„The Rook“: Mystery-Thriller mit Suchtpotenzial – Review

Überzeugende Emma Greenwell zieht Zuschauer in ihren Bann

Rezension von Jana Bärenwaldt – 29.06.2019, 17:50 Uhr

Emma Greenwell in „The Rook“ – Bild: Starz
Emma Greenwell in „The Rook“

Wem kann man trauen, wenn man seine gesamten Erinnerungen verloren hat? Genau mit dieser Frage wird Myfanwy Thomas (Myfanwy reimt sich mit Tiffany; Emma Greenwell, „The Path“, „Shameless“) in „The Rook“ konfrontiert, als sie inmitten von Toten mit blutbespritzten Latexhandschuhen auf der Millennium Bridge in London erwacht. Schnell wird klar, dass sie in großer Gefahr schwebt. Allerdings weiß die junge Frau nicht, von wem die Bedrohung ausgeht, da sie einen Gedächtnisverlust erlitten hat. Nach und nach findet sie eine Reihe von Nachrichten, die sie anscheinend vor dem Angriff für sich selbst hinterlegt hat und die zumindest etwas Licht ins Dunkel bringen.

Weniger kompliziert wird ihre Situation dadurch allerdings nicht. Offenbar ist Myfanwy ein Mitglied im sogenannten Checquy, einem englischen Geheimdienst, der Leute mit übersinnlichen Fähigkeiten rekrutiert. Die Organisation ist dafür zuständig, sich paranormaler Fälle anzunehmen und so London zu schützen. Dabei kommt ihnen die besonderen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter zu Gute, die unter der Abkürzung EVA („extreme variant abilities“) geführt werden. Diese Fähigkeiten wollen sich natürlich auch externe Mächte zu Nutze machen, weswegen EVA’s grundsätzlich ein gefährliches Leben führen.

Myfanwy kann eine Art von elektrischem Impuls auslösen, konnte diesen bisher aber nie zur Gänze willentlich kontrollieren. Deshalb ist sie auch nur in der Position einer Bürokratin eingesetzt – für sie war der Checquy auch ein Beschützer gegen Entführung und Menschenhandel. In der Organisation ist sie ein Rook, also ein Turm: Der jeweilige Rang innerhalb der Checquy ist nämlich durch Codenamen aus dem Schach angegeben. Das brutale Massaker auf der Brücke deutet jedoch eine Myfanwy innewohnende gewaltige Zerstörungskraft an, und Myfanwy ist entsetzt von dem Gedanken, dafür verantwortlich zu sein.

Myfanwy Thomas (Emma Greenwell) liest ihre Warnung an sich selbst.

Doch schnell wird ihr auch klar: Diejenigen, die ihr ihre Erinnerungen genommen haben und nun ihr Werk vollenden wollen, lauern nicht irgendwo – sondern da, wo auch sie eigentlich hingehören: im Geheimdienst Checquy. Myfanwy findet sich also in der misslichen Lage wieder, einen ohnehin verzwickten Fall zu lösen, sich dabei aber niemandem anvertrauen zu können. Somit ist ihre abweisende Haltung gegenüber den übrigen Mitgliedern des Checquy gut nachvollziehbar.

Einzig Lady Farrier (Joely Richardson, „Nip/​Tuck“), Myfanwys Mentorin und Leiterin des Checquy, weiß von Myfanwys Gedächtnisverlust, versucht gegenüber den anderen aber den Schein der Normalität zu wahren. Die rechte Hand an ihrer Seite ist Conrad Grantchester (Adrian Lester, „Hustle – Unehrlich währt am längsten“), der allerdings auch an Farriers Thron als Chefin sägt und ein überaus mächtiger EVA ist. Überhaupt scheint jeder in der Checquy sich selbst am nächsten zu sein.

Myfanwy (Emma Greenwell) lauscht ungläubig den Ausführungen ihrer Mentorin Lady Farrier (Joely Richardson) über ihre besonderen Fähigkeiten.

Bei ihren Nachforschungen entdeckt Myfanwy immer mehr düstere Geheimnisse, die sie irgendwann daran zweifeln lassen, ob sie ihr altes Leben überhaupt zurück haben will. Da der Zuschauer den Großteil der Handlung durch die Augen von Myfanwy erlebt, tappt er beinahe ebenso sehr im Dunkeln wie die Protagonistin. Aufgrund ihres Gedächtnisverlustes werden auch kaum weitere Details zu ihrem Leben, der Funktion der Checquy oder ihren Kollegen enthüllt. Das kann stellenweise verwirrend sein, erzeugt aber auch einen sehr fesselnden Spannungsbogen, den man unbedingt weiter verfolgen möchte.

Myfanwys Geschichte erinnert ein wenig an „Die Bourne Identität“, gekoppelt mit Elementen aus „X-Men“. In der Serie werden geschickt actionreiche Sequenzen mit mysteriösen Thriller-Elementen verknüpft, sodass selten Langeweile aufkommt. Trotz vieler temporeicher Szenen nimmt „The Rook“ sich genug Zeit, ein nachvollziehbares Bild von Myfanwys emotional verwirrender Situation zu zeichnen. Während der Zuschauer sich also in Myfanwy sehr gut hineinversetzen kann, bleiben die Nebenfiguren in der Serie anfangs noch blass.

Welche Motive verfolgt Conrad Grantchester (Adrian Lester).

„The Rook“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des australischen Autors Daniel O’Malley. Das Buch ist 2012 erschienen und hat im selben Jahr den australischen Aurealis Award als bester Science-Fiction-Roman gewonnen. Die Messlatte für die Serie liegt vor allem für Fans von den Büchern also hoch. Die ersten zwei Folgen von „The Rook“ können aber auf jeden Fall überzeugen, denn am liebsten möchte man direkt die ganze Staffel auf einmal schauen, um zu wissen wie es weitergeht.

Dieser Text beruht auf Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie „The Rook“.

Meine Wertung: 4/​5


Die Serie startet in Deutschland am 30. Juni beim Streaminganbieter Starzplay, der über Amazon Channels und die Apple TV App abonnierbar ist. Dort werden in wöchentlichem Rhythmus die acht Folgen der ersten Staffel veröffentlicht.


Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Diese Serie hat mit dem Buch nur ein paar Namen und die Anfangsszenen der 1. Folge. Die Handlung ist völlig verdreht, wirr, konfus und ohne jede Spannung. Ich glaube nicht, dass Kenner der Bücher länger als 2-3 Folgen durchhalten werden.

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