgen ins Zeugenschutz-programm gedrängt. Immer wieder half sie dem Staat, Top-Terroristen zu identifizieren.
    Ihren guten Job und ihr gewohntes Leben mit Familie, Freunden und einer vertrauten Umgebung musste sie aufgeben, bekam neue Namen, zog immer wieder um. Keiner durfte wissen, wer sie war. Die Angst vor einem Racheakt ist sie nicht mehr losgeworden. Auch der Kleinkriminelle – nennen wir ihn Jerome B. – war vier Jahre im Zeugenschutz. Seine Aussage half, die Strukturen der Hells Angels aufzudecken und eine albanische Einbrecherbande auffliegen zu lassen. Wenn er gewusst hätte, was mit dem Zeugenschutzprogramm auf ihn zukam, hätte er sich anders entschieden. „Wie ein nasser Sack wird man vor die Tür gestellt, nachdem man seine Aussage gemacht hat“, sagt Jerome ernüchtert.
    Im Zeugenschutzprogramm werden falsche Versprechen gemacht, Hoffnungen geweckt, die nicht erfüllbar sind, Kronzeugen allein gelassen. Politisch kontrolliert wird das Zeugenschutz-programm nicht. Und es ist auf Zeit gedacht – am Ende muss der Betroffene seinen alten Namen und seine Identität wieder zurück nehmen. Doch das ist in Zeiten von Facebook& Co. schwierig. Arbeitgeber, Banken, Vermieter glauben dann an Betrug. Fertig werden müssen die Betroffenen allein mit Jobverlust, sozialen Abstieg, Einsamkeit und Angst. (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 28.06.2017 WDR
  • Folge 41
    Uschi Reinhardt macht Geschäfte mit alten Tomatensorten. Reinhard Lühring handelt mit der Saat von aussterbendem Grünkohl. Karsten Ellenberg verkauft alte, nicht zugelassene Kartoffelsorten. Drei Menschen in Niedersachsen widersetzen sich dem gültigen Sortenschutz- und Sortenvertriebsgesetz aus voller Überzeugung. So wollen sie alte, schmackhafte Sorten retten, um die Vielfalt des Gemüses in Deutschland zu erhalten. Autor Jean Boué begibt sich in deutsche Gärten und spürt die Gemüserebellen auf. In eindrücklichen Szenen und Gesprächen schildert er ihren Kampf gegen den Einheitsgeschmack und ihren Versuch, das kulturelle Erbe der Sortenvielfalt vor dem Aussterben zu bewahren. Der Film begleitet drei Retter von „Alten Sorten“ in ihrem Kampf gegen verordnete Zuchtziele, verständnislose Sortenschützer und humorlose Gesetzgeber.
    Im Bundessortenamt werden die für den Handel erlaubten Sorten zugelassen. Bei der Beurteilung spielen der Ertrag, die Homogenität und andere Faktoren eine Rolle, aber nicht in erster Linie der Geschmack. Den jedoch halten die Verfechter der Sortenvielfalt für das Wichtigste. Besonders bei den Kartoffeln fällt auf, dass es mit der Vielfalt nicht so weit her ist. Auf den internationalen Märkten werden fast ausschließlich Kartoffeln gehandelt, die dünnschalig, flachaugig, gelbfleischig und rundoval sind. Ware für Schälmaschinen und Großmärkte. Weil der Massengeschmack entscheidet, haben es exotische Sorten wie die Bamberger Hörnchen da schwer. (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 05.07.2017 WDR
  • Folge 43
    Früher war Lachs eine besondere Delikatesse, heute ist er ein Massenprodukt. Auch, weil er in riesigen Aquakulturen gezüchtet wird und deshalb preiswerter ist als zum Beispiel Kabeljau oder Heilbutt. Aber in den letzten Jahren ist der Zuchtlachs immer wieder in Verruf geraten. Es ist die Rede von Antibiotika, Pestiziden und sogar „giftigem Lachs“. Was ist dran an diesen Vorwürfen? Der Hamburger Küchenchef Thomas Sampl macht sich auf den Weg zu Lachsfarmern, Wissenschaftlern und Händlern, um Antworten auf diese Frage zu finden. Lachs, der in Deutschland verzehrt wird, kommt zu über 90 Prozent aus Norwegen.
    Rund 400 Millionen Lachse schwimmen hier in Meeresgehegen. Die Aquakultur hat zwar Fortschritte gemacht, aber es gibt auch noch jede Menge Probleme. Der Lachs ist ein Raubfisch und ernährt sich in freier Wildbahn vor allem durch andere Fische. Doch in der Zucht ist Futter aus Fischen limitiert. Deshalb stellen die Lachsfarmer auf vegetarisches Futter um. Das hat Konsequenzen, vor allem auf den Omega-3-Gehalt des Lachses. Das Pestizid Ethoxyquin, mit dem das Futter haltbar gemacht wird, ist in Europa eigentlich verboten. Als Konservierungsmittel ist es nur erlaubt, weil es bisher keine Alternative gibt.
