8 Folgen, Folge 1–8

  • Folge 1 (45 Min.)
    Regine Hildebrandt ist fast 50 Jahre alt, als sie 1989 beschließt, sich politisch zu engagieren, weil sie weiß: „Wenn nun etwas anders werden soll, müssen das auch andere Leute machen.“ Die Biologin gilt als unangepasst, undiplomatisch, unnachgiebig. Mit solchen Eigenschaften bringt man es in der Politik gewöhnlich nicht weit. Regine Hildebrandt ist eine Ausnahme. Die Wendezeit macht das Unmögliche möglich. Innerhalb weniger Monate wird die Frau mit der durchdringenden Stimme zur beliebtesten Politikerin in den neuen Bundesländern. Sie ist die „Mutter Courage des Ostens“ – eine Legende schon zu Lebzeiten. Eine Ruhelose, die keinen Feierabend kennt und sich keine Ruhepause gönnt, wenn sie meint: „Ich seh’ doch, was hier los ist!“ Als sie 1996 an Krebs erkrankt, arbeitet sie nach der Operativen und Chemotherapie sofort wieder. Auch dieser offene Umgang mit der Krankheit bringt ihr große Sympathien ein. Als sie Ende November 2001 stirbt, ist ihr Terminkalender noch über Wochen gefüllt.
    Hat sie versucht, mit ihrem Willen den Körper zu besiegen? Was trieb diese nimmermüde Frau an, bis Stunden vor ihrem Tod ihre Termine einzuhalten und abzuarbeiten, sich für andere einzusetzen? Gab es eine andere Regine Hildebrandt, die ihre Verletzlichkeit hinter der Fassade der Unerschrockenen verbarg? Der Film von Dagmar Wittmers und Jens Rübsam erzählt von der Chronistin, der fanatischen Fotografin und akribischen Tagebuchschreiberin, die mit ihren Aufzeichnungen ein wichtiges Stück Berliner Zeitgeschichte dokumentierte – ein Leben in einer geteilten Stadt – ohne Anpassung und Anbiederung an das ostdeutsche Gesellschaftssystem. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.06.2009rbb
  • Folge 2 (45 Min.)
    Winfried Glatzeder, den Namen kennt spätestens 1973 jeder in der DDR. Glatzeder ist 28 Jahre alt und hat mit dem Paul aus dem Film „Die Legende von Paul und Paula“ die Rolle seines Lebens gespielt. Inzwischen ist der Rebell Glatzeder in die Jahre gekommen, doch noch immer drehen sich die Leute auf der Straße nach ihm um und sagen: „Das ist doch Paul!“. Dabei planten die DDR-Kulturfunktionäre 1982 die Erinnerungen an den Mimen mit Kultstatus nach dessen Ausreise in den Westen für alle Zeit auszulöschen: „Glatzeder ist aus allen Publikationen zu entfernen“, ordnete die SED-Propagandaabteilung an. Es half nichts. Glatzeder hat mit dem schlaksigen, ungelenken und ehrgeizigen Funktionärstyp Paul, der sich in die Straßengöre Paula verknallt, für immer die Herzen der Zuschauer erobert. Dabei war er ursprünglich gar nicht für die Rolle vorgesehen.
    Glatzeders ganze Karriere ist eine Kette von Zufällen. Er ist der richtige Typ, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Dass er bei der Eignungsprüfung an der Potsdamer Filmhochschule 759 andere Bewerber aus dem Rennen schlägt, verdankt er nicht einer übermäßig vorhandenen Begabung, sondern in erster Linie seiner kuriosen Erscheinung – 1,92 Meter groß, 75 Kilo schwer, mit eingedrückter Boxernase. Die hat er sich bei einer Keilerei um einen Theaterplatz im Parkett eingehandelt.
