Pro Jahr verschwinden 20 Prozent unserer fruchtbaren Böden. Und 2050 wollen rund neun Milliarden Menschen ernährt werden. Die bislang größte Agrar-Katastrophe bahnt sich an. Intaktes Ackerland wird zum Überlebensfaktor für die Menschheit. Die Bildung einer zehn Zentimeter dicken Humusschicht dauert 2000 Jahre. Doch Erosion und Überschwemmungen, bedingt durch den Klimawandel, sowie konzeptlose Bebauung vernichten Böden im Eiltempo. Fehlen die Ackerflächen, bricht die Welternährung irgendwann zusammen. Seit Jahren tobt der Kampf um Böden, und ein Wettbewerb um die fruchtbarsten Flächen findet statt. Vor diesem Hintergrund haben die Vereinten Nationen das Jahr 2015 zum „Internationalen Jahr des Bodens“ erklärt. Das große Feldersterben ist vielschichtig. China, viele reiche arabische Länder aber auch Spekulanten aus Deutschland kaufen Agrarflächen auf, wo es nur geht – vor allem in Afrika. Übrig bleiben minderwertige Flächen, die nicht mehr genug Ernten abwerfen. Menschen fliehen, weil die Böden sie nicht mehr ernähren. Die Flüchtlinge kommen auch zu uns – das ist die Prognose vieler Forscher und Politiker. „planet e.“ begleitet Johannes
Schoeneberger von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) nach Äthiopien. Seit 50 Jahren versucht die GIZ dort Böden zu rekultivieren und den Menschen schonende Anbaumethoden beizubringen. Trotz beachtlicher Erfolge sind viele Dorfbewohner misstrauisch gegenüber fremder Hilfe. Hinzu kommen die Regeln des globalen Marktes. Beispiel: die Hirsesorte Teff. Sie ist seit jeher äthiopisches Grundnahrungsmittel, doch inzwischen ist diese Hirse zu einem Exportschlager geworden. Denn Teff ist glutenfrei sowie vitaminreich, und daher sind Teff-Diäten in den USA und Deutschland in Mode. Doch der Boom hat eine Schattenseite: Die äthiopische Regierung hat jetzt die Ausfuhr gestoppt, um die eigene Ernährungslage nicht zu gefährden. Und der Druck aus dem Westen steigt weiter. So setzen deutsche und internationale Investoren auf äthiopische Böden, um Ölpflanzen oder Exportgüter anzubauen. Damit gehen zusätzlich Ackerflächen für die einheimische Nahrungsversorgung verloren. Maximaler Ertrag bedeutet, dass die Böden ausgelaugt werden. Was aber bleibt, wenn die Investoren gehen? Die Regierung hat die Gefahr erkannt und bittet Schoeneberger um Hilfe. (Text: ZDF)