planet e. Folge 163: Arten vor dem Aus? – Kampf um Wildkatze & Co.
Folge 163
Arten vor dem Aus? – Kampf um Wildkatze & Co.
Folge 163 (30 Min.)
Zu viel Agrarchemie und zu viel Flächenversiegelung: Der Lebensraum für heimische Tierarten wird knapp. Naturschutzmaßnahmen allein reichen offenbar nicht aus. Knapp die Hälfte der rund 72 000 heimischen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten in Deutschland steht nach dem Bericht des Bundesamtes für Naturschutz auf Roten Listen. 31 Prozent davon stufen die Experten als bestandsgefährdet ein, 4 Prozent sind bereits ausgestorben. Nicht nur Ackergifte und Beton sind das Problem. Neue Gefahren kommen hinzu, etwa durch Windkraftanlagen. Sie sind Todesfallen für Greifvögel und Fledermäuse – neue Herausforderungen für die Anpassung der Naturschutzpolitik. Doch es gehe viel zu langsam, kritisieren die Naturschutzverbände. Schon immer sind Arten ausgestorben und neu entstanden. Seit Millionen Jahren ist das ein natürlicher Vorgang. Doch niemals in der Geschichte unseres Planeten verschwanden Arten so schnell. Von 2009 bis 2011 hat sich die Rote Liste um 2000 bedrohte Arten verlängert – 10 Prozent mehr in nur drei Jahren! Und die gerade laufenden Erhebungen zur aktualisierten Liste zeigen, dass dieser negative Trend anhält. Verantwortlich dafür ist im Wesentlichen eine einzige Spezies: der Mensch. Andererseits: Brauchen wir die Artenvielfalt überhaupt? Warum ist sie nötig? Biologen wie Lutz Dalbeck werden derartige Fragen oft gestellt. Die Antwort ist stets äußerst schlicht: Artenvielfalt garantiert unser aller Überleben. Denn nur wenn es gelingt, die unglaubliche Vielfalt des biologischen Erbmaterials zu erhalten, kann sich das
Genom – also der Satz des vollständigen Erbmaterials der Pflanzen, Tiere und letztlich auch des Menschen – an die sich stets ändernden Lebensumstände anpassen. Lutz Dalbeck weiß aus Erfahrung: Verordneter Naturschutz hilft nicht wirklich. Man muss die Menschen mitnehmen, sie überzeugen. Nur im Dialog mit den Vertretern anderer Interessen kann Artenschutz gelingen. Dalbecks Dauergesprächspartner kommen zum Beispiel aus der Landwirtschaft und der Jägerschaft. „Schon mit dem Erklären einiger Zusammenhänge im Ökosystem kann man viel Verständnis hervorrufen“, sagt Dalbeck. „Wenn viele Landwirte am Ort die Bewirtschaftung ihrer Felder nur etwas anpassen, dann gibt es auch Erfolge in der Fläche.“ Randstreifen mit Wildkräutern oder am Feldrand wachsende Hecken als Biotop-Verbinder sind relativ gut umzusetzende Maßnahmen, die helfen, Lebensräume zu stabilisieren. Wenn auch nicht überall, sehr oft können Landwirte zum Artenschutz beitragen. Beim Fledermausschutz dagegen geht ohne die Aktivitäten der ehrenamtlichen Naturschützer nichts. Wohnquartiere der nachtaktiven Tiere müssen bewacht, Nahrungsquellen gesichert werden. Eine zeitraubende Arbeit. Tatsächlich erzielen Fledermausschützer in der Oberpfalz erste Erfolge. Ob sie dauerhaft sind, ist allerdings fraglich. „planet e.“ will wissen: Verkommt Deutschland zur biologischen Einöde? Wird genug getan für den Artenschutz? Wo gibt es Fehler, und wer trägt Verantwortung? Vor allem: Was muss getan werden, damit heimische Wildtiere bei uns dauerhaft überleben können? (Text: ZDF)