Schau in meine Welt! Folge 94: Iman – Leben nach der Flucht
Folge 94
Iman – Leben nach der Flucht
Folge 94 (25 Min.)
Sobald die von der NPD angefachten Krawalle am Flüchtlingsheim in Berlin-Hellersdorf nachließen, verlor die Presse das Interesse an den Bewohnern. „Schau in meine Welt“ hat länger hingeschaut und die 14-jährige Iman ein Jahr lang begleitet. Ein langer Weg – von der Angst vor den feindlichen Demonstrationen im Flüchtlingsheim, über die ersten Stunden Deutschunterricht in der Schule bis zu dem Wunsch, Berlin nie wieder verlassen zu müssen.Vor etwas mehr als einem Jahr weckten Imans Eltern ihre Kinder in der Nacht. Bis dahin wussten das syrische Mädchen und ihre Geschwister nichts von der bevorstehenden Flucht. Nur ein paar Kleidungsstücke und Fotos konnte Iman aus ihrem alten Leben mitnehmen – mehr passte nicht in den Rucksack. Gemeinsam mit ihren Eltern, ihrem kleinen Bruder Ahmed und ihrer jüngeren Schwester Aya kletterte Iman nachts über den Grenzzaun zur Türkei. Von dort aus brachte sie ein
Schleuser in einem Lastwagen nach Deutschland. Vier Tage dauerte die Fahrt, versteckt hinter Kartons. Kurze Pausen gab es nur nachts. Imans Vater hatte das eigene Haus verkauft, um die 20.000 Dollar an den Menschenschmuggler zahlen zu können.Ein Jahr ist seit der gefährlichen Flucht vergangen. Imans Familie hat es nach Berlin geschafft und lebt nun am Rand der Stadt, in einem Flüchtlingsheim in Hellersdorf.In diesem ersten Jahr in Deutschland erlebt Iman viel. Manches schenkt ihr Hoffnung, Sie findet Freunde, lernt Deutsch in der Schule. Anderes macht ihr Angst, lässt sie bangen. Sie sehnt sich nach den unbeschwerten Tagen ihrer Kindheit zurück. Aber zurück nach Syrien möchte sie um keinen Preis. Und so wartet Iman jeden Tag auf Post von den Behörden. Darf die Familie in Deutschland bleiben oder wird sie abgeschoben? Dabei möchte Iman nur eines: endlich wieder ein normales Leben führen. (Text: KiKA)