Dokumentation in 5 Teilen, Folge 1–5

  • Folge 1 (55 Min.)
    Bild: Arte
    In dieser ersten Folge untersucht Anne-Sylvie Malbrancke den Startpunkt für das erste Übergangsritual im Leben eines Menschen. Die Geburt ist nicht nur ein biologischer und häufig ritualisierter Vorgang, sondern auch von besonderer gesellschaftlicher Bedeutung. Sie markiert den Übergang in die Gemeinschaft der Menschen. Nahezu überall auf der Welt wird die Ankunft eines Kindes in kollektiven Ritualen gefeiert. Doch in den meisten Gesellschaften vergehen Tage, Monate oder sogar Jahre, bis diese Rituale vollzogen werden. Warum ist das so? Und wer begleitet das Kind von der biologischen zur gesellschaftlichen Geburt? Die Anthropologin Anne-Sylvie Malbrancke wohnt zwei unterschiedlichen Geburtsritualen bei, die jeweils auf ihre Art den Beginn des Lebens markieren.
    Bei dem halbnomadischen Stamm der Datoga vom Eyasisee im Norden Tansanias gilt ein Kind in den Augen seiner Angehörigen erst dann als geboren, wenn es mehrere Monate allein mit seiner Mutter verbracht hat. Diese Zeit heißt „Ghereegha“ und dauert drei bis sechs Monate. Womit begründen die Datoga diese strenge Isolation? Die Quechua in den peruanischen Anden nehmen ein Kind erst mit zwei bis drei Jahren in ihre Gemeinschaft auf.
    Weder Vater noch Mutter begleiten es bei dieser sozialen Geburt, sondern ein Pate, der lebenslang wie ein zweiter Vater betrachtet wird. Das Ritual heißt „Zeremonie des ersten Haarschnitts“ und wird seit Jahrhunderten praktiziert. Bei dieser Form der Taufe schneidet jeder geladene Gast dem Kind eine Haarsträhne ab, um es in ihre kulturelle, soziale und wirtschaftliche Gemeinschaft aufzunehmen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.05.2024arteDeutsche Online-PremiereMo 06.05.2024arte.tv
  • Folge 2 (55 Min.)
    Jugendliche bewegen sich zwischen der Kinder- und der Erwachsenenwelt. Da diese Phase von vielen Unsicherheiten geprägt ist, haben zahlreiche Kulturen Rituale entwickelt, die Halt bieten – mitunter aber auch ziemlich gewaltvoll sein können. In dieser Folge zeigt Anne-Sylvie Malbrancke zwei Rituale, die den Übergang vom Kindes- zum Erwachsenenalter darstellen. In Papua-Neuguinea lebt Leah mit ihren Eltern im Dorf Yanget am Fluss Sepik. Sie ist 23 Jahre alt und bereitet sich darauf vor, ihren Körper mit Hunderten Einschnitten zu versehen, um dem heiligen Ahnentier ihres Volkes – dem Krokodil – zu ähneln.
    Sobald ihr Blut fließt, gilt sie als erwachsen. Das Ritual ist äußerst schmerzhaft und bildet eine seltene Ausnahme, denn in den meisten Kulturen findet der Übergang zum Frausein weitaus früher mit der einsetzenden Menstruation statt. In Europa wird der Eintritt ins Erwachsenenalter nur noch selten gefeiert, die Jugendphase zieht sich immer weiter in die Länge. Im Nordosten Portugals wird der Eintritt ins Mannesalter noch ritualisiert vollzogen.
    In der abgelegenen Region Alto Trás-os-Montes waren einige Dörfer noch bis zum Ende des 20. Jahrhunderts vom Rest des Landes abgeschnitten. Hier findet in der Weihnachtszeit das Fest der jungen Männer statt. Der 15-jährige Fabio und die anderen Junggesellen seines Dorfes verkleiden sich als teuflische „Caretos“, um junge Frauen mit luftgefüllten Blasen zu attackieren. Dieses Schauspiel einer exzessiven Männlichkeit markiert den Übergang zum Erwachsensein. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.05.2024arteDeutsche Online-PremiereDi 07.05.2024arte.tv
  • Folge 3 (55 Min.)
    Die Verführung ist ein Übergangsritual zum Leben als Paar. Diese besondere Art der Kommunikation ist kulturell gekennzeichnet: Die Signale, die in der Sprache der Verführung ausgesandt werden – verbal oder nonverbal – müssen vom Empfänger oder der Empfängerin verstanden werden. Verführung kann in jedem Alter stattfinden, markiert aber insbesondere den Wechsel vom Single-Dasein erwachsener Menschen zum Leben zu zweit. In dieser Folge erlebt Anne-Sylvie Malbrancke zwei Verführungsrituale von jungen Erwachsenen, die ihre Seelenverwandten suchen.
