2025, Folge 289–303

  • Folge 289 (30 Min.)
    Mit seiner Erzeugergenossenschaft möchte Conrad Bölicke Olivenölerzeuger wie Angela Librandi aus Kalabrien unterstützen, den Klimawandel zu meistern. – Bild: ZDF und Marcel Lepel
    Mit seiner Erzeugergenossenschaft möchte Conrad Bölicke Olivenölerzeuger wie Angela Librandi aus Kalabrien unterstützen, den Klimawandel zu meistern.
    Der Klimawandel bedroht wichtige Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln und Olivenöl. Doch immer mehr Erzeuger wollen verhindern, dass es zu leeren Regalen in den Supermärkten kommt. Damit Starkregen, Hitze und Trockenheit nicht für Ernteausfälle sorgen, bedarf es neuer Anbaumethoden und klimaresistenter Pflanzen: In Holland wachsen Kartoffeln schon auf Salzböden, und in Italien trotzen Olivenbäume dem Klimawandel. Egal, ob es zu viel regnet oder zu heiß ist: Für die Olivenernte ist beides schlecht. Allein im Jahr 2023 ist der Preis für Olivenöl laut Statistischem Bundesamt um 20 Prozent gestiegen. Der Bremer Conrad Bölicke arbeitet gemeinsam mit Olivenölproduzenten daran, dass mediterranes Olivenöl auch in Zukunft in guter Qualität bezahlbar bleibt.
    Dafür experimentiert er in Italien mit dem Anbau von Bohnen und Erbsen neben den Olivenbäumen. Diese Gemüsepflanzen sorgen dafür, dass der Boden nicht austrocknet und neuer Humus entsteht. Zusätzlich verhilft auch der effektivere Einsatz von Wasser zu besseren Ernteergebnissen. Schon seit über 25 Jahren ist Conrad Bölicke im Olivenölgeschäft. Damals gründete er eine Erzeugergemeinschaft, um hochwertige Olivenöle direkt vom Kleinbauern zum Verbraucher zu bringen.
    Mittlerweile steht er vor ganz neuen Herausforderungen: „Früher wollte ich die Qualität des Olivenöls revolutionieren, heute will ich helfen, dass Olivenöl den Klimawandel überlebt.“ Seit Jahrhunderten versuchen Menschen, die Versalzung von Böden zu verhindern, um die Landwirtschaft in Küstennähe zu erhalten – mit mäßigem Erfolg. Arjen de Vos auf der niederländischen Insel Texel geht einen anderen Weg: Er sucht nach Möglichkeiten, auf salzhaltigen Böden Gemüse anzubauen, insbesondere Kartoffeln. Der Biologe leitet das Sozialunternehmen „The Salt Doctors“. Sein Ziel ist es, die Ernährung zu sichern – auf der ganzen Welt.
    Bis zu 833 Millionen Hektar Boden sind weltweit bereits von Versalzung betroffen, was oft zu geringeren Ernteerträgen führt. Und jeden Tag kommen drei Hektar hinzu. Auf Texel sucht Arjen de Vos zusammen mit dem Landwirt Jan Bakker nach salzresistenten Kartoffel- und Gemüsesorten, die direkt im Salzwasser wachsen. In seiner Versuchsanlage testet er neben Kartoffeln auch den Anbau von Tomaten und Mangold. Was dort im Kleinen funktioniert, soll später auf der ganzen Welt umgesetzt werden. Schon heute sind die „Salzdoktoren“ in zehn Ländern im Einsatz – von Marokko bis in den Senegal, von Vietnam bis Kuba. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 18.01.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Di. 14.01.2025 ZDFmediathek
  • Folge 290 (30 Min.)
    Eine Frau, ein Ziel: Wasserstoff-Trucks auf die deutschen Straßen zu bringen. Dank Saras Mietmodell sind die Wasserstoffs-Lkws auch für kleinere Unternehmen erschwinglich.
    Emissionen zu reduzieren ist eine der größten Herausforderungen im Güterverkehr. Zukunftsweisende Initiativen zeigen, wie es schon jetzt gelingt. Sara Schiffer ist eine der Vorreiterinnen dieser Bewegung: Mit ihrem Mietmodell für Wasserstoff-Lkws stößt sie einen Wandel im Schwerlasttransport an. Und im belgischen Gent setzen einige Visionäre auf Elektroboote für den Warenverkehr. Die 31-jährige Sara Schiffer ist fest entschlossen, den Straßengüterverkehr grüner zu machen. „Wir wollen bis 2045 klimaneutral sein, und das geht nur, wenn wir alle technologischen Möglichkeiten ausschöpfen“, sagt sie.
    Ihre Lkws fahren mit Wasserstoff. Sie werden gemietet – bezahlt wird nur die gefahrene Strecke, etwa ein Euro pro Kilometer. Um zu beweisen, dass Wasserstoff-Lkws schon heute eine Alternative sein können, begibt sich die studierte Informatikerin auf eine Pionierreise. Es geht quer durch Europa: von der nördlichsten Elektrolyseanlage in Deutschland in Niebüll bis nach Turin in Italien, wo sie ein neues Modell für ihre Flotte testen will. Eine Bewährungsprobe für Wasserstoff-Lkws auf langen Strecken, denn ähnlich wie bei Elektrofahrzeugen steht und fällt die Zukunft mit der Möglichkeit, unterwegs aufzuladen, beziehungsweise zu tanken.
    Der große Vorteil von Lkws mit Brennstoffzelle ist nämlich, dass sie in nur 15 Minuten vollgetankt sind, während rein batterieelektrische Lkws mehrere Stunden brauchen – sofern es überhaupt Lademöglichkeiten gibt. Aber auch Wasserstofftankstellen sind noch längst nicht flächendeckend verfügbar. Gerade einmal 167 Tankstellen gibt es in ganz Europa – gut 100 davon in Deutschland. „Wir brauchen eine stabile Nachfrage, damit in die Infrastruktur investiert wird.