    Mitte der 60er Jahre lässt die rigide Kulturpolitik der DDR in Ungnade gefallene Regisseure wie Fritz Marquardt an der Filmhochschule stranden, der den verblüfften Studenten erklärt, dass es die Aufgabe der Kunst sei, Fragen zu stellen und keine vorgegebenen Antworten zu illustrieren. In Potsdam beginnt Glatzeders zweites Leben und eine lebenslange Freundschaft zu seinem früheren Lehrer Marquardt.
    Der Film von Gabriele Denecke erzählt die Geschichte eines unangepassten Lebenskünstlers. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.06.2009rbb
  • Folge 3 (45 Min.)
    Alles begann in Freiberg. In den Novembertagen des Jahres 1969 hatten die Puhdys ihren ersten öffentlichen Auftritt, genannt. „Jugendtanzveranstaltung“. Von da an begann eine Erfolgsstory: der Aufstieg zur erfolgreichsten Rockmusikband des Ostens. Sie spielten sich in die Herzen ihrer Fans – in den Rockschuppen von Sachsen bis Mecklenburg, auf FDJ-Jugendfestivals, im Moskauer Zentralstadion, auf Pressefesten in Paris, Rom und Lissabon und in der legendären Waldbühne. Grenzen spielten für die Puhdys kaum eine Rolle – schließlich brauchte der Staat DDR-Devisen. Und die wurden auch mit Kulturbotschaftern wie den Puhdys reingeholt.
    Heute, fast 20 Jahre nach der Wende, stehen sie immer noch auf der Bühne und lassen sich von Fans zwischen 8 und 80 feiern. Viele ihrer Lieder sind längst Legenden – sie sangen von der Lebenszeit, den offenen Türen zur Stadt und vom Altwerden. Sie trauerten um John Lennon, die Opfer von Hiroshima und triumphierten musikalisch mit den Eisbären. Weltweit haben sie fast 20 Millionen Tonträger verkauft, und immer noch sind ihre Konzertkarten begehrt. Ostrock live, inzwischen auch als Klassikversion Kult.
    Der Film begibt sich auf die Suche nach dem Geheimnis ihres künstlerischen Erfolgs und lässt Fans und Mitstreiter und Kollegen aus Ost und West zu Wort kommen. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.06.2009rbb
  • Folge 4 (45 Min.)
    Als der Magistrat von Ost-Berlin 1954 beschließt, aus dem verwilderten Schlosspark Friedrichsfelde einen „volkstümlichen Zoo“ zu machen, will der ehrgeizige Heinrich Dathe, damals noch stellvertretender Zoodirektor in Leipzig, diese „nationale Aufgabe“ erfüllen. Da er als Kind den Zoo eigentlich nicht mochte und ihn für ein Gefängnis hielt, wo man Tiere einsperrt, entwirft er eine 160 Hektar große und weitläufige Anlage mit vielen Freigehegen. Auch im durch die Mauer geteilten Berlin macht sein „Paradies der Tiere“ über die Grenzen hinweg von sich Reden. Der kleine Mann ist Chef des größten Zoos der Welt – das schafft der DDR Anerkennung auf diesem Gebiet und seine Zuchterfolge im Zoo bringen dem Land Devisen.
    Im Gegenzug wird der international renommierte Zoologe in den Kreis derer aufgenommen, die im Sozialismus auf einer bürgerlichen Insel leben dürfen: Urlaube in der Schweiz, eine Haushälterin, der eigene Schneider, der eigener Fahrer. „Roter Bourgeois“ wird der Professor gelegentlich genannt. Doch er ist kein Genosse, mit Politik will er am liebsten nichts zu tun haben. Nicht mehr. Als er nach russischer Kriegsgefangenschaft zurückkommt, will man das frühere NSDAP-Mitglied zunächst nicht beschäftigen, doch seine fachliche Kompetenz wird bald wieder gebraucht.