    Wie viel giftiges Ethoxyquin ist im Lachs nachweisbar? Und wie gefährlich ist das? Das Hauptproblem der Züchter sind Lachsläuse, die sich als Folge der Massenzucht ausbreiten. Eine Plage, die sie bislang nicht in Griff bekommen – und die einen Verdacht nährt: Die Lachszucht in den Fjorden könnte ausgereizt sein. Dennoch: Die Züchter in Norwegen wollen noch mehr Lachs produzieren. Denn durch die wachsende Nachfrage steigt der Lachspreis. Mehrere Firmen sind bereits an der Börse. Sie wollen mit „Meeresfabriken“ die Lachszucht revolutionieren. Die Story über ein Geschäft, das mit seinem eigenen Erfolg zu kämpfen hat. (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 12.07.2017 WDR
  • Folge 45
    Wenn Fahrradkurier Eichler klingelnd und fluchend durch Oldenburg flitzt, herrscht Krieg: Fußgänger spritzen zur Seite, Autofahrer hauen auf die Bremse. Denn der Platz auf Straßen und Bürgersteigen ist einfach zu knapp, um es allen Verkehrsteilnehmern recht zu machen. Dabei soll das Fahrrad zentrale Probleme lösen, mit denen deutsche Städte kämpfen: Stau, Lärm, Luftverschmutzung. Doch dafür sind die Radwege im Norden noch völlig unzureichend: Schmal, verwinkelt, buckelig, verkrautet oder gleich ganz zugewachsen. Viele Stadtplaner wollen die Radler daher vom Bürgersteig verbannen.
    Hamburg etwa investiert in weiße Farbe für Radstreifen am Straßenrand. Aufgemalte Linien und Fahrrad-Piktogramme sind preiswert und werden vor allem von sportlichen Radfahrern geschätzt, die ohnehin lieber auf der Straße fahren. Mit Hilfe der neuen Infrastruktur will die Hansestadt ihren Radverkehrsanteil von 12 auf 25 Prozent verdoppeln und „Fahrradstadt“ werden. Doch dazu müssten breite Bevölkerungsschichten umsteigen. Kritiker bezweifeln jedoch, dass sich unsichere Radfahrer, Senioren oder gar Kinder auf die Straße locken lassen. Zumal sie sich dort mit neuen Gefahren konfrontiert sehen: Oft stehen Autos im Weg, so dass Radler in den Autoverkehr ausweichen müssen.
    Autofahrer, die parken wollen, müssen Radstreifen zwangsläufig überqueren. Gerade im dichten Berufsverkehr kommt es dabei immer wieder zu gefährlichen Situationen. Was mehr Menschen zum Umstieg aufs Fahrrad motiviert, zeigt der Blick zum nördlichen Nachbarn: Kopenhagen hat seine Radwege konsequent verbreitert und baulich vom Fuß- und Autoverkehr klar getrennt. Der Erfolg: In der dänischen Metropole fahren mehr Menschen mit dem Rad als mit dem Auto. Können deutsche Stadtplaner von den Dänen lernen? (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 19.07.2017 WDR
  • Folge 49
    Tourismusboom in Griechenland: Über 30 Millionen Urlauber werden in diesem Jahr erwartet. Das ist Rekord. Seit Reiseziele wie die Türkei nicht mehr gefragt sind, kommen die Urlauber in Scharen. Davon profitieren vor allem die Touristik-Konzerne, die Fluglinien und die Hotelketten – weniger aber die Menschen im Land. Sie finden allenfalls Saisonarbeit zum Billiglohn. Hinzu kommen immer neue Sparmaßnahmen und Rentenkürzungen. Laut einer aktuellen Statistik lebt ein Viertel der griechischen Bevölkerung in einer „schweren materiellen Notlage“ – in Armut also. Die Story-Autoren machen sich erneut auf die Reise: Auf der Ferieninsel Rhodos beginnt die Armut gleich hinter dem Strand.
    Dort, wo die Köche, die Kellner, die Zimmermädchen leben. In der Hafenstadt Patras hungern viele. Rentner, aber auch junge Menschen, die sich einen bescheidenen Wohlstand aufgebaut hatten und die durch die Krise in Griechenland alles verloren haben. Besonders schlimm ist die Situation in der Hauptstadt Athen. Die Story-Autoren begleiten Erwin Schrümpf von der privaten Hilfsorganisation „Griechenlandhilfe“. Zusammen mit ihm treffen sie verzweifelte Menschen aus dem ehemaligen griechischen Mittelstand. Viele haben keine Krankenversicherung mehr, sind auf Medikamente angewiesen, die die „Griechenlandhilfe“ an Sozialzentren verteilt.
