Schätze der Welt Folge 113: Neapel – Stadt der Gegensätze (Italien)
Folge 113
Neapel – Stadt der Gegensätze (Italien)
Folge 113 (15 Min.)
Neapel fasziniert mit seiner Melange aus brodelndem, lautem Alltagsleben und den Oasen der Ruhe in den Kreuzgängen der vielen Altstadtklöster und ihren Kirchen. Eine Stadt der Gegensätze. Als in Neapel der Wohnraum knapper wurde, baute man in die Höhe. Die ersten mehrstöckigen Hochhäuser Europas entstanden schon im 16. Jahrhundert – mit fensterlosen Kleinwohnungen für Großfamilien im Erdgeschoss. Das ist das arme und kriminelle Gesicht der Stadt. Auf der anderen Seite war Neapel schon immer eine Stadt der Künste. Um ihrer Willen kamen Gelehrte zu allen Zeiten nach Neapel. Neapel wurde dort gegründet, wo der Körper der Sirene Parthenope an Land gespült wurde. Ein Omen – nicht nur ein gutes. Auch Seuchen, Erdbeben, Vesuvausbrüche schien der Gesang der Sirene magisch angezogen zu haben. Da bedurfte es eines starken Schutzheiligen: San Gennaro. Der heilige
Januarius hat eine eigene, reich ausgestattete Kapelle im Dom. Hier lagert sein geronnenes Blut in zwei Ampullen und wird während eines inszenierten Spektakels zweimal im Jahr flüssig. Bleibt das Blutwunder aus, ist dies ein böses Omen für die Stadt. Für die einen ist Neapel die chaotischste, lärmendste und stinkendste Stadt der Welt, für die anderen die schönste, reichste und lebendigste. Nur wer Napoli gesehen hat und sie nicht liebt, mag woanders sterben. Die anderen kehren immer wieder zurück. Schon lange ist Neapel nicht mehr nur die Stadt der Camorra, der organisierten kriminellen Familienclans. Kunstwerke, Baudenkmäler, mediterrane Lebensart, die Drohung des Vesuvs und ein Hauch Morbidität ziehen immer mehr Touristen an. Und da sie im Gedränge Neapels trotzdem kaum auffallen, besteht auch nicht die Gefahr, dass Neapel zu einem Freilichtmuseum wird. (Text: 3sat)