    Er gehört zu denen, die von nun an umso strebsamer sind, weil sie den Makel wieder gut machen wollen. Dathe und der Tierpark sind Synonyme. Die Wiedervereinigung gerät zum persönlichen Schicksalsschlag für Heinrich Dathe. Die Ost-Berliner Behörden treten ihre Zuständigkeit an die Senatsverwaltung für Finanzen ab. Dem Zoologieprofessor, der trotz seines Ruhestandsalters weiterhin Chef des Tierparks geblieben war, wird gekündigt mit der Aufforderung, Dienstwohnung und Tierpark bis zum Jahresende 1990 zu räumen. Dazu kommt es nicht mehr. Dathe stirbt Anfang Januar 1991. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.09.2010rbb
  • Folge 5 (45 Min.)
    Eva-Maria Hagen galt Ende der 50er Jahre als das deutsche Schönheitsideal: jung, verführerisch und selbstbewusst. Man verglich sie mit Brigitte Bardot und Marilyn Monroe. Dabei wurde Eva-Maria Hagen quasi über Nacht berühmt: 1957 mit dem Film „Vergesst mir meine Traudel nicht“ in der Regie von Kurt Maetzig. Die Geschichte der Traudel, die von Lust und Lebenshunger getrieben im Osten Deutschlands ihren Weg suchte, hatte sehr viel mit der Biografie der jungen Schauspielerin zu tun. Die Tochter pommerscher Landarbeiter verliert nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Heimat und wird im August 1945 „im Wald bei Perleberg ausgesetzt“, wie sie später erzählt.
    Im Bahnbetriebswerk Wittenberge lernt sie Maschinenschlosserin, wechselt an die Schauspielschule in Ost-Berlin und spielt unter Brechts Regie im Berliner Ensemble. Sie heiratet, bekommt ihre Tochter Nina Catharina. Kurz darauf sieht man ihr Bild auf Firmjournalen und Modezeitschriften. Sie ist ein Star, einer der ganz wenigen in der ostdeutschen Kunstszene. Gegensätze bestimmen ihr Leben: Die Mächtigen machen ihr Avancen und wollen in Eva-Maria Hagen eine sozialistische Vorzeigediva sehen, aber sie lässt sich politisch nicht verbiegen, bleibt ein eigensinniger Mensch.
    1965 begegnet sie dem Liedermacher Wolf Biermann, der Auftrittsverbot im Osten hat. Nach seiner Ausweisung 1976 folgt sie ihm kurz nach ihrer Tochter Nina in den Westen und bleibt sich treu. Wenn sie mit über 75 Jahren auf ihr Leben zurückblickt, dann könnte sie sich auch zurückziehen in ein kleines privates Nest. Aber der Konjunktiv gehört nicht zu ihrem Lebensanspruch. Ganz oder gar nicht. Sie hat noch einiges vor, schreibt an einem neuen Buch, Auftritte mit Liedern zur Gitarre werden angefragt, und ihre „chagallesken“ Bilder zieren nicht nur die Kneipe ihrer Enkelin Cosma.
    Zu ihrem neuesten Film „Dinosaurier“ kürzlich befragt, zieht sie eine ebenso nüchterne wie beeindruckende Bilanz: „Zwischen meiner ersten großen Rolle in ‚Vergesst mir meine Traudel nicht‘ von Kurt Maetzig, der in etwa einem Jahr 100 wird, und ‚Dinosaurier‘ von Leander Haußmann, der gerade die 50 erreicht hat, liegt eine Zeit voller Veränderungen.“ Vor allem diese 50 Jahre, aber auch die davor liegenden Erfahrungen von Krieg, Heimatverlust und Neuanfang dokumentiert der Film von Lutz Rentner und Frank-Otto Sperlich in der rbb-Reihe „Ost-Legenden“. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.09.2010rbb
  • Folge 6 (45 Min.)
