Björn Fischer kommt gerade von seiner Fangfahrt auf der Ostsee zurück. Er hat ausschließlich Plattfische gefangen: „Die sind alle dünn. Die haben anscheinend nicht mehr genug zu fressen.“, erzählt er. Die Ursachen für die geringen Fischbestände sind vielfältig. Auch Überfischung spielt eine Rolle, vor allem beim Dorsch. Der Hering dagegen hat vor allem mit der Wassertemperatur zu kämpfen – es ist grundsätzlich zu warm. Der Temperaturanstieg liegt sogar über dem globalen Mittel. Der Fischereiwissenschaftler Paul Kotterba vom Thünen-Institut sieht als weiteren wichtigen Faktor für die Veränderung der Ostsee auch die Landwirtschaft: „Wir sehen, dass die Pflanzen, auf die der Hering seine Eier ablegen kann, immer weniger werden. Das hat was damit zu tun, wie sich die Wasserqualität durch den
Nährstoffeintrag verändert hat.“ Durch Dünger, Kläranlagen, Autoverkehr und Industrieabwässer gelangen Nährstoffe über Flüsse ins Meer – zu viele. Der Überfluss lässt Algen wachsen, die dem Wasser Sauerstoff entziehen und es trüben. Seegras, die Pflanze, auf der Fische ihre Eier ablegen, bekommt so nicht genügend Licht. In den vergangenen 100 Jahren sind zwei Drittel aller Seegraswiesen in der Ostsee verschwunden. Was also tun, um die Ostsee zu retten? Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) will Teile des Meeres unter Schutz stellen. Zusammen mit schon bestehenden Schutzgebieten soll so der Nationalpark Ostsee entstehen, in dem die Natur Raum bekommen soll, Natur sein zu können. Doch es gibt Widerstand: aus der Tourismusbranche und der Landwirtschaft, aber auch von Freizeitwassersportlern. (Text: NDR)