    Nur so können Produktionskapazitäten hochgefahren werden“, weiß Sara. Grüner Gütertransport beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Straße. In der belgischen Stadt Gent nutzt Bio-Landwirt Maarten Cools das Flüsschen Leie für die sogenannte „letzte Meile“. Auf einem kleinen Boot, ausgestattet mit Solarpaneelen transportiert er sein Gemüse vom Feld emissionsfrei in die Innenstadt. Konstruiert hat das solarbetriebene Boot Geert Dekleermaeker, ein Tüftler aus Gent. Er hat das europaweit erste Patent dafür erhalten und glaubt, dass dies ein Modell für viele Städte sein könnte, die ihre Wasserwege als saubere Transportoption wiederentdecken wollen.
    Unternehmer Peter Geirnaert denkt noch größer: Seine Elektroboote können bis zu 25 Tonnen laden und sind regelmäßig für den Transport von Konstruktionsmaterial in die Genter Innenstadt im Einsatz. Das Potenzial für diese Art von Booten ist riesig, denn Europa hat Wasserstraßen mit einer Gesamtlänge von 42.000 Kilometern. Die Dokumentation zeigt, dass die Logistiksparte durchaus zu revolutionieren ist und ein grüner Lieferverkehr längst keine Vision mehr ist. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 01.02.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Di. 28.01.2025 ZDFmediathek
  • Folge 291 (30 Min.)
    Die Sturmschäden sind noch immer sichtbar. Sie waren der Grund, dass Federico Stefani seinen gut dotierten Job bei der NATO in Brüssel kündigte und ein Start-up in seiner Heimat Italien gründete. Ein Ziel des Unternehmens: die Aufforstung des zerstörten Waldes.
    Immer häufiger setzen Trockenheit und Stürme den Wäldern zu. Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund. Mit neuen Ideen kommen klimaresiliente Bäume zurück in die Natur und auch in unsere Städte. Neuen Wald dorthin bringen, wo die Menschen wohnen: Das will der niederländische Gartenbautechniker Leo von Dalen. In Utrecht setzt er das Konzept eines italienischen Stararchitekten um: Bäume pflanzen auf Dächern und Fassaden von Häusern. Um Wohnraum mit Bäumen zu kombinieren, sollen an einem Utrechter Neubau gut 10.000 Sträucher und 360 Bäume an den etwa 100 Meter hohen Gebäudewänden gepflanzt werden: stabil bei Sturm, hitzeresistent und mit Ablaufmöglichkeiten für Wassermassen bei Starkregen.
    „Am Anfang habe ich gedacht, das funktioniert nie, aber inzwischen muss ich sagen, es gibt langfristig keine besseren Lösungen für das Leben in der Stadt.“ Die Pflanzen schützen vor Lärm, Schmutz und Hitze und sind für die Luft so wertvoll wie ein Hektar Wald. Wenn an der Donau bei Ingolstadt Bagger den Fluss verbreitern, hat Barbara Stammel ihr Ziel erreicht: Ein neuer Auwald wird geschaffen. Die großen Baumaschinen sorgen für mehr Platz am Ufer, denn ein neuer Wald braucht auch neuen Raum. Die Auwaldökologin hat mit ihren Studien nachgewiesen, wie wertvoll die einst abgeholzten Auwälder für unsere Umwelt sind: „Auwälder sind außerordentlich artenreich, binden mehr CO2 als normale Wälder und sind ein zuverlässiger Schutz vor Hochwasser nach Starkregen.“ An den Ufern sind Bäume wichtig, die sowohl in Flüssen als auch im Trockenen stehen können, damit das Wasser in verschiedenen Höhen und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit durch die Auenlandschaft fließen kann.
    Ein orkanartiger Sturm hat das Leben von Federico Stefani im Jahr 2018 aus den Fugen gebracht. Damals suchte ein Sturmtief mit Namen Vaia seine Heimat im italienischen Trient heim und zerstörte etwa 42 Millionen Bäume.
    Federico Stefani wollte helfen und kündigte seinen gutbezahlten Job bei der NATO in Brüssel. Gemeinsam mit Freunden gründete er ein Unternehmen mit dem Ziel, die heimischen Wälder neu aufzubauen und zukunftsfähig zu machen. Ihre Handylautsprecher, gefertigt aus Bruchholz, wurden zum Verkaufsschlager. „Wir wollten etwas Simples in einem schönen Design anbieten, das die Leute haben wollen, weil sie es als Symbol für den Wert unserer Wälder ansehen.“ Über 100.000 Holzlautsprecher haben sie inzwischen verkauft und für jeden an den Hängen, wo der Sturm wütete, einen Baum gepflanzt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 08.02.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 17.01.2025 ZDFmediathek
  • Folge 292 (30 Min.)
    Die mobile Astra-Bridge auf der A1 bei Recherswil zwischen Bern und Zürich, Schweiz
    Marode Straßen und Schienen kosten nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Nerven. Überall herrscht Sanierungsstau. Wie kommen wir da raus, ohne das Land in eine Baustelle zu verwandeln? Über 7000 Kilometer Autobahn werden als sanierungsbedürftig eingestuft. Beim Schienennetz sind es mehr als doppelt so viele. Drei Pionierprojekte zeigen, was wir diesen Herausforderungen heute und in Zukunft entgegenzusetzen haben. Innovation auf der Überholspur. Mit der Sanierung von Autobahnen verbinden die meisten Menschen Straßensperrungen und Staus. Für die Bauarbeiter bedeuten die Arbeiten auf der verengten Fahrbahn ein höheres Sicherheitsrisiko.
    Jürg Merian vom schweizerischen Bundesamt für Straßen war selbst lange Baustellenleiter und hatte irgendwann die zündende Idee: eine mobile Brücke. Gemeinsam mit dem Ingenieur Toni Hauert entwickelte er einen Prototyp: die ASTRA Bridge. Während der Verkehr auf der Brücke weiterläuft, kann darunter ungestört gearbeitet werden. Sind die Sanierungsarbeiten abgeschlossen, rollt die Brücke ferngesteuert zum nächsten Bauabschnitt. Inzwischen gibt es auch aus dem Ausland Interesse an der Brücke.