    Auf der Insel Lesbos leben nach wie vor Flüchtlinge. Ihnen geht es noch schlechter als den Einheimischen. Wer registriert ist, darf tagsüber das Flüchtlingslager verlassen. Doch eine Weiterreise ist unmöglich. Früher war Lesbos Touristenhochburg, heute kommen hier nur noch wenige Gäste. Die Bilder der Flüchtlingskrise von 2015 schrecken die Urlauber ab – auch heute noch. Touristenboom in Griechenland – und die bittere Not der Einheimischen: Während die Armut in der gesamten EU leicht rückläufig ist, hat sich die Armutsquote in Griechenland seit 2008 fast verdoppelt. (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 02.08.2017 WDR
  • Folge 51
    Rügen und Usedom gehören zu den beliebtesten Ferienzielen der Deutschen. Naturschönheiten wie die Kreidefelsen von Rügen, endlose Sandstrände auf Usedom, die ehemals mondänen Seebäder: Auf Rügen und Usedom boomt der Tourismus, nicht nur seit die Deutschen aus Angst vor Anschlägen und Verunsicherung lieber zuhause Urlaub machen. Die Seebäder Binz und Sellin auf Rügen, die Kaiserbäder Ahlbeck, Bansin und Heringsdorf auf Usedom, allesamt boomende Küstenorte mit explodierenden Grundstückspreisen, die fast schon Sylter Niveau haben.
    Doch genau dort erzielten die AfD und auch die NPD beispiellose Wahlerfolge. Über 32 Prozent der abgegebenen Stimmen entfielen bei der letzten Landtagswahl im Wahlkreis Vorpommern III, zu dem die Ferieninsel Usedom gehört, auf die AfD – das Spitzenergebnis der Partei in Mecklenburg-Vorpommern. In der durch die V2-Raketen der Nazis weltbekannten Gemeinde Peenemünde haben über die Hälfte der Bürger AfD oder NPD gewählt. Wie kommt das? Die Story-Autoren gehen den Ursachen nach. Viele haben keine Arbeit – wer eine hat, bringt es mit Saisonarbeit im Tourismus oft nur zum Mindestlohn.
    Luxuswohnungen am Strand, Industriebrachen wenige Kilometer weiter im Hinterland. Die Kinderklinik schließt, das Amtsgericht, die Rentenstelle wird verlegt – viele fühlen sich abgehängt auf den Inseln. Die Story-Autoren finden Wut, Protest – und auch Ausländerfeindlichkeit. Hoteliers schlagen jetzt Alarm, befürchten Einbußen im Tourismus. Schließlich stellen sich die Inseln gerne als weltoffen, tolerant und liebenswert dar. Und werben verstärkt auch um Gäste aus dem Ausland. (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 09.08.2017 WDR
  • Folge 52
    Familie Rohr geht es gar nicht schlecht: Sie könnten sich eine Wohnung für 1300 € Miete leisten. Sie sind zu viert und suchen eine Vier-Zimmer-Wohnung – in Köln. Sie wollen raus aus der beengten Zwei-Zimmer-Wohnung – doch nicht einmal sie finden etwas Bezahlbares. Evelyn Prejmerean hat es noch schwerer: Als alleinerziehende Mutter eines 2-jährigen Sohnes würde sie gern von der Peripherie ins Zentrum ziehen. Sie hat ZWEI Jobs und ist viel unterwegs – eine Wohnung im Zentrum der Stadt würde die Fahrzeiten verkürzen – dem Sohn zuliebe.
    Doch bei der Wohnungsvergabe werden Paare mit doppeltem Einkommen vorgezogen. Familie Klee ist zu sechst und lebt seit Jahren sehr beengt in drei Zimmern. Sie suchen eine öffentlich geförderte Wohnung in der Stadt, 5 oder 6 Zimmer – aber auch hier: Fehlanzeige. Drei Beispiele von vielen. Die drei Familien sind in Köln auf Wohnungssuche Köln – eine der 7 heiß begehrten Schwarmstädte in Deutschland. Bis zu 200.000 Menschen werden in den nächsten zwanzig Jahren zusätzlich in die Rheinmetropole kommen.
    Doch wo sollen sie wohnen? Schon jetzt ist Wohnraum Mangelware und vor allem preiswerte Wohnungen sind nicht zu finden. Die Zahlen sind alarmierend: In den vergangenen 5 Jahren sind die Kaltmieten bei Neuvermietungen um 6,3 Prozent gestiegen! Wer kann sich das noch leisten? Die Faustregel war einmal: ein Drittel des Nettogehalts kann eine Familie für die Miete ausgeben. Das reicht schon längst nicht mehr. Die Mietpreisbremse der Großen Koalition, mit der die Steigerungen aufgehalten werden sollten, ist ein Papiertiger: Zu viele Ausnahmeregelungen, zu undurchsichtig und hat die Mietpreisspirale nicht aufgehalten.
