Dokumentation in 6 Teilen, Folge 1–6

  • Folge 1
    Der erste Teil der Reihe setzt ein, als von Preußen noch kaum die Rede ist. Die Hohenzollern, Kurfürsten von Brandenburg, beherrschen einen territorialen Flickenteppich. Die weit verstreuten Besitzungen, im 30-jährigen Krieg ausgeplündert, verödet und geschunden, sind kaum einen roten Heller wert. Doch Kurfürst Friedrich Wilhelm I., der 1640 die Regentschaft übernimmt, gelingt es durch eine kluge Wirtschafts- und Bevölkerungspolitik, sein Land aufzurichten. Er holt Einwanderer nach Brandenburg, Kolonisten und Handwerker aus ganz Europa kultivieren die Landschaft, mit einem neuen Steuersystem stärkt der Kurfürst die Modernisierung des Staates.
    Es gelingt dem fortschrittlichen Herrscher, sein Fürstentum gegen fremde Begehrlichkeiten zu schützen, etwa gegen die Schweden in der berühmten Schlacht von Fehrbellin, die ihm den Namen ‚der Große Kurfürst‘ einträgt. Und er gewinnt über das entfernte Preußen endgültig die Lehenshoheit. Damit schafft er die Grundlage für das spätere Königreich, das aus seinen östlichen Gebieten den Namen bezieht. Die Erfolgsbilanz des Sohnes und Nachfolgers, Friedrich III., fällt weit bescheidener aus.
    Wenngleich Bescheidenheit nicht zu den Tugenden des ‚schiefen Fritz‘, wie ihn die Menschen wegen seines körperlichen Gebrechens nennen, gehört. Friedrich III. lebt gern in Prunk und Protz. Er hat eine geistreiche Frau, die ihm intellektuell weit überlegen ist, Sophie Charlotte, und einen Traum, den er unter allen Umständen verwirklichen will: Der Hohenzoller möchte König werden. Was ihm mit Hilfe diplomatischer Ränkespiele und viel Geld auch gelingt. Er wird König: Friedrich I., ‚König in Preußen‘. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf. (Text: EinsExtra)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.11.2000Das Erste
  • Folge 2
    Der Aufstieg Preußens zur europäischen Großmacht ist unmittelbar mit zwei Namen verbunden: Friedrich Wilhelm I., genannt der Soldatenkönig, und Friedrich II., in die Geschichte eingegangen als ‚Friedrich der Große‘ oder der ‚Alte Fritz‘. Friedrich Wilhelm I. baut Preußen zu einem Militärstaat mit einer mächtigen Armee und einer effektiven Verwaltung aus. Er ist ein Herrscher mit zwei Seiten: despotisch, brutal und unerbittlich gegenüber seinen Untertanen, gegenüber seinem eigenen Sohn und gegenüber sich selbst, aber auch bescheiden und gerecht. Ironie der Geschichte: Im Königreich Preußen wimmelt es zwar bald von Soldaten, Drill und Gehorsam beherrschen die Umgangsformen, aber in Wahrheit ist der Soldatenkönig ein friedliebender Herrscher.
    In seiner Regentschaft gibt es kaum Kriege. Dafür wird der Prügelstock zum beliebtesten Erziehungsinstrument. Und: man wäscht sich fortan mit Wasser, statt sich zu pudern. Preußen, ein ungeschminkter Staat. Der Sohn, der als Kronprinz dem brutalen Regiment des Vaters entfliehen wollte, ist in seinem Wesen noch widersprüchlicher: ein Feingeist und ein absoluter Herrscher. Bescheiden gegen sich selbst, aufgeklärt im Denken, aber maßlos in seinem Machtstreben.
