Das Buch «Schweizer Terrorjahre» sorgt seit seinem Erscheinen Anfang Jahr für explosiven Gesprächsstoff. Der damalige SP-Bundesrat Pierre Graber, so schreibt der «NZZ»-Reporter und Autor Marcel Gyr im Buch, habe 1970 im Alleingang ein geheimes Abkommen mit der Palästinensischen Befreiungsbewegung PLO abgeschlossen. Als Pierre Graber den Kontakt zur PLO suchte, stand die Schweiz im Bann der Zerqa-Krise. Palästinensische Befreiungskämpfer hatten drei Flugzeuge in die jordanische Wüste entführt, darunter auch eine Swissair-Maschine. Wenige Monate zuvor war eine Bombe im Frachtraum einer Coronado der Swissair explodiert. Das Flugzeug stürzte in Würenlingen im Kanton Aargau ab, 47 Menschen kamen dabei ums Leben. Jean Ziegler, der enge Freundschaften mit der palästinensischen Elite pflegte, tritt im Buch
als Kronzeuge auf. Er soll den Kontakt zwischen dem damaligen Aussenminister und PLO-Führungskräften vermittelt haben, die dann den Geheimdeal aushandelten. Gemäss Autor Gyr bestand das geheime Abkommen aus folgenden Abmachungen: Die Schweiz hilft den Palästinensern, sich auf diplomatischem Weg Gehör zu verschaffen; zu diesem Zweck wurde ein PLO-Büro in Genf eröffnet. Im Gegenzug garantiert die PLO, die Schweiz vor weiteren Attentaten zu verschonen. Die Strafuntersuchungen zum Attentat von Würenlingen, so Gyr, sind vermutlich wegen des Abkommens nicht weiterverfolgt worden. Was wusste der Soziologieprofessor Jean Ziegler von diesem Abkommen? Wieso schwieg er so lange? Und was ist generell sein Blick auf die Welt, Europa und die Flüchtlingskrise? Roger Schawinski fragt nach. (Text: SRF)