    Sozialwohnungen gibt es viel zu wenige. Wie kann die Preisspirale aufgehalten werden? Was ist zu tun? Bauen, bauen, bauen – die einzige Lösung, um das Dilemma zu beseitigen? Doch entstehen so tatsächlich neue Wohnungen, die sich Familien mit mittleren und geringeren Einkommen leisten können? Wir begleiten drei Familien auf ihrer verzweifelten Wohnungssuche – und decken auf, warum es auch in absehbarer Zeit schwer sein wird, bezahlbaren Wohnraum zu finden. (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 16.08.2017 WDR
  • Folge 53
    Mehr als 500 Bauern haben allein in NRW innerhalb eines Jahres ihre Milchkühe abgeschafft. Etliche Höfe sterben. Der Milchbauer Peter Habbena hat Angst, dass ihm dasselbe passieren könnte. Er findet kaum noch Schlaf. In der aktuellen Milchpreiskrise zahlt er für jeden Liter Milch drauf, und steckt finanziell in Schwierigkeiten. Damit ist er nicht allein. Viele Landwirte haben große Summen in modernste Technik investiert und sich damit verschuldet. Moderne Technik, hochgezüchtete Rassen, der Einsatz von Dünger – alles für mehr Ertrag – das gilt seit Jahren bei Politik und Verbänden als Überlebensgarantie der Landwirtschaft.
    Ist das richtig? Immer öfter hört man von Landwirten aber auch von Experten Kritik: Die Tiere, die Felder auf Ertrag zu optimieren sei falsch. Zudem setze die Politik falsche Anreize. Gefördert wird in Deutschland nach Größe des Betriebes. Je größer desto mehr Geld. Hochtechnisierte Großbetriebe als Zukunftsmodell unserer Landwirtschaft? Können und wollen die Bauern das wirklich? Das hinterfragt auch Tanja Busse. Sie ist selbst auf einem Hof groß geworden. Besucht verschiedene Landwirte in Deutschland, um eine Antwort darauf zu finden, wie die in Zukunft überleben können.
    Sie trifft auf Jungbauer Phillip Brändle, der mit seiner Freundin auf der Suche nach ihrem Traumbauernhof ist, wo die beiden ihre Vision von nachhaltiger Landwirtschaft verwirklichen können. Eine Landwirtschaft, in der sie als Bauer arbeiten wie „früher“, mit Rindern auf der Weide und als weitgehend selbstbestimmte Vermarkter der eigenen Produkte. Und sie trifft auf den konventionell arbeitenden Schweinemäster Marcus Holtkötter aus dem Münsterland, der vor allem mit dem öffentlichen Ansehen zu kämpfen hat. Tierschutzorganisationen beschimpfen Landwirte wie ihn als Tierquäler und Mörder.
    Dabei liefert er Fleisch für die Verbraucher, die im Supermarkt ins Regal greifen. Holtkötter hat sich jetzt mit anderen Bauern zusammengeschlossen: In Bloggercamps lernen sie, wie man sich im Netz zu Wehr setzt gegen Hetze und Kritik. Landwirt zu sein im Jahr 2017 das ist nicht unbedingt einfach. Die Story fragt bei Landwirten, Verbänden, Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU): Warum haben die Bauern teils so einen schweren Stand und wer trägt die Verantwortung? Werden die Subventionen richtig verteilt? Und, welche Zukunft hat die deutsche Landwirtschaft? (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 23.08.2017 WDR
  • Folge 54
    Braungebrannt und gut gelaunt blickt das alte Paar in den mallorquinischen Sonnenuntergang. 5.000 Euro Rente haben sie monatlich zur Verfügung, um gemeinsam auf der Insel alt zu werden. „Wir haben uns das aber auch redlich verdient“, sagen sie. Doch: Ihre Seniorenresidenz der Luxusklasse wird von Jahr zu Jahr leerer, denn immer weniger Rentner verfügen über ein derart üppiges Einkommen. Tatsächlich muss eine zunehmende Anzahl von Senioren längst auf jeden Euro schauen. „Ich kann mir keinen Urlaub leisten“, klagt die 65-jährige Rentnerin aus Mettmann, die zwar 50 Jahre in die gesetzliche Versicherung eingezahlt hat, aber trotzdem nur 900 Euro heraus bekommt.