    Beim Volk der Suri aus dem äthiopischen Omo-Tal geht Verführung mit einer Transformation des Körpers einher. Einige Monate vor ihrer Hochzeit lässt sich die junge Nagugna ihre Lippe unter großen Schmerzen durchbohren, um einen Lippenteller aus Ton einzusetzen. Die Suri leben halbnomadisch von Viehzucht in schwer zugänglichen Bergregionen. Sie gehören zu den letzten Völkern, in denen die Frauen einen Lippenteller tragen. Das ca. 8.000 Jahre alte Accessoire warf in der Anthropologie zahlreiche Fragen auf: Was sagt der Lippenteller über das Verhältnis zwischen Körperschmuck und Verführung aus? Auf der indonesischen Insel Bali bedeutet Verführung auch Kampf.
    Beim Mekare-kare treten junge Männer in blutigen Gefechten gegeneinander an, um ihren Gott zu ehren – und die Aufmerksamkeit einer zukünftigen Partnerin zu erregen. Die ungewöhnliche Tradition entstand im balischen Dorf Tenganan. Agus ist 20 Jahre und noch nicht verheiratet. Um die Zuschauerinnen zu beeindrucken, kämpft er mit der stacheligen Pandan-Palme bewaffnet bis aufs Blut. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 15.05.2024arteDeutsche Online-PremiereMi 08.05.2024arte.tv
  • Folge 4 (55 Min.)
    Wer sich auf eine Paarbeziehung einlässt, öffnet sich einem Menschen, der anderes Blut hat und einen anderen Namen trägt. Mit der Heirat geben die Menschen diesen neuen Lebensgemeinschaften einen Rahmen. Sie existiert in unterschiedlichen Formen in beinahe allen Gesellschaften. Heute gilt dieses Ritual in westlichen Gesellschaften zumeist als Liebesbeweis zweier Personen, früher diente es dazu, einen Gesellschaftsvertrag zwischen zwei Familien zu schließen. Im Norden Togos beginnt bei den Batammariba die Heirat konfliktreich. Die Frau wird heimlich von ihrem Auserwählten aus ihrer Familie entführt. Inki muss ihre Absichten geheim halten, wenn sie den Mann, den sie liebt, heiraten möchte.
    Diese Zeit ist zwar riskant, ermöglicht es dem zukünftigen Paar aber, ihre Wahl zu bekräftigen und ihre Eltern vor vollendete Tatsachen zu stellen. Auf den Komoren ist genau das Gegenteil der Fall: Hier vollzieht sich das Ritual der großen Hochzeit in voller Pracht und vor aller Augen. Oft wird sie erst einige Jahre nach der religiösen Trauung gefeiert. Für Ali und Moinahalima ist die große Hochzeit die Krönung ihrer Beziehung, ein Höhepunkt ihres Lebens und ein unverzichtbarer Übergang, um eine bestimmte Stellung in der Gesellschaft zu erreichen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.05.2024arteDeutsche Online-PremiereDo 09.05.2024arte.tv
  • Folge 5 (55 Min.)
    Todesrituale erfüllen überall dieselben Funktionen: Sie sorgen dafür, dass die Sterbenden unter bestmöglichen Umständen das Jenseits erreichen, dort gut aufgehoben sind und das Leben der Hinterbliebenen nicht stören. Der Tod verursacht eine große Leere und ein immenses Chaos. Um dem damit verbundenen Schmerz zu begegnen, haben die Menschen überall auf der Welt Rituale entwickelt. Sie nehmen den Lebenden die Angst vor dem Verschwinden und begleiten die Sterbenden auf ihrer letzten Reise. Auf Bali werden die Seelen der Toten bei der Ngaben-Zeremonie befreit. Bei diesem Ritual sind Tränen verboten, da den Verstorbenen nur Gelassenheit und Ruhe beim Loslassen helfen.
    Der Tod bietet somit einen Anlass, in der Gemeinschaft zu feiern. In der Elfenbeinküste fließen bei Begräbnissen im Volk der Bétés zahlreiche Tränen. Bei der Zeremonie sollen singende, schreiende und klagende Vorweinerinnen zum Weinen anregen. Dieses Ritual dient den Lebenden als Ventil, die Trauer zu überwinden. Die Rituale auf Bali und in der Elfenbeinküste helfen den Hinterbliebenen sich zu sammeln und den Toten ihren Platz zu finden. Dieser symbolische Sieg über den Tod stärkt die Hinterbliebenen im Leben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 17.05.2024arteDeutsche Online-PremiereFr 10.05.2024arte.tv

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