    Eine weitere ungewöhnliche Strategie gegen den Sanierungsstau: der Einsatz von Bakterien. Die niederländischen Wissenschaftler Erik Schlangen und Henk Jonkers von der Universität Delft entwickelten einen Beton, der sich selbst heilen kann. Dabei kombinierten sie Bauingenieurwesen und Biologie. Bakterien, die Kalk bilden können, werden dem Beton hinzugefügt, um entstandene Risse wieder zu verschließen. Dieser selbstheilende Beton hält nicht nur länger und muss seltener gewartet werden, sondern spart auch noch tonnenweise CO2.
    Der Zustand des Schienennetzes in Deutschland wird immer schlechter. Instandsetzungsarbeiten am Gleis sind aufwendig und langwierig. Durch den Fachkräftemangel wird es immer schwieriger, den Sanierungsstau aufzuholen. Ein Pionierprojekt des Bahntechnik-Spezialisten „Robel Rail Automation“ soll Abhilfe schaffen. Das Unternehmen aus Bayern hat einen Roboter-Arm entwickelt, der auf Schienen fährt und die Reparatur vollautomatisch übernimmt. Der geniale Kopf dahinter: Thomas Weis. In den Niederlanden wird der Roboter jetzt erstmals eingesetzt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 15.02.2025 ZDF
  • Folge 293 (30 Min.)
    Energieautarkes Mehrfamilienhaus in Aschersleben. Der nächste Plattenbau wird gerade saniert.
    Jedes kleine Balkonkraftwerk zählt. Die große Energiewende braucht viele Menschen, die mitmachen. Wie das unabhängig vom Geldbeutel gelingt, dafür haben kreative Köpfe Lösungen gefunden. Um möglichst viele mit an Bord zu holen, tüfteln gemeinnützige Vereine, Architekten und Ingenieure an günstigen Energiespeichern, stabilen Mieten und niedrigen Nebenkosten. Viele kleine Schritte für das eine Ziel: Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen. Im sächsischen Freiberg erfüllt sich Timo Leukefeld einen Traum. Er baut ein Haus, das seinen Bedarf an Strom und Wärme nahezu selbstständig aus Sonnenenergie produziert und bis in den dunklen Winter hinein speichert – und das bereits vor 15 Jahren.
    Solarmodule, Kollektoren und Wasserwärmespeicher: Mit seiner Vision vom energieautarken Wohnen ist der Energie-Experte seiner Zeit weit voraus. Heute setzt Pionier Leukefeld seine Ideen in großem Stil um, derzeit in Aschersleben in Sachsen-Anhalt. Drei Plattenbauten aus DDR-Zeiten werden zu energieautarken Mehrfamilienhäusern umgebaut. „Wir haben ja nicht eine Republik von Einfamilienhausbesitzern, sondern die meisten Menschen in Deutschland sind Mieter.
    Deshalb haben wir versucht, für Mieter eine Lösung zu finden“, so Leukefeld. Sein Autarkie-Konzept verändert auch die Berechnung der Miete ganz grundlegend: In der sogenannten Pauschalmiete sind alle Nebenkosten enthalten, und sie ist auf fünf Jahre festgeschrieben. Schwankende Energiepreise können Mieter Wolfgang Köber nicht mehr schrecken: „Damit bin ich auf der richtigen Seite der Energieentwicklung“, sagt der Rentner. „Und das gibt mir ein gutes Gefühl.“ Renate Schultes setzt sich in ihrer Heimatstadt München für die „Energiewende von unten“ ein: Sie will Menschen mit geringem Einkommen den Zugang zu erneuerbaren Energien ermöglichen.
    Dazu hat sie den gemeinnützigen Verein „Solar2030 e.V.“ mit gegründet. Der spendet kleine Balkonkraftwerke an Menschen, die sich eine solche Mini-Solaranlage nicht leisten könnten – darunter Kunden der Münchner Tafel wie Familie Markgraf. Der günstige Solarstrom macht sich sofort im Portemonnaie bemerkbar. „Unser Slogan heißt ‚Energiewende von unten‘“, sagt Vereinsgründerin Renate Schultes. „Und das heißt, dass wir alle Menschen mitnehmen wollen – auch diejenigen, die sich das nicht leisten können.“ Tommi Eronen und Markku Ylönen sind echte Tüftler.
    Die jungen Ingenieure aus Finnland haben eine kostengünstige und emissionsfreie Lösung für eine der größten Herausforderungen gefunden: das Speichern von grüner Energie. „Wir werden in Zukunft eine große Menge überschüssiger Stromproduktion aus Wind und Solarenergie haben“, sagt Tommi Eronen. „Und wir müssen große Energiespeicher bauen, um diese Energie von der Gegenwart in die Zukunft zu bringen.“ Die beiden setzen auf Sand.
    Den füllen sie tonnenweise in ein Stahlsilo und erhitzen ihn mit Strom aus Sonne und Wind auf bis zu 600 Grad Celsius. Diese Hitze kann über Monate hinweg gespeichert und bei Bedarf in ein Fernwärmenetz eingespeist werden. Momentan arbeiten sie an ihrer bislang größten Sandbatterie mit 15 Metern Durchmesser. Sie soll die 5000-Einwohner-Gemeinde Pornainen mit Wärme aus Ökostrom versorgen. Bürgermeister Antti Kuusela steht voll hinter dem mutigen Projekt: „Das ist eine echte Innovation. Und wir sind sehr glücklich, sie hier in unserer kleinen Gemeinde Pornainen zu haben. Jede Möglichkeit, den Klimawandel zu bekämpfen, ist hier willkommen!“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 22.02.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Di. 11.02.2025 ZDFmediathek
  • Folge 294 (30 Min.)
    Katharina Schulz (r.) ist deutschlandweit die erste Vollzeit-Einsamkeitsbeauftragte.
    Freunde treffen oder ein geselliger Konzertbesucht – immer mehr Menschen fehlt solch ein Austausch. Die Einsamkeit in der Gesellschaft nimmt zu. Wie ist wieder mehr Gemeinschaft möglich? Einsamkeit wird zu einem immer größeren gesellschaftlichen Problem. Spätestens seit der Coronapandemie ist klar, nicht nur ältere Menschen sind betroffen. „plan b“ zeigt, welche Wege es aus der Einsamkeitsspirale gibt – für Jung und Alt. Berlin-Reinickendorf geht mit gutem Beispiel voran: Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner hat die bundesweit erste Stelle für eine Einsamkeitsbeauftragte (in Vollzeit) geschaffen, denn schon vor Jahren hat sie erkannt, wie wichtig das Thema ist.