    Damit liegt sie nur etwa 100 Euro über der Summe, die der Staat mittellosen Senioren als sogenannte Grundsicherung zur Verfügung stellt. „Ich habe ein Leben lang gearbeitet und bekomme trotzdem kaum mehr als jemand, der nie arbeiten gegangen ist. Das ist doch nicht gerecht“, sagt die 65-Jährige. Um ihren Lebensstandard einigermaßen zu halten, geht sie nebenbei Putzen und teilt sich mit ihrer Tochter eine Wohnung.
    Privat vorsorgen konnte sie nicht. „Wovon denn? Ich habe nebenbei noch zwei Kinder alleine groß gezogen.“ Schon bald könnte jeder fünfte Rentner von Altersarmut bedroht sein – so warnen aktuelle Studien. Bereits in der nächsten Legislaturperiode des Deutschen Bundestages hören nämlich die ersten geburtenstarken Jahrgänge auf zu arbeiten. Dadurch gerät das das gesetzliche Rentensystem zunehmend unter Druck. Immer mehr Alte wollen versorgt werden, immer weniger Junge zahlen ein.
    Die Folge: Das Rentenniveau wird sinken. Und der Anteil der Rentner, die Grundsicherung bekommen, obwohl sie ihr Leben lang gearbeitet haben, steigt. Für den, der etwas bei Seite legen konnte, schien zunächst die Riesterrente eine Lösung zu sein. 16 Millionen Menschen haben „geriestert“ – doch heute ist die Enttäuschung groß. Denn das angelegte Geld hat nicht die Erträge gebracht, die von der Versicherungswirtschaft einst in Aussicht gestellt wurden. Das ist auch in der Politik endlich angekommen.
    „Riester ist gescheitert“, darüber sind sich fast alle politischen Parteien einig. Die Frage ist nur: Welche Konsequenzen ziehen sie daraus? Und wie sollen junge Menschen, die heute mit Schaudern auf ihren Rentenbescheid schauen, für das Alter vorsorgen? Und wer hat dafür überhaupt ausreichend Geld übrig? Marcel Fratzscher sieht da schwarz. Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hat erschreckende Zahlen: „Die Vermögen in Deutschland sind ungleich verteilt.
    40 Prozent der Deutschen haben heute schon keinerlei Vermögen gebildet, das heißt, sie werden später im Alter komplett vom Staat abhängig sein.“ Aus der Traum vom sonnigen Lebensabend auf Mallorca. Und nicht nur das: Kai-Uwe Groll, Betreiber eines Pflegeheims in Bad Sassendorf rechnet vor: „Heute kostet ein Pflegeplatz in etwa 3.500,- Euro monatlich, Eigenanteil 1.800 Euro, Tendenz steigend. Wer wird das noch aufbringen können?“ Und er verrät: „Wer heute ein neues Pflegeheim baut, der konstruiert es so, dass aus den Einbettzimmern mit wenig Umbau wieder Mehrbettzimmer gemacht werden können.“ Schließlich ist die Versorgung dort billiger.
    Kein schöner Ausblick für die Menschen mit wenig Einkommen, die im Alter pflegebedürftig werden. Soziale Gerechtigkeit ist eines der wichtigsten Schlagworte im Wahlkampf. Doch welchen Stellenwert hat das Thema Rente überhaupt bei der Bundestagswahl? Und welche Lösungsmöglichkeiten gibt es? Wie geht es den deutschen Rentner heute, und wie den Rentnern der Zukunft? Die Story-Autoren Marko Rösseler und Jörg Laaks sind auf die Suche nach Antworten gegangen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 30.08.2017 WDR
  • Folge 55
    Nie zuvor wurde so viel Pornografie konsumiert wie heute. Grund sind sogenannte „tube-sites“, auf denen Pornomacher ihre Videos online stellen: Seiten wie Pornhub, YouPorn oder Mydirtyhobby gehören zu den beliebtesten Webseiten der Welt. Viele davon sind im Besitz von „Manwin“, eines einzigen multinationalen Unternehmens, das es geschafft hat, den herkömmlichen Markt der Sex-Filmindustrie zusammenbrechen zu lassen. Die französische Filmemacherin Eloïse Becht alias Ovidie erzählt einen Wirtschaftskrimi, der an Orten wie Budapest, Montreal, New York und Berlin den Spuren des neuen Porno-Giganten folgt.
    Und die Geschichten eines Aufstiegs erzählt, an dem einst auch Fabian Thylmann aus Aachen seinen Anteil hatte. Der Computer-Fachmann hatte besser als erfahrene Porno-Unternehmer verstanden, welche Chancen das Internet bot. Er fing beim Neuling „Manwin“ an, köderte Nutzer mit (oft) kostenlosen Pornos und trieb so die alte Porno-Welt in den Ruin. Bis die Steuerfahndung kam und ihm zusetzte. Ovidie, einst selbst Porno-Darstellerin, erzählt aber auch die Geschichten der Frauen in der sich wandelnden Sex-Industrie.
