Regine Hildebrandt ist fast 50 Jahre alt, als sie 1989 beschließt, sich politisch zu engagieren, weil sie weiß: „Wenn nun etwas anders werden soll, müssen das auch andere Leute machen.“ Die Biologin gilt als unangepasst, undiplomatisch, unnachgiebig. Mit solchen Eigenschaften bringt man es in der Politik gewöhnlich nicht weit. Regine Hildebrandt ist eine Ausnahme. Die Wendezeit macht das Unmögliche möglich. Innerhalb weniger Monate wird die Frau mit der durchdringenden Stimme zur beliebtesten Politikerin in den neuen Bundesländern. Sie ist die „Mutter Courage des Ostens“ – eine Legende schon zu Lebzeiten. Eine Ruhelose, die keinen Feierabend kennt und sich keine Ruhepause gönnt, wenn sie meint: „Ich seh’ doch, was hier los ist!“ Als sie 1996 an Krebs erkrankt, arbeitet sie nach der Operativen und Chemotherapie
sofort wieder. Auch dieser offene Umgang mit der Krankheit bringt ihr große Sympathien ein. Als sie Ende November 2001 stirbt, ist ihr Terminkalender noch über Wochen gefüllt. Hat sie versucht, mit ihrem Willen den Körper zu besiegen? Was trieb diese nimmermüde Frau an, bis Stunden vor ihrem Tod ihre Termine einzuhalten und abzuarbeiten, sich für andere einzusetzen? Gab es eine andere Regine Hildebrandt, die ihre Verletzlichkeit hinter der Fassade der Unerschrockenen verbarg? Der Film von Dagmar Wittmers und Jens Rübsam erzählt von der Chronistin, der fanatischen Fotografin und akribischen Tagebuchschreiberin, die mit ihren Aufzeichnungen ein wichtiges Stück Berliner Zeitgeschichte dokumentierte – ein Leben in einer geteilten Stadt – ohne Anpassung und Anbiederung an das ostdeutsche Gesellschaftssystem. (Text: rbb)