Pfalzgeschichten Folge 3: Schuster, Hausierer und Eisenbarone
Folge 3
3. Schuster, Hausierer und Eisenbarone
Folge 3 (45 Min.)
Während die Menschen in der lieblichen Vorderpfalz mit dem milden Klima und den fruchtbaren Böden von der Landwirtschaft gut leben konnten, war das Überleben im Pfälzer Wald und in der Westpfalz schwierig und hart. Der rote Sandstein, weit sichtbar in bizarren Felsformationen und Wahrzeichen des Pfälzer Waldes, ist nur mit wenig fruchtbarer Erde bedeckt. Die Pfälzer, die hier oben ihren Lebensunterhalt bestreiten wollten, mussten andere Einnahmequellen finden. Jahrhunderte lang waren Steinbrüche ein wichtiger Wirtschaftszweig. Aus dem roten Sandstein wurden die Burgen im Pfälzer Wald errichtet, der Dom zu Speyer und die Häuser der Dörfer im Vorland. Die roten Felsen enthielten aber auch einen wichtige Rohstoff: Eisenerz gibt ihnen die Farbe. Zur Eisenherstellung brauchte man neben dem Erz vor allem viel Holz und Wasser – alles war im Pfälzer Wald reichlich vorhanden. Und so richteten Schmiede überall im Wald ihre Feuerstellen ein, später wurden daraus Hammerwerke. Piérre Guinand, ein Schmied aus der Schweiz, gründete mehrere Eisenschmieden und legte so den Grundstein für die Eisenindustrie in der
Pfalz. Die Familie, die sich später in Gienanth umbenannte, errichtete in Eisenberg eine Anlage für die Herstellung von Gussstahl, die bis heute in Betrieb ist. In Rambach und Umgebung hatten sich die Bewohner auf die Herstellung von Bürsten und Besen spezialisiert. 100 Jahre lang war hier die Hochburg der deutschen Besen- und Bürstenbinderei und die Rambacher Bürstenbinder in ganz Europa bekannt. Not macht erfinderisch – so ist der Beginn der Schuhindustrie am besten beschrieben. Im 18. Jahrhundert verlegte der Erbprinz von Hessen seine Residenz nach Pirmasens und stellte zwei Grenadierregimenter auf. Nach seinem Tod wurde die Residenz wieder aufgelöst, die Soldaten wurden arbeitslos. Aus Wolle und dem Stoff ihrer Uniformen begannen sie, Hausschuhe herzustellen und begründeten damit den Ruf von Pirmasens als „Schuhstadt“. Aus Heimarbeit wurde Fabrikarbeit, tausende von Menschen fanden in den Schuhfabriken oder in den Zulieferbetrieben Arbeit, waren als Gerber oder Rindenschäler tätig. Erst in den letzten Jahrzehnten verliert die Schuhindustrie in der Pfalz an Bedeutung – aber produziert wird noch immer (Text: SWR)