    In drastischen Bildern und brutalen Dialogen wird deutlich, was das neue Zeitalter für die jungen Frauen aus Osteuropa bedeutet, die zum Beispiel in Budapest noch klassische Pornos drehen. Ein Ehepaar aus Münster „arbeitet“ dagegen schon für eine der neuen Plattformen im Internet – beim Unternehmen bleiben 78 Prozent der Einnahmen kleben, findet Ovidie heraus. Wer steckt hinter dem Unternehmen, das den Porno-Markt erschüttert hat? Wie konnte es so mächtig werden? Ovidie sucht nach Antworten. (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 06.09.2017 WDR
  • Folge 56
    Wer die Supermärkte von Rewe und Edeka besucht, der betritt eine besondere Welt. Die beiden Konzerne präsentieren sich als die Experten im Lebensmitteleinzelhandel. Ihre Märkte haben die Branche in Deutschland geprägt. „Wir lieben Lebensmittel“ oder „Dein Markt“, die Werbesprüche sollen das Konzept vermitteln. Doch wie gehen die Unternehmen mit ihren Mitarbeitern um? Werden sie genauso geliebt wie die Produkte, die sie verkaufen? Stehen sie ebenso im Mittelpunkt wie die Kunden? Seit Jahren fahren die Konzerne ein besonderes Konzept, nämlich zunehmend Filialen aus der Konzernstruktur auszugliedern und unter der jeweiligen Marke von einem Kaufmann als Eigentümer führen zu lassen.
    Die Konsequenz: Diese Märkte unterliegen nicht mehr der Tarifbindung, die Beschäftigten bekommen immer weniger Geld. Oftmals arbeiten sie nur zum Mindestlohn. SWR-Filmemacher Edgar Verheyen hat bundesweit recherchiert und mit vielen Beschäftigten gesprochen. Sein Fazit: Im Lebensmitteleinzelhandel hat eine soziale Talfahrt begonnen, die noch nicht zu Ende ist. (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 20.09.2017 WDR
  • Folge 58
    In der russischen Föderation arbeiten über eine Million Menschen unter sklavenähnlichen Bedingungen, so Schätzungen. Nach absoluten Zahlen steht Russland damit auf der jüngsten Liste der Menschenrechtsorganisation „Walk Free Foundation“ auf Platz 7 ihres „Welt-Sklaven-Index“, relativ nach Einwohnerzahl ist es immerhin noch Platz 16. Die Zahlen beschreiben einen Missstand, der in Gesellschaft und Politik durchaus bekannt ist. Es geht um Arbeitssklaven wie Sascha. Er kam aus der Nähe von Moskau in die Hauptstadt, auf der Suche nach Arbeit, vertraute sich schließlich einem Schlepper an.
    Der betäubte ihn mit KO-Tropfen. Sascha wachte in der Kaukasusrepublik Dagestan auf, in einer Ziegelei. Dort arbeitete er wochenlang ohne Lohn, bis er von Freiwilligen der Hilfsorganisation „Alternativa“ befreit wurde. „Ich hatte Angst, dass man mich töten würde, wenn ich einfach abhaue“, sagt er heute, zurück in Moskau. Alexey Nikitin und Zakir Ismailov sind die Köpfe von Alternativa. Die Story begleitet sie, wie sie Verschwundenen nachspüren – in den Ziegelbrennereien und auf den Bauernhöfen der Republiken, aber auch in Moskau selbst.
    „In Russland werden Menschen durch ihre eigenen Landsleute versklavt“, sagt Alexey. „Das gibt es sonst nirgendwo in Europa.“ Eine Anwältin für Arbeitsrecht und ein leitender Staatsanwalt erklären die rechtlichen Lücken, die von den Ausbeutern genutzt werden. Auch sie helfen, Antworten zu geben auf die Frage: Warum grassiert die moderne Sklaverei im Osten Europas? Der Film basiert auf einer gemeinsamen Recherche von der „Story“ und der britischen Zeitung „The Guardian“. (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 04.10.2017 WDR
  • Folge 60
    Frauen verdienen weniger, arbeiten Teilzeit, ziehen Kinder groß … und stehen am Ende ihres Erwerbslebens häufig mit Renten da, die kaum das Überleben sichern. Frauen tappen in die Armutsfalle – auch, weil der Staat das durch seine Gesetzgebung fördert!