    Seit letztem Sommer ist Katharina Schulz im Amt. Gemeinsam stellen sie sich der Herausforderung, Menschen in ihrem Bezirk zusammenzubringen und raus aus der Einsamkeit zu holen: „2024 ist der Fokus auf den Senioren, 2025 auf der Jugend, 2026 auf der Mitte der Gesellschaft – damit ab 2027 niemand mehr einsam sein muss“, so Schulz. Die beiden nehmen an einem Walk der Offline Girls teil, den Bianka Gawron jeden Sonntag in Berlin veranstaltet.
    Ihr Ansatz: Durch Spaziergänge echte Begegnungen schaffen, offline sozusagen. Innerhalb weniger Monate hat sie eine sehr aktive Community aufgebaut, die sich auch über Chatgruppen vernetzt und austauscht. Spaziergänge oder Wandern gegen die Einsamkeit werden auch außerhalb Berlins immer beliebter. In Dänemark bringen innovative Wohnkonzepte Menschen zusammen. Kristian Dall leitet in Aarhus ein in Skandinavien außergewöhnliches Mehrgenerationenhaus. In 304 Apartments leben Bewohner jeden Alters zusammen.
    „Das Wohnkonzept ist die moderne Version eines traditionellen Dorfes“, so Dall. Es gibt eine Kindertagesstätte, ein Café, aber auch einen Pflegestützpunkt. Die junge Mutter Helene Henriksen schätzt das Miteinander der Generationen: „Man hat viel Unterstützung und kann gelassen in die Zukunft blicken: Hier muss niemand alleine altern.“ Im Haus der Generationen wird Dorfleben in der Stadt auf mehreren Etagen erfolgreich gelebt. Einen digitalen Weg aus der Einsamkeit hat Paul Schonnebeck entwickelt. Seine App Helpcity bietet jungen Menschen eine geschützte Plattform, um sich auszutauschen: „Wir wollen Hemmschwellen abbauen und das Thema Einsamkeit endlich aus der Tabuecke holen.“ Einsamkeit unter jungen Menschen bekommt immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit, findet der 29-Jährige aus Köln.
    Nutzer wie Marlon Mispelkamp schätzen die Ehrlichkeit in der Community, die echte Verbindungen schafft. Laura Krautmacher und er haben sich über die App kennengelernt und treffen sich jetzt auch im echten Leben. Apps wie Helpcity können Menschen zusammenbringen, die sich sonst auf einem anderen Weg gar nicht kennengelernt hätten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 08.03.2025 ZDF
  • Folge 295 (30 Min.)
    Jessica te Heesen (r.) leitet das Projekt JUMP der Diakonie in Düsseldorf. Geflüchtete Mädchen lernen dort, sich durchzusetzen – und die Einschränkungen ihrer männerdomierten Kultur abzuschütteln.
    Auch im Jahr 2025 gilt Gleichberechtigung oft nur auf dem Papier. Weltweit setzen sich Frauen für Frauen ein, um veraltete Strukturen zu durchbrechen und einander zu stärken. Frei über den eigenen Weg bestimmen, gleiche Rechte im Beruf, finanzielle Unabhängigkeit: Das sind die wunden Punkte, an denen Initiativen in Deutschland und Ecuador ansetzen. Die Reportagereihe „plan b“ begleitet drei engagierte Vorkämpferinnen. Eine davon ist die Chirurgin Katja Schlosser. Die Chefärztin am Agaplesion Evangelisches Krankenhaus Mittelhessen setzt sich mit ihrem Verein „Die Chirurginnen“ für Kolleginnen wie Kristina Götzky ein, damit sie ihren Beruf uneingeschränkt ausüben dürfen – auch wenn sie ein Kind bekommen.
    Das ist in einigen Bundesländern de facto verboten: Schwangere dürfen nicht mehr operieren. Offizielle Begründung: das Mutterschutzgesetz. Dadurch geraten Chirurginnen gegenüber ihren männlichen Kollegen ins Hintertreffen. Eine Benachteiligung, die Katja Schlosser nicht hinnimmt. Sie kämpft für ein Mitspracherecht und gleiche Karrierechancen: „Keiner würde von einer schwangeren Chirurgin erwarten, dass sie sich bei einer OP Röntgenstrahlen aussetzt.
    Da muss man aber gucken: Wo kann man schwanger operieren? Zwischen ‚ganz‘ und ‚gar nicht‘ gibts doch Wege dazwischen!“ Für sich selbst einzustehen, fällt Mädchen aus männerdominierten Kulturen nicht immer leicht – wie Bahareh Husseini aus dem Iran, die heute in Düsseldorf lebt. „Früher kannte ich keine Freiheit. Mein großer Wunsch war, dass ich studieren kann. Etwas machen, was die Jungs machen“, erzählt die heute 21-Jährige. Sie schaffte es, nach Deutschland zu fliehen und fand Hilfe bei der Diakonie.
    Dort leitet Jessica te Heesen ein Projekt namens JUMP. Das unterstützt junge Frauen beim Sprung in ein selbstbestimmtes Leben. „Für uns ist es wichtig, dass die Mädchen lernen, sich durchzusetzen“, sagt te Heesen. JUMP bietet Kurse zum Umgang mit männlichen Personen, Hilfe in der Schule und bei Bewerbungen. Es gibt auch die Möglichkeit, in eine WG zu ziehen. So finden die Mädchen Anschluss und stärken sich gegenseitig. Wie gut das funktioniert, sieht man an Bahareh. Sie studiert jetzt medizinische Physik und hilft bei JUMP anderen geflüchteten Mädchen, Selbstvertrauen aufzubauen.
    Genau das treibt auch Patricia Yaselga in ihrer Heimat Ecuador voran. Im Norden des Landes haben viele indigene Frauen kaum eine andere Wahl, als in der alles dominierenden Schnittblumenindustrie zu arbeiten. Die zahlt ihnen nur den Mindestlohn und verseucht mit Pestiziden und Kunstdünger die einst fruchtbaren Böden. Die Folgen: Armut und Mangelernährung. „Die Blumenindustrie zerstört die indigene Kultur und gefährdet die Selbstversorgung der Menschen mit gesunden Lebensmitteln“, sagt Betriebswirtin Patricia Yaselga.
