* Psychiatrische Hilfe: Was tun gegen den „Drehtür-Effekt“? Vier Klinikaufenthalte hat Antonia schon hinter sich. Und kämpft seit Jahren für sich und die Heilung ihrer psychischen Erkrankungen. Dass das langfristig eigentlich geht, davon ist die Mittzwanzigerin überzeugt. Aber: „Was ich dafür bräuchte, ist individuelle Hilfe, nur die kriege ich nicht“, sagt sie und erzählt von einem Klinikaufenthalt im Norden Deutschlands, 300 Kilometer von ihrem Zuhause entfernt. Von einer Entlassung von heute auf morgen, ohne Vorbereitung auf die Zeit danach. Es ist nur eine Geschichte von mehreren – von sogenannten „Drehtürpatienten“: Psychisch schwer erkrankte Menschen, die immer wieder vollstationär behandelt werden, über Wochen; die so hohe Kosten fürs Gesundheitssystem verursachen. Für Betroffene sei die Zeit nach dem Klinikaufenthalt die mit dem größten Risiko „für Suizide und Versterben“, warnt Hauke Wiegand, Facharzt an
der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Mainz. Mit schweren Depressionen lande jeder fünfte Patient innerhalb eines Jahres wieder in einer Klinik, haben Wiegand und seine Kolleg:innen erforscht. Eine Forschung von wenigen. Es gibt ohnehin kaum Forschungsgelder, Daten behalten die Krankenkassen für sich. Und wo es keine Fakten gäbe, bräuchte es keine grundlegenden Veränderungen, heißt es hinter vorgehaltener Hand aus der Branche. Dabei laufen alle neuen Ansätze auf eine Lösung hinaus: „Stationärer und ambulanter Bereich müssen sich eng vernetzen, psychisch Erkrankte in den Mittelpunkt stellen“, fasst es die Ärztin Iris Hauth, Leiterin des Alexianer St. Joseph Krankenhauses in Berlin, zusammen. Und das Wegkommen von der Gewinnmaximierung für Krankenhäuser, „das geht nur durch politischen Druck“. Doch das Bundesgesundheitsministerium schweigt sich aus. Für ein Interview zu diesem Thema stehe Bundesminister Lauterbach nicht zur Verfügung. (Text: NDR)