    Zwei X-Chromosomen sind das größtmögliche Armutsrisiko in Deutschland. Denn Frauen verdienen hier weniger, arbeiten oft Teilzeit, ziehen Kinder groß … und stehen am Ende ihres Erwerbslebens häufig mit Renten da, die kaum das Überleben sichern. Die durchschnittliche Rente einer Frau beträgt mit 645 Euro 60 Prozent weniger als die eines Mannes. Fast die Hälfte der westdeutschen Frauen, die zwischen 1966 und 1970 geboren sind, werden gerade mal um die 700 Euro monatlich bekommen. Frauen tappen so in die Armutsfalle – auch weil der Staat das durch seine Gesetzgebung fördert! Die Dokumentation handelt von einem skandalösen Ärgernis, über ein Problem, das alle Generationen betrifft: die Hausfrauen der Wirtschaftswunderjahre, noch mehr jedoch ihre Töchter, und ihre Enkelinnen.
    „DokThema“ fragt Bundesfamilienministerinnen aus drei Jahrzehnten – Rita Süssmuth, Renate Schmidt und Manuela Schwesig -, warum nach fast einem halben Jahrhundert Debatten ein Problem noch immer so drängend ist, dessen Ursachen ebenso lange auf der Hand liegen. Haben Politiker tatsächlich jahrzehntelang Gesetze auf den Weg gebracht, die Frauen sehenden Auges in die Armutsfalle treiben? Denn das Problem ist auch strukturell bedingt: Die Alleinverdienerehe wird bis heute durch Ehegattensplitting und beitragsfreie Krankenversicherung für Ehepartner steuerlich hoch subventioniert, nach einer Scheidung jedoch durch das 2008 geänderte Unterhaltsgesetz bestraft.
    „DokThema“ begegnet Frauen aus drei Generationen: Rentnerinnen, die mehrere Kinder großgezogen haben und wegen ihrer geringen Altersbezüge auf staatliche Grundsicherung angewiesen sind und nur mit Spenden und Angeboten wie den kostenlosen Lebensmitteln der Tafeln über die Runde kommen. Einer Frau aus der Baby-Boomer-Generation, geschieden, die der Kinder wegen stets Teilzeit gearbeitet hat und sich nun, gebeutelt vom neuen Unterhaltsrecht, das auch bei langjährigen Ehen kaum noch Ausgleichzahlungen vorsieht, um ihren Lebensabend sorgt.
    Und einer jungen Mutter, die erst zu ahnen beginnt, wie hoch der Preis sein kann, den sie für ihren Einsatz zu Hause bezahlen muss. An ihrem Beispiel wird genau durchgerechnet, welche finanziellen Folgen Babypause, Teilzeitarbeit und Mini-Jobs für ihre spätere Rente haben. Gemeinsam mit Betroffenen und mit Fachleuten aus Wissenschaft und Politik ergründet „DokThema“, wo die Ursachen liegen, welche Kräfte einen Wandel verhindern, und wie Frauen! der fatalen Rentenfalle entgehen können. (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 11.10.2017 WDR
  • Folge 62
    Sie sind jung, sie können kämpfen, schießen und töten. Als Kindersoldaten in Uganda und Sierra Leone haben sie genau das gelernt. Jetzt werden sie von Unternehmen in Europa angestellt, die genau diese Fähigkeiten suchen, weil sie mit dem Krieg Geld verdienen, im Irak, in Afghanistan und in anderen Kriegen dieser Welt. Bockarie Marrah ist einer von ihnen. Er wurde von den Rebellen des Bürgerkriegs in Sierra Leone gekidnappt, seine Eltern vor seinen Augen abgeschlachtet. Dabei hatte er noch Glück, andere Kinder wurden gezwungen, ihre Eltern selbst zu töten. Nach dem Bürgerkrieg wurde Bockarie Marrah in ein Camp gebracht, in dem man versuchte, den Kindersoldaten zu helfen.
    Mit internationalem Geld wurden Programme entwickelt, die sie lehren sollten, ihre Erlebnisse zu verkraften, nicht mehr zu töten, wieder Gefühle zu haben. Doch dann kommen Rekruten privater Sicherheitsfirmen und bieten den Kindern und Jugendlichen Jobs als Soldaten, als Wachpersonal und als Servicekräfte an – für einen Hungerlohn. Und weil es in ihren Ländern keine Arbeit gibt, lassen sich die ehemaligen Kindersoldaten wieder anheuern, müssen wieder zu den Waffen greifen. Den Firmen nutzen ehemalige, traumatisierte Kindersoldaten, weil sie billig sind und keine Skrupel haben, zu töten. Früher waren es vor allem amerikanische Sicherheitsunternehmen, die Personal für Kriege rekrutierten.