    Deshalb hat sie die „Stiftung für alternative Entwicklung“ gegründet: SEDAL. Zusammen mit ihrer Kollegin Rosa Quimbia bietet sie Workshops für Frauen an, um sie für die Bio-Landwirtschaft fit zu machen. Damit werden sie finanziell unabhängig und können ihre Familien ernähren. „Es haben immer die Männer die Entscheidungen getroffen, obwohl Frauen die meiste Arbeit leisten. Damit ihr Beitrag wertgeschätzt wird, muss ihre Stimme hörbar sein“, sagt Patricia Yaselga. Für Emanzipation kämpfen einige der Bio-Bäuerinnen inzwischen sogar politisch: als selbstbewusste Abgeordnete in Gemeinderäten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 22.03.2025 ZDF
  • Folge 296 (30 Min.)
    Ist Beton ökologisch um Längen voraus: Bau eines Wohnhauses aus Stampflehm im österreichischen Schlins.
    Der Bausektor boomt: Wir brauchen neue Häuser, Straßen und Brücken. Bis zum Jahr 2060 könnte sich die heute bebaute Fläche sogar verdoppeln. Doch wir können nicht so weiterbauen wie bisher. Die Beton- und Stahlproduktion ist energieintensiv und stößt Unmengen an Treibhausgasen aus. Die Baubranche denkt deshalb um und setzt auf umweltfreundliche Häuser und natürliche Baumaterialien. Manche könnten sogar die Klimaschäden reparieren. Noch heute lebt ein Drittel der Weltbevölkerung in Häusern aus Erde. Auch in Europa war Lehm lange ein übliches Baumaterial. Denn dieser Baustoff hat ein extrem günstiges Raumklima und ist in seiner Herstellung sehr viel umweltfreundlicher als das Bauen mit Beton.
    Kein Wunder also, dass Lehm eine Renaissance erlebt. Im österreichischen Schlins arbeitet Martin Rauch seit Jahren daran, gestampften Lehm wieder salonfähig zu machen – und dank neuer Verfahren günstig herzustellen. Für eine Lösung im großen Stil müssten sich Häuser aus Lehm weltweit massenhaft und billig produzieren lassen. Genau daran arbeitet ein Team in der italienischen Massa Lombarda. Riesige 3D-Drucker stellen Lehmhäuser her, die entfernt an Wespennester erinnern. Durch die extreme Schnelligkeit und massenhafte Reproduzierbarkeit wird dieses Verfahren auch für Entwicklungsländer attraktiv.
    Ein wichtiger Schlüssel zum Bauen der Zukunft sind organische, nachwachsende Baustoffe – Materialien, die nicht nur weniger Emissionen verursachen, sondern die sogar Kohlenstoff speichern. Wie Holz ist Bambus ein nachwachsendes Naturprodukt, das Kohlenstoff speichert. Allerdings hat Bambus gegenüber Holz einen wichtigen Vorteil: Er wächst um ein Vielfaches schneller. Noch ist das Potenzial von Bambus nicht annähernd erkannt, aber schon heute zeigen wagemutige Architekten wie Markus Roselieb im thailändischen Chiang Mai, was mit dem Riesengras möglich ist.
    Noch einen Schritt weiter geht die Architektursparte Baubotanik. Dabei liefert die Natur nicht nur das Baumaterial, sondern wird selbst zur Designerin und Bauherrin. Die Idee dabei ist es, lebendige Bäume als tragende Bestandteile von Gebäuden zu nutzen. Vorläufer solcher hybrider Bauweisen gibt es in Mitteleuropa, ihre wichtigsten Vorbilder fanden die Baubotaniker aber in den lebendigen Brücken der Khasi im indischen Bundesstaat Meghalaya. Hybride Bauten könnten in den immer heißeren Metropolen der Zukunft für lebenswichtige Kühlung sorgen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 29.03.2025 ZDF
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 01.02.2025
  • Folge 297 (30 Min.)
    Mithilfe von JUNO hat Claudia Auer-Welsbach eine leistbare und gemeinschaftliche Wohnung für sich und ihren Sohn gefunden.
    Der Spagat zwischen Job und Kind, finanzielle Probleme und mentale Überlastung – für viele Alleinerziehende ist der Alltag eine Herausforderung. Doch es gibt Lösungen, die Mut machen. Mit bezahlbarem Wohnraum, gesellschaftlicher Teilhabe und Randzeitenbetreuung in Kitas gibt es Ideen, die das Leben der Alleinerziehenden spürbar entlasten. Inzwischen bekommen Solo-Eltern von immer mehr Menschen, Vereinen und Institutionen Hilfe und Unterstützung. „Eine sichere, leistbare Wohnsituation – das ist so ein Schlüsselthema im Leben von Alleinerziehenden“, sagt Sarah Zeller.
    Vor ein paar Jahren steckte sie in einer ähnlichen Situation und wollte mit einer Freundin und deren Kind eine Alleinerziehenden-WG gründen. Vergeblich suchten sie nach einer bezahlbaren und räumlich geeigneten Wohnung. Aus dieser Not heraus entsteht ein innovativer Ansatz. 2015 gründet die Deutsche in Wien den gemeinnützigen Verein JUNO. Dieser plant und entwickelt zusammen mit Bauträgern kompakte und kostengünstige Wohnungen für Alleinerziehende.
    Der Verein ist bei der Vergabe beteiligt und betreut die Bewohnerinnen und Bewohner auch nach dem Einzug. Mit ihrer Idee hat die Gründerin mittlerweile über 160 Familien geholfen, eine passende Wohnung zu finden. Die belgische Region Wallonien hat sich die soziale Stärkung der Alleinerziehenden zum Ziel gesetzt. Amandine Dedoncker ist als Sozialarbeiterin Teil des Programms „Relais Familles Mono“ und kreiert Angebote, die auf die Bedürfnisse der Alleinerziehenden zugeschnitten sind. Ob Schreiner-Workshops oder gemeinsame Koch- und Bastelabende – mit dem staatlichen Programm können Alleinerziehende Handwerkliches erlernen, andere Mütter oder Väter kennenlernen und Teil einer Gemeinschaft sein.