    Mit allen Nachbarn legt er sich an, vor allem mit Maria Theresia von Österreich, der er in zahlreichen Schlachten das begehrte Schlesien abjagt und seinem Königreich Preußen einverleibt. Friedrich II. hat seinem Volk riesige Lasten aufgebürdet, sein Königreich hätte er fast verloren. Am Ende geht der Erbauer von Schloss Sanssouci, das Freund Voltaire ‚Sparta des Nordens‘ nennt, als ‚Friedrich der Große‘ in die Geschichte ein. Preußen ist nun eine europäische Großmacht. Mit dem ‚Soldatenkönig‘ und ‚Friedrich dem Großen‘ bekommt Preußen seine markanten biografischen Konturen. (Text: EinsExtra)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.12.2000Das Erste
  • Folge 3
    „Wer zu spät kommt, den straft das Leben!“ – das galt auch schon für die Könige Preußens. Friedrich Wilhelm II. erkennt die Zeichen der Zeit nicht. Der sinnenfrohe und mystisch entrückte Herrscher verwehrt seinem Volk neue Rechte, auch wenn in seiner Regentschaft ein Gesetzbuch eingeführt wird, das Friedrich II. in Auftrag gegeben hatte. Mit seinen Kriegen hat der „Dicke Lüderjahn“ auch kein Glück, dafür beteiligt sich Preußen eifrig an den Teilungen Polens und gewinnt so riesige Territorien. Doch die Beharrungspolitik rächt sich. Das Preußen unter Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm III. kann der neuen, modernen Macht nicht entgegenstehen. Napoléon Bonaparte, Revolutionsgeneral und Kaiser von Frankreich, erobert mit seinen Truppen halb Europa.
    Preußen leidet unter der Besatzung, aber im Untergrund regt sich Widerstand. Mit dem Gedanken an eine deutsche Nation und Mut zu Reformen bildet sich eine neue Führungsmacht heraus. In den Befreiungskriegen gelingt es Preußen, die französische Fremdherrschaft abzuschütteln. Wirtschaftlich und politisch wird Preußen zur dominierenden Macht in Norddeutschland, aber die Hoffnungen des aufstrebenden, national ausgerichteten Bürgertums werden enttäuscht. In den Wirren der Revolution von 1848 entpuppt sich das preußische Herrscherhaus als Hort des Konservatismus. Die Chance für einen demokratisch verfassten, deutschen Nationalstaat mit einem zum Bürger-Kaiser gekrönten Preußenkönig wird vertan. (Text: EinsExtra)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.12.2000Das Erste
  • Folge 4
    Der vierte Teil der Dokumentation beginnt mit symbolträchtigen Bildern des Kölner Doms. Das riesige Kirchenbauwerk am Rhein, das nur mit ausdrücklicher Hilfe der preußischen Könige fertig gestellt werden konnte, ist Sinnbild der Deutschen Nation, aber auch Ausdruck der preußischen „Wacht am Rhein“. Preußen ist zur deutschen Übermacht geworden. Nur Österreich kann dem Hohenzollern-Staat noch Paroli bieten. Und mit Otto von Bismarck gelangt ein Mann an die Spitze der preußischen Politik, der Preußens Vorherrschaft auf Dauer sichern will. Sein Plan ist genial und skrupellos zugleich. Preußen setzt sich an die Spitze der bürgerlichen Nationalbewegung.
    Preußen soll das Deutsche Reich herbei führen. Drei Kriege dauert es, bis Bismarck am Ziel ist: Mit Österreich erfolgreich gegen die Dänen, dann erfolgreich gegen Österreich und dann ohne Österreich aber mit den anderen deutschen Staaten erfolgreich gegen Frankreich. Die Kreuze und Ehrenmale auf den Friedhöfen bei den Düppeler Schanzen, bei Königgrätz und bei Sedan legen Zeugnis ab. „Mit Blut und Eisen“ wird das Deutsche Reich geschmiedet, ein preußisches deutsches Reich. An der Vormacht Preußens hat niemand Zweifel. Preußen ist in jeder Beziehung die Nummer eins und es hat Deutschland die Pickelhaube aufgesetzt. (Text: EinsExtra)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.12.2000Das Erste
  • Folge 5
    Historiker streiten darüber, ob man nach der Reichsgründung überhaupt noch von preußischer Geschichte sprechen könne. Dennoch hat keine Epoche das Bild Preußens mehr geprägt als die wilhelminische. Bismarck als Jongleur auf der Weltkugel und als Raubtierbändiger im Reichstag, Kaiser Wilhelm I. als Länderfresser und eroberungshungriger Monarch, so sehen ausländische Karikaturen die starken Männer des Preußen-Deutschlands nach 1871. Danach folgt ein Herrscher, der keine Karikaturen braucht, weil er selbst fast eine ist: Wilhelm II., der sich in den Kopf gesetzt hat, seinem Reich einen „Platz an der Sonne“ zu erobern und es zur Weltmacht zu führen.