    Heute befindet sich eines der größten Unternehmen in London. Aegis ist eine der führenden Militär- und Sicherheitsfirmen der Welt und gehört seit 2015 zum kanadischen GardaWorld-Konzern. Zu seinen Kunden zählt Aegis nach eigenen Angaben Regierungen, internationale Agenturen und Unternehmen. Für sie wirbt das Unternehmen Söldner an. Michael Wessells, Psychologie-Professor an der Columbia Universität, hat jahrelang Kindersoldaten behandelt. Er sagt über das Anheuern von ehemaligen Kindersoldaten heute: „Nichts könnte für diese jungen Menschen schlimmer sein. Und nichts könnte schlechter für die Sicherheit sein.“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 18.10.2017 WDR
  • Folge 65
    Seit Donald Trump US-Präsident ist, gibt es eine neue und zugleich alte Sicht auf den weltweiten Klimawandel im Weißen Haus. Gute Zeiten für Ölfirmen wie Exxon und Shell, die seit 60 Jahren wissenschaftliche Studien und Kampagnen finanzieren, die den Klimawandel bis heute kleinreden. Neue Dokumente beweisen: Diese Firmen wussten seit 1957, dass das Verbrennen fossiler Brennstoffe das Klima verändert – eigene, streng geheim gehaltene Forschungen hatten das ergeben. Die Ölunternehmen in den USA forschten aber nicht nur. Ingenieure von Exxon und Shell nutzen die Erkenntnisse über den zukünftigen Klimawandel schon seit Jahrzehnten für ihre Planungen: Ölbohrplattformen wurden wegen des stetig steigenden Meeresspiegels und der immer heftigeren Stürme höher und stabiler gebaut.
    Pipelines in der Arktis wurden wegen des schmelzenden Permafrostbodens stärker verankert. „Der Klimawandel war damals ein Riesending“, sagt Geophysiker Edward Garvey der von 1978 bis 1983 für Exxon als Wissenschaftler arbeitete. Sein Fazit: „Wir hätten schon vor 30 Jahren etwas gegen den Klimawandel tun können!“ Stattdessen beauftragten die Firmen Gegenstudien, die über Lobbygruppen weit verbreitet wurden. „Sie finanzierten bewusst Studien, um die eigenen Ergebnisse zu diskreditieren“, so Carroll Muffett, Vorsitzender des Center for International Environmental Law in Washington, einer NGO, die sich mit Umweltrecht befasst: „Für mich ist das der größte Skandal der Menschheitsgeschichte“.
    Mittlerweile haben zwei Staatsanwaltschaften und mehrere Counties in den USA Ermittlungen aufgenommen gegen Exxon und andere Ölfirmen – wegen gezielter Irreführung der Öffentlichkeit beim Thema Klimawandel. Die Story deckt diesen Täuschungsversuch auf und geht Hinweisen nach, dass auch in Deutschland zweifelhafte Studien veröffentlich wurden. Produktion: a&o buero filmproduktion, Robert Tasso Pütz und Tristan Chytroschek (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 08.11.2017 WDR
  • Folge 68
    Glencore. Nur wenige kennen den Namen eines der größten Rohstoffkonzerne der Welt. Dabei geht ohne Metalle aus seinen Minen fast nichts mehr: kein Handy, kein Elektroauto. Glencore hat sich dafür riesige Kupfer und Kobaltvorkommen gesichert, die größten davon im Kongo. Obwohl Milliarden Tonnen der begehrten Metalle im Boden des afrikanischen Landes stecken, sind die Menschen im Kongo bettelarm. Glencore-Manager dagegen sind durch den Börsengang ihres Unternehmens Multimillionäre geworden. Die Paradise Papers erlauben nun einen nie dagewesenen Einblick hinter die Kulissen der Rohstoffbranche und zeigen, wie sich einer der größten Rohstoffkonzerne der Welt mithilfe umstrittener Geschäftspartner eines der größten Kupfervorkommen der Welt sicherte.
    Fast ein Jahr lang haben fast 400 Journalisten von rund 100 internationalen Medien dafür einen riesigen Datensatz bekannter Offshore-Kanzleien ausgewertet, darunter ein Rechercheteam von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung. Die Daten waren der Süddeutschen Zeitung zugespielt worden, die sie mit dem Internationalen Konsortium für Investigative Journalisten (ICIJ) geteilt hat.
    Rohstoffkonzerne waren in der Vergangenheit von Nichtregierungsorganisationen immer wieder unfairer Geschäfte in Entwicklungsländern bezichtigt worden, verbunden mit dem Vorwurf, damit Fluchtursachen zu verstärken. Verträge, E-Mails und Dokumente aus den Paradise Papers zeigen nun erstmals, wie genau westliche Unternehmen Verträge in Afrika verhandeln und dabei auch vor fragwürdigen Geschäftspartnern nicht zurückschrecken. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 22.11.2017 WDR
  • Folge 70
    Die Verunsicherung ist groß unter Deutschlands Dieselfahrern – und die Wut auch. Lange als umweltfreundlich gepriesen gelten Dieselmotoren plötzlich als Dreckschleudern. (Text: WDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 29.11.2017 WDR

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