    Als eine besonders von Einsamkeit betroffene Bevölkerungsgruppe ist das für ihre psychische Gesundheit enorm wichtig. Wenn andere Familien am Samstag Freizeit haben, arbeitet Bianka Baumann noch in einem Supermarkt in Rostock. Die alleinerziehende Verkäuferin hat Wochenenddienst. Doch wer kümmert sich um ihren Sohn Linus, wenn die meisten Kitas geschlossen sind? Die Kita Humperdinckstraße macht es möglich.
    Hier wird Linus von der vertrauten Erzieherin den Tag über betreut, isst zu Abend und tobt noch eine Runde. Kurz vor 20 Uhr kommt seine Mutter, um ihn abzuholen. Andere Kinder bleiben sogar noch länger, denn die Kita bietet Eltern, die Nachtschichten machen, eine Übernachtungsbetreuung an. All das wird vom Land Mecklenburg-Vorpommern finanziert. Ein Modell, das Alleinerziehenden den Rücken stärkt – und eine echte Vereinbarkeit von Job und Familie ermöglicht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 05.04.2025 ZDF
  • Folge 298 (30 Min.)
    Susanne Honig besiegte den Brustkrebs, dann wurden Metastasen in ihrer Wirbelsäule gefunden – trotzdem bleibt die Mutter zweier Söhne positiv.
    Wer die Diagnose Krebs verkraften muss, steht oft unter Schock. Doch Fortschritte in der Medizin und neue Ideen für Therapien machen Hoffnung auf ein Leben mit und nach der Krankheit. Mehr als eine halbe Million Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu an Krebs. Doch das ist längst kein Todesurteil mehr: Heilungschancen und Hilfsangebote verbessern sich stetig. „plan b“ begleitet Betroffene beim mutigen Kampf gegen den Krebs. Jeppe ist gerade einmal drei Jahre alt, als bei ihm ein besonders schwerer Blutkrebs entdeckt wird. Seine Eltern, Merit und Crispin Henke, sind schockiert: „Aber wir sind relativ schnell in den Angriffsmodus übergegangen.“ Doch eine Chemotherapie kann ihrem Jungen nicht helfen.
    Dennoch gibt es Hoffnung für den kleinen Jeppe: eine neu entwickelte Immuntherapie, die CAR-T-Zelltherapie. Sie ist immens teuer und nicht für jede Krebsart geeignet, doch bei Jeppe schlägt sie an. Die Familie feiert seinen fünften Geburtstag mit allen Freunden. Für Merit ein Geschenk: „Es ist mein größter Wunsch, ihn groß werden zu sehen.“ Susanne Honig aus Ritzenfeld ertastet kurz nach dem Abstillen ihres zweiten Sohnes einen Knoten in ihrer Brust. Ein einschneidender Moment, der ihre Perspektive auf das Leben für immer verändert. Sie lässt sich die linke Brust abnehmen.
    Doch dann plagen sie starke Gelenk- und Rückenschmerzen. Ein herber Rückschlag für die junge Mutter: In ihrer Wirbelsäule stecken Knochenmetastasen. Mit dieser Diagnose gilt sie als nicht heilbar. Doch die 35-Jährige nimmt den Kampf auf: „Es ist kein Schicksalsschlag, sondern ein Weckruf.“ Honig glaubt nach wie vor an eine Genesung. Kraft findet sie durch psychoonkologische Angebote wie einem Fotoshooting namens „Beautiful You“, das die VHS Schwandorf für krebskranke Menschen anbietet. Die Teilnehmerinnen sollen sich wieder schön fühlen – trotz aller Strapazen und körperlicher Veränderungen. Mehrere ehrenamtliche Visagistinnen, Friseurinnen und Fotografinnen machen’s möglich. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 12.04.2025 ZDF
  • Folge 299 (30 Min.)
    Fußgängerüberweg
    Jeden Tag werden auf Deutschlands Straßen durchschnittlich 1000 Menschen verletzt, acht davon sterben: Dabei könnten es viel weniger sein. Der Stadtstaat Singapur macht vor, wie es geht. Das große Ziel der asiatischen Metropole lautet: „Vision Zero“ – eine Zukunft ohne Verkehrsunfälle. Viele kleine Maßnahmen helfen dabei. Wer mit dem Rollstuhl unterwegs ist, kann zum Beispiel einfach einen Knopf drücken, damit die Fußgängerampel länger grün zeigt. Seit Jahren arbeitet der Stadtstaat daran, das Auto aus der City zu verdrängen, und fördert gleichzeitig den öffentliche Personennahverkehr.
    Ein eigenes Auto anschaffen kann in Singapur nur, wer eine der teuren Lizenzen der Stadt erhält und einen Parkplatz nachweisen kann. Dadurch sinkt die Zahl der zugelassenen Autos entgegen dem weltweiten Trend. Um eine unfallfreie Stadt zu werden, richtet Singapur außerdem im großen Stil verkehrsberuhigte Zonen ein, von denen vor allem Familien und Ältere profitieren. Weitere Maßnahmen: empfindliche Strafen für alle, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten, und Tempo 60 auf den Autobahnen in der Stadt.
    Auch die baden-württembergische Stadt Mutlangen möchte mit der Initiative Fußverkehrs-Check mehr für die Verkehrssicherheit tun. Das Ziel dort: Gefahrenstellen speziell für Fußgängerinnen und Fußgänger aufspüren und eliminieren. Gemeinsam mit engagierten Anwohnern führt Verkehrsplaner Michael Frehn Ortsbegehungen durch und gibt Tipps für eine sicherere Gestaltung. „Die Bürger kennen sich am besten aus“, ist er überzeugt.