    Gemeinsam mit dem ungleichen Paar begibt sich die Filmregisseurin Nicola Graef (u.a. „Ich, Immendorff“, „Kampf im Klassenzimmer“, „Kate, Vom Modell zur Ikone“) auf eine Reise durch die Biografien der beiden Künstler: Er wurde auf dem Lande groß, sie lebte schon immer in der Großstadt. Er liebt das Einfache, sie das Mondäne. Angelica Domröse versucht, die Wohnung ausfindig zu machen, in der sie mit ihrer Mutter gelebt hat. Die Diva, stets perfekt und meist schwarz gekleidet, erzählt von traumatischen Kindheitserlebnissen: einem Stiefvater, der maßlos streng und unnachgiebig war, sie aber nicht bremsen konnte, in ihrem Wunsch, etwas anderes zu machen als „das, was für mich vorgesehen war, ein Bürojob“.
    Mit dem DEFA-Film „Verwirrung der Liebe“ (Regie: Slatan Dudow) beginnt 1959 für die damals 17-Jährige die große Karriere in Ostdeutschland. Mit ihrer Rolle der Paula („Die Legende von Paul und Paula“/​Regie Heiner Carow) schreibt sie DEFA-Filmgeschichte und wird zum Star. Hilmar Thate macht Shakespeares „Richard III.“ zum Gesellschaftsereignis, indem er einen Mörder zeigt, der den Zuschauer zum Komplizen macht. In den alten Kulissen von Potsdam/​Babelsberg oder den Garderoben der Berliner Bühnen, den existentiellen Orten für ihr „neues Leben“, werden Erinnerungen wach. Am Berliner Ensemble sind sich Domröse und Thate zum ersten Mal begegnet, zusammen gekommen sind sie aber erst Jahre später, während der Dreharbeiten zu einem Fernsehfilm. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.04.2011rbb
  • Folge 7 (45 Min.)
    1906 wird Erwin Geschonneck in Ostpreußen geboren, früh kommt er mit den Eltern nach Berlin und wächst in der Ackerstraße im Armenviertel am Alexanderplatz auf. Drei KZ-Höllen überlebt er: Sachsenhausen, Dachau, Neuengamme. Erwin Geschonneck kann sich retten, als englische Flugzeuge in den letzten Kriegstagen 1945 die „Cap Arkona“ bombardieren, auf der 7.000 Häftlinge sterben und nur 350 überleben. Geschonneck ist Anfang 40, als seine Karriere endlich beginnt. Er wird Brechts Bühnenstar im neu gegründeten „Berliner Ensemble“. Aber Erwin Geschonneck will zum Film, und hier wird er ein ganz Großer. Er genießt Privilegien, bekommt in der DDR Höchstgagen. Geschonneck kann es sich sogar leisten, die Kulturpolitik zu kritisieren. Doch gleichzeitig werden Filme – wie „Sonnensucher“, in dem er die Hauptrolle spielt, – verboten. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.02.2012rbb
  • Folge 8 (45 Min.)
    Sie nannten ihn im Westen den „Winnetou des Ostens“, im Osten hieß er „Chefindianer der DEFA“. Den ersten ostdeutschen Indianerfilm „Die Söhne der großen Bärin“ sahen allein 11 Millionen Zuschauer. Er entstand im Jahr 1965, als gleichzeitig viele zeitkritische Gegenwartsstoffe abgesetzt wurden. Das Kino lieferte dem Publikum einen Hauch von „weiter Welt“. Gojko Mitic wurde in der DDR ein Superstar.
    Entdeckt hatten den serbischen Sportstudenten die westdeutschen Filmproduzenten Arthur Brauner und Horst Wendlandt. Sie besetzten ihn in den Karl-May-Verfilmungen. Im Abspann stand sein Name – weit hinter Pierre Brice, Lex Barker und Klaus Kinski – noch eingedeutscht: Georg Mitic.
    Die Dokumentation erzählt das Leben des wohl bekanntesten Gesichts der DEFA, Gojko Mitic, als ein Stück Zeitgeschichte: die Kindheit in Serbien, die Erfolgsjahre in der DDR, die Nachwendezeit, als Gojko Mitic – wie er heute sagt – zunächst die „ewigen Jagdgründe“ drohten und er dann in Bad Segeberg, an verschiedenen Theatern und in etlichen Filmen wieder die großen Rollen spielen durfte. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.02.2012rbb

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