Philosophie Folge 201: Hannah Arendt – Die Krise in der Erziehung
Folge 201
Hannah Arendt – Die Krise in der Erziehung
Folge 201 (26 Min.)
In Fragen der Erziehung stehen sich oft „Reaktionäre“ und „Moderne“ unversöhnlich gegenüber. Die einen halten an dem althergebrachten Schulsystem fest, in dem der Lehrer mit den Mitteln der Disziplin über eine in sich geschlossene Welt herrscht, die die Kinder aus dem gesellschaftlichen Leben ausklammert, die anderen treten für eine demokratische, kollaborative und interdisziplinäre Schule ein, in der das Kind nicht nur zu gehorchen hat, sondern sein Bewusstsein und seine Fähigkeiten nach und nach entwickeln kann. Hannah Arendt stellt in ihrem Vortrag „Die Krise in der Erziehung“ die These auf, dass der Gegensatz zwischen diesen beiden Prämissen letztendlich hinfällig ist. Man muss sich mit dem Paradoxon auseinandersetzen, dass es nicht möglich ist,
sich auf die moderne Welt und die Zukunft vorzubereiten, ohne aus überlieferten Traditionen zu schöpfen. Dabei kommt auch die Vorstellung zum Tragen, dass der Lehrer seine Autorität durch sein Wissen und durch die von ihm vermittelten Inhalte gewinnt und weniger durch seine Art zu lehren, also seine Pädagogik. Hannah Arendt macht deutlich, dass von nachkommenden Generationen nicht erwartet werden kann, dass sie die Verantwortung für diese Welt übernehmen, wenn die Erwachsenen, die Vergangenheit und die Traditionen keinen Platz mehr in der Erziehung finden. So fußt der Konservativismus erst dann wirklich auf schlechtem Boden, wenn sich ein Kind mangels Anleitung durch die Lehrer dem Mitläufertum, dem Konformismus oder der Tyrannei der Mehrheit unterwirft. (Text: arte)
Deutsche TV-PremiereSo. 19.06.2016arte
Erstausstrahlung ursprünglich für den 12.06.2016 angekündigt