    „Was wünscht sich ein Kind vom Straßenraum, was braucht eine Rollstuhlfahrerin? Den Menschen bewusst zu machen, dass es verschiedene Anforderungen gibt, ist uns wichtig.“ Welche Schwachstellen wird die Analyse ergeben, und wie schnell kann die Kommune handeln? Auf Hightech setzt die Verkehrssicherheitsforscherin Nora Strauzenberg. Sie will vor allem die Jüngsten schützen, denn allein 2023 verunglückten in Deutschland mehr als 27.000 Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr. An der Gemeinschaftsschule Campus Cordis in Dresden setzt die Expertin des Fraunhofer-Instituts auf Virtual-Reality-Brillen.
    Mithilfe von 3-D-Technik können Kinder der 8. Klasse Unfälle miterleben und in die Rollen von Auto- oder Lkw-Fahrern schlüpfen. Dabei erfahren sie, was diese vom Lenkrad aus sehen können und was nicht. „Die Unkenntnis dieser Blickwinkel lässt das Unfallrisiko steigen“, ist Strauzenberg überzeugt. Mit ihrem Trainingsprogramm will sie eine Lücke schließen. Denn bislang gibt es Verkehrserziehung vorwiegend in der Grundschule, doch kaum an weiterführenden Schulen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 26.04.2025 ZDF
  • Folge 300 (30 Min.)
    Die psychologische Farbberaterin Jeanet Marit Herbst entwickelt Farbkonzepte für Kliniken, bei denen sie Farben, Licht und Materialien gezielt zur Förderung der Heilung einsetzt.
    Farben bereichern das Leben: Sie machen unser Zuhause schöner, unsere Kleidung schicker und sind unverzichtbar für große Kunst. Doch was schön aussieht, kann auch giftig sein. Viele Farben enthalten Stoffe wie Quecksilber, Blei oder Chrom. Ihre Produktion verschmutzt Böden und Gewässer, über die Kleidung können Giftstoffe auf unsere Haut gelangen. Innovative Färbemethoden und Farben aus natürlichen Pigmenten können helfen. Vor allem in Asien hat das Färben von Textilien verheerende Auswirkungen. In Ländern wie Bangladesch, China und Indien wird Abwasser oft ungefiltert in Flüsse geleitet.
    „Im Grunde genommen kippt die Textilindustrie ihren ganzen Abfall in den Fluss“, sagt der Biologe Jim Ajioka. Gemeinsam mit seinem Mitstreiter Orr Yarkoni hat er im englischen Cambridge ein Start-up gegründet und will nichts weniger als den Textilmarkt revolutionieren. „Unsere Vision ist es, komplett auf giftige Chemikalien zu verzichten.“ Dafür setzen die Visionäre auf biologische Prozesse, Mikroben, die Stoffe färben können.
    Farben aus natürlichen Rohstoffen wie Steinen und Mineralien: Das ist die Spezialität von David Kremer. In seiner Farbmühle in Aichstetten im Allgäu stellt er Farben nach traditionellen Rezepten her und entdeckt längst vergessene Farbtöne wieder neu. Renommierte Museen wie der Louvre in Paris und der Prado in Madrid nutzen seine Farben für die Restaurierung von Gemälden. Auch viele Künstler finden bei ihm ganz besondere und seltene Farbtöne. Ein neues Projekt führt David Kremer nach Griechenland.
    Dort sucht er in einer Mine nach einem Mineral, aus dem schon in der Antike Farbpigmente hergestellt wurden. Dass Farben sogar gesundheitsfördernd sein können, weiß die Holländerin Jeanet Marit Herbst. Die Farbexpertin gestaltet die Innenräume großer Kliniken in Deutschland, den Niederlanden und anderen Ländern Europas neu. Ihre Arbeit zeigt: Farben können den Blutdruck senken, die Stimmung heben und helfen, den Medikamentenverbrauch zu reduzieren. „Farbe bewirkt alles“, sagt Herbst. „Sie heilen, unterstützen und geben Halt.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 03.05.2025 ZDF
  • Folge 301 (30 Min.)
    Fußball-Weltmeisterin Anja Mittag: Als Trainerin ist ihr der richtige Umgang mit Fehlern wichtig.
    Irren ist menschlich, doch Fehler werden oft getadelt. Dabei brauchen wir sie für Entwicklung und Fortschritt. Was lässt sich aus Fehltritten lernen? Wie gehen wir besser mit ihnen um? Wir Deutschen tun uns besonders schwer im Umgang mit dem Scheitern. Ein Blick nach Skandinavien zeigt: Es geht auch anders. Aber auch hierzulande reift die Einsicht: Fehler können eine Chance sein – wir müssen sie nur nutzen. Der finnische Onlinespiele-Entwickler Supercell pflegt eine ganz besondere Kultur: Im Jahr 2024 haben die Mitarbeitenden 369 Flaschen Champagner geköpft und gefeiert, dass jemand einen Fehler gemacht hat.
    Der deutsche Auswanderer Frank Kayenburg ist Chef in einer der Entwicklungsabteilungen und sagt: „Wenn wir keine Fehler machen, dann riskieren wir nicht genug. Wir Chefs müssen damit anfangen, einen Fehler zuzugeben, um ein gutes Vorbild für die Mitarbeitenden zu sein. Nur so kann man die Fehlerkultur in einem Unternehmen verbessern.“ Sollte Deutschland sich das zum Vorbild nehmen? Mirko Miesen ist Pilot und Rettungsassistent. Er weiß, dass Fehler in der Luftfahrt und der Medizin tödlich sein können. Deshalb fragte er sich: „Was können Mediziner und Medizinerinnen vom Umgang mit Fehlern in der Luftfahrt lernen?“ Daraus entwickelte er ein Seminarkonzept, in dem medizinisches Personal in einem Flugsimulator Situationen ausgesetzt wird, die es überfordert und zu Fehlern zwingt – mit potenziell dramatischen Folgen.
    So sollen die Teilnehmenden lernen, in ihrem Klinikalltag besser mit Fehlern umzugehen, die durch menschliches Verhalten verursacht werden. Aus dem Scheitern lernen, das ist auch das Motto der ehemaligen Fußball-Weltmeisterin Anja Mittag. Die Co-Trainerin bei RB Leipzig setzt auf Soccerkinetics – ein spezielles neurozentriertes Training, bei dem die Fußballerinnen Übungen machen, die sie zu Fehlern zwingen.
