Seit 1992 hat Claude Longchamp jede Wahl und jede Abstimmung am Fernsehen kommentiert, «lückenlos», wie er sagt. Dabei redet er in einem Fluss. Daten, Details, Historisches, alles hat er präsent. «Informationsverarbeitunsmaschine» wird er auch genannt. Longchamps machte Politik zum Ereignis. Der 57-Jährige tritt aber nicht nur als Politexperte im Fernsehen auf. Mit seinem Forschungsinstitut gfs.bern erhebt er für Schweizer Radio und Fernsehen Prognosen schon vor dem Entscheidungstag. Zudem koordiniert sein Institut die Vox-Analysen nach Wahlen und Abstimmungen. Longchamps Omnipräsenz passt aber längst nicht allen. Seit
2009 sind die Stimmen seiner Kritiker wieder lauter. Das hat Gründe: Mit den Prognosen zur Mineratt-Initative 2009 lag er daneben. 2011 sagte er der SVP erneut einen Wahlsieg voraus; am Wahltag selber verlor die Rechtspartei aber Sitze. Und seit seiner umstrittenen Analyse zur niedrigen Stimmbeteiligung der Jungen am 9. Februar kämpft er gar um seinen Ruf. Longchamp ist eine Ausnahmeerscheinung, das ist unbestritten. Er machte seine Leidenschaften – Geschichte und Zahlen – zu seinem Beruf. Bei Roger Schawinski spricht der gebürtige Aargauer über seine Erfolge und sagt, wieso ihm die jüngste Kritik so zusetzt. (Text: SRF)