    Dazwischen ein kurzes 99-Tage-Intermezzo, was später die respektlosen Untertanen in Berlin zu einer sprichwörtlichen Majestätsbeleidigung veranlassen wird: „Der greise Kaiser, der weise Kaiser und der Scheiße-Kaiser“. Preußen geht nach 1871 im Deutschen Reich auf, aber die widersprüchlichen preußischen Wesenszüge leben weiter, werden verstärkt und verzerrt. Aus Loyalität wird Untertanengeist, aus Nationalgefühl wird hemmungsloser Chauvinismus, aus militärischem Denken wird Militarismus. Und Preußen selbst, das als verblassendes Königreich im Kaiserreich weiter existiert, wird von inneren Widersprüchen zerrissen.
    Ostelbische Junker wollen ihre Privilegien behalten und die großbürgerlichen Wirtschaftsführer ihre Macht ausbauen, während die wachsende Arbeiterschaft Rechte einklagt und Missstände anprangert. Eine deutsche Nation wird hochgehalten, die das Erbe des Heiligen Römischen Reiches antreten soll, doch in diesem neuen Reich leben Elsässer, Dänen und vor allem Polen, die nicht „germanisiert“ werden wollen. Der Fortschritt marschiert, das Deutsche Reich wird zur führenden Industrienation und zum Weltmeister bei den Nobelpreisträgern, aber der Kaser, der auch preußischer König ist, träumt von einer Herrschaft wie im Mittelalter. Das kann nicht gut gehen … (Text: EinsExtra)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.12.2000Das Erste
  • Folge 6
    Preußen zerschlagen? Oder als demokratische Festung im neuen deutschen Reich aufrichten? Darüber wird in der Republik von Weimar erbittert gestritten. Die Sozialdemokraten wollen aus Preußen einen vorbildlichen deutschen Staat machen, die Monarchisten wollen ihren alten Kaiser Wilhelm wiederhaben und wählen sich einen Ersatzkaiser: Paul von Hindenburg, Ex-General, Junker und nun Reichspräsident. Die Rheinländer, an ihrer Spitze der Kölner Bürgermeister Konrad Adenauer, wollen ‚los von Berlin!‘ und eine eigene westdeutsche Republik. Keine guten Voraussetzungen für ein starkes Preußen bei all der Not nach dem Krieg und mit den riesigen Lasten des Versailler Vertrages.
    In Preußen stellen die Sozialdemokraten die Regierung, und es gelingt ihnen trotz politischer Instabilität und wirtschaftlicher Not, den Freistaat zu einem demokratischen Gemeinwesen umzugestalten (Otto Braun ist Ministerpräsident). Die Sehnsucht der preußisch-deutsche Bevölkerung nach klaren Verhältnissen und einer starken Führung steigt dramatisch in den Krisenjahren der Republik. Ein ‚Kabinett der Barone‘ setzt 1932 die demokratische Regierung Preußens ab. Vom Streit zwischen Demokraten, Kommunisten und Monarchisten profitiert der Nationalsozialismus.
    Hitler übernimmt die Macht und zelebriert am ‚Tag von Potsdam‘ im März 1933 die Verbindung von Preußentum und Faschismus. Sein ‚Drittes Reich‘ beruft sich zwar propagandistisch immer wieder auf das alte Preußen, doch Preußen ist längst gleichgeschaltet und dem ‚Führerstaat‘ eingegliedert. Gleichwohl bleibt für viele Menschen Preußen ‚die Wurzel allen Übels‘, wie Winston Churchill meint. In diesem Sinne wird der Staat Preußen nach dem Sieg über Nazi-Deutschland von den Siegermächten 1947 aufgelöst. Preußen ist fortan nur noch ein historischer Begriff. (Text: EinsExtra)
    Deutsche TV-PremiereSo 31.12.2000Das Erste

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