    So sollen sie zum Beispiel eine Rechenaufgabe lösen, während sie den Ball hin und her passen. Die Idee des Mitgründers von Soccerkinetics, Simon Jans: Die Fehler bringen die Sportlerinnen dazu, sich nicht nur motorisch weiterzuentwickeln, sondern auch kognitiv. Das Training soll so komplex sein, dass eine Spielsituation sie nicht mehr unter Stress setzt. Spielfehler werden dadurch ins Training verlagert, wo sie keine Folgen haben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 17.05.2025 ZDF
  • Folge 302 (30 Min.)
    Verkehrsplaner Daniel Hammer auf Tübingens Radbrücke Mitte, die bei Frost beheizt wird.
    Breite Straßen nur für Autos, Radwege, die im Nichts enden. Lange Zeit war Deutschland alles andere als ein Fahrradparadies. Doch immer mehr Städte und Gemeinden setzen auf das Rad. Schnell und sicher durch die Stadt: Dafür brauchen Radfahrende eigene Routen und sichere Stellplätze. Tübingen in Baden-Württemberg zeigt, wie es geht. Und wer mit dem Rad auch Urlaub machen möchte, findet in den Alpen immer mehr Möglichkeiten. „Wir wollten mehr als einen Flickenteppich, wo nur stellenweise Radstreifen aufgemalt werden“, sagt Tübingens Stadtplanerin Katrin Korth. Sie hat in der schwäbischen Stadt mehrere Großprojekte für Radfahrende umgesetzt.
    Die Tiefgarage der neuen Radstation direkt am Bahnhof bietet 1100 überwiegend kostenlose Stellplätze, eine Radwerkstatt und eine Waschstation. Außerdem hat Tübingen in drei neue Radbrücken investiert, die bei Frost beheizt werden, um Glätteunfälle zu vermeiden. Sie sind Teil des „Blauen Bands“, einem Netz aus vier Meter breiten, blau bemalten Radwegen, die sich quer durch die Stadt ziehen. Fahrradinfrastruktur für den Alltag, das ist das eine – das andere ist es, auch im Urlaub auf das Auto verzichten zu können. Genau das will Max Riese ermöglichen: Sein Start-up recherchiert Fahrradwege und stellt neue Routen und Touren zusammen.
    Im Auftrag des Bad Reichenhaller Tourismusverbandes hat er gerade die 560 Kilometer lange Strecke „Wossa“ (Wasser) erkundet. Über 8000 Höhenmeter führt sie entlang an Gletschern, Seen, Flüssen und Bächen vom Berchtesgadener Land bis ins österreichische Salzkammergut und ist von Mai bis Oktober befahrbar. Durchs Fahrradfahren lassen sich viele Emissionen in der Luft vermeiden. Doch wie klima- und umweltfreundlich ist die Herstellung von Fahrrädern und E-Bikes? Rahmen aus Aluminium, Stahl oder Carbon werden sehr energieintensiv produziert und meist aus Fernost importiert.
    Auch Lithium-Ionen-Akkus haben eine schlechte Umweltbilanz. Hier setzen junge französische Unternehmen an: Der ehemalige Rennradfahrer Félix Hébert stellt seit zehn Jahren Fahrradrahmen her, die aus Bambus und Pflanzenfasern bestehen. Mittlerweile verkauft er auch E-Bikes. In Lyon repariert die Firma Doctibike defekte Akkus, anstatt sie wegzuwerfen. Auch das Pariser Start-up Upway hat aus dem Upcycling von E-Bikes ein Geschäftsmodell gemacht. Die gebrauchten Räder mit den reparierten Akkus werden auch in Deutschland verkauft. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 24.05.2025 ZDF
  • Folge 303 (30 Min.)
    Immer weniger Fische schwimmen in den Meeren. Erstmals kommen sogar mehr Tiere aus Aquakultur als aus der Fang-Fischerei. „plan b“ zeigt, wie Fisch nachhaltiger gefangen werden kann. Mehr als 50 Prozent der weltweiten Fischbestände gelten heute als maximal genutzt, viele Arten sind überfischt. Die Lösung ist einfach: Wir müssen weniger Fisch konsumieren – und dafür nachhaltiger. Zum Beispiel regionale Speisefische. Fischhändler Sebastian Baier setzt auf nachhaltig gefangenen Fisch. Die Topseller auf dem Hamburger Fischgroßmarkt wie Thunfisch, Lachs oder Tiefseerotbarsch lässt er lieber liegen.
    „Es handelt sich hier schließlich um die letzten Wildtiere, mir müssen umdenken!“ Die Metropolregion Hamburg versorgt er mit veredelten heimischen Fischen. Veredelung bedeutet, die schnell verderblichen Fische haltbar zu machen und gleichzeitig den Geschmack zu verbessern. Mit seiner sogenannten Dry Age Methode kreiert er Welswurst, Karpfenschinken und Fischsalami. Um noch besser zu verstehen, wie unsere heimischen Fischarten regional und nachhaltig befischt werden können, macht er ein Praktikum beim Hamburger Elbfischer Eckhard Panz.
    Gemeinsam fangen sie Aale und Welse mit Stellreusen am Elbufer. Doch die Topseller bleiben beliebte Speisefische wie Thunfisch und Lachs. Wie können sich ihre Bestände erholen? Das lässt sich in Dänemark beobachten. Jahrzehntelang war der Atlantische Blauflossenthunfisch in unseren Breiten verschwunden. Wegen Überfischung. Erst Anfang der 2000er-Jahre wurde ein Rettungsplan für die Art erstellt. Strenge Fangquoten und eine strikte Bekämpfung der illegalen Fischerei brachten in letzter Minute die Rettung.
    Jetzt wandert er wieder zwischen seinen Laichgründen im Mittelmeer und den Nahrungsrevieren in der Nordsee hin und her. Um ihre Erholung zu beobachten, befestigt ein wissenschaftliches Team um Fischbiologe Kim Aarestrup Messgeräte an den Tieren, um die Wanderrouten der Tiere zu erforschen. So behalten sie die Bestände weiterhin im Auge, damit sie frühzeitig warnen können und die Fischereiwirtschaft die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 07.06.2025 ZDF

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