„The Masked Singer“: Ist die neue ProSieben-Show ein Hit? – Review

Alle raten mit – bis die Maske fällt

Glenn Riedmeier
Rezension von Glenn Riedmeier – 27.06.2019, 23:31 Uhr

"The Masked Singer": Ist die neue ProSieben-Show ein Hit? – Review – Alle raten mit - bis die Maske fällt – Bild: ProSieben/Screenshot

Heute Abend war es so weit: Die im Vorfeld groß beworbene neue Show „The Masked Singer“ ging an den Start. ProSieben strahlte live um 20:15 Uhr die dreistündige Auftaktsendung aus, die nach eigener Aussage „die beste verrückteste Show der Welt“ sein soll. Inwiefern ist das tatsächlich der Fall?

Das Konzept des ursprünglich südkoreanischen Formats ist erstaunlich simpel: Insgesamt zehn Prominente jeder Couleur treten in Ganzkörperkostümen auf, so dass sie nicht mehr wiederzuerkennen sind. Während einer aufwendigen Gesangsperformance gilt es für die Zuschauer und ein Rateteam, die Identität der Kandidaten anhand der Stimme zu erkennen. Es ist regelrecht erstaunlich, dass es so eine Show bisher nicht gab, denn sie ist in ihren Grundzügen richtig klassische Fernsehunterhaltung, wie es sie theoretisch auch schon in den 1970ern hätte geben können.

Die Kostüme sind liebevoll und deutlich aufwendiger gestaltet, als es etwa bei der legendären „Promi Undercover Boss“-Verkleidung von Detlef Soost der Fall war. Engel, Kudu, Oktopus, Grashüpfer, Schmetterling, Kakadu, Astronaut, Panther, pinkes Monster und ein Eichhörnchen im Superman-Outfit – für jeden Geschmack ist etwas dabei. In fünf Duellen treten jeweils zwei von ihnen im K.O.-Modus gegeneinander an. Zunächst stellen sie sich mit verstellter Stimme in kurzen Porträtfilmen vor und geben verklausulierte Hinweise auf ihre Identität („Ich bin durch tiefe Täler gegangen“). Anschließend folgen die Gesangsauftritte – nur während dieser Phase sind die echten Stimmen der maskierten SängerInnen zu hören. Einige der Kandidaten sind professionelle Sänger, andere wiederum üben eigentlich einen anderen Beruf aus. Laut ProSieben soll es sich nicht um die „üblichen verdächtigen Promis“ handeln (fernsehserien.de berichtete).

Während der jeweiligen Performance zerbricht sich ein prominent besetztes Rateteam den Kopf darüber, welche bekannte Person sich unter dem Kostüm verbergen könnte. Collien Ulmen-Fernandes, Max Giesinger und Ruth Moschner sind in jeder Ausgabe dabei, ergänzt durch einen wöchentlich wechselnden Gast-Promi – in der ersten Folge ist dies Sänger Rea Garvey. Gemeinsam gehen sie auf Indiziensuche und geben ihre Tipps ab. Die Zuschauer zu Hause rätseln mit und stimmen gleichzeitig per Telefon über den Sieger der Duelle ab. Die fünf Duellsieger sind eine Runde weiter und auf jeden Fall in der nächsten Ausgabe dabei. Die übrigen Fünf stellen sich im Finale einem abschließenden Voting. Der Kandidat mit den geringsten Stimmen muss schließlich seine Maske abnehmen und seine Identität enthüllen.

Das Konzept geht auf: Die Show ist äußerst kurzweilig und die drei Stunden vergehen im Flug. Das Rätseln, Kombinieren und Stochern im Nebel des Ratepanels überträgt sich unmittelbar auf den Zuschauer. Man will einfach wissen, wer da unter der Maske ist! Oft kommen einem die Stimmen so vertraut vor, aber man kann sie einfach nicht zuordnen. Durch die Tatsache, dass auf Englisch gesungen wird, erhöht sich der Schwierigkeitsgrad hierzulande sogar noch, weil man die meisten Stimmen wahrscheinlich eher auf Deutsch kennt. Die Musikauswahl rangiert von Balladen wie „Hello“ und „You Are So Beautiful“ über Swing/​Funk à la „Just A Gigolo“ und „Uptown Funk“ bis hin zu den harten Rockklängen von „Come With Me“ und Marilyn Mansons Version von „Sweet Dreams“.

Zugutekommt der deutschen Adaption die Tatsache, dass sie im Gegensatz zu den bisherigen Länderversionen live ausgestrahlt wird. Bei Voraufzeichnungen wäre die Gefahr zu groß, dass jemand aus dem Publikum vor Ort vor der Ausstrahlung spoilert. So können alle – ob vor Ort oder vor dem Fernseher – gleichzeitig Zeuge des magischen Moments werden, wenn die Maske fällt. Im Vergleich zur US-Adaption punktet das deutsche „Masked Singer“ auch mit authentischeren Reaktionen. Das amerikanische Rateteam und Publikum überschreitet wie so häufig die Grenze zum unnatürlichen Overacting. Hierzulande sorgen stattdessen vor allem Ruth Moschner und Collien Ulmen-Fernandes mit spontanen Spitzen für Lacher („Du denkst Lou Bega? Der ist doch inzwischen pleite“). Einen astreinen Job macht auch Matthias Opdenhövel, der seit seinem freiwilligen Ausstieg bei „Schlag den Raab“ erstmals wieder für ProSieben tätig ist. Ohne sich in den Vordergrund zu stellen, führt er humorvoll und ungekünstelt durch den Abend.

Mit „The Masked Singer“ hat ProSieben nicht nur eine gelungene Adaption auf die Beine gestellt – durch den Live-Faktor und das Drehen an den richtigen Stellschrauben ist sie sogar besser als die Varianten aus anderen Ländern. „’The Masked Singer’ lebt sehr davon, dass die Sendung nicht durchgeplant oder perfekt geschnitten ist“, merkt Senderchef Daniel Rosemann richtigerweise an. Kleiner Wermutstropfen: In der ersten Ausgabe ist der Kandidat ausgeschieden, dessen Identität anhand der sehr charakteristischen Stimme von vielen Zuschauern im Internet richtig getippt wurde – so war die Demaskierung nicht ganz so spannend wie hoffentlich in den kommenden Wochen. Dennoch bietet die Show perfekte Sommer-Unterhaltung – und man kann ProSieben nur wünschen, dass diese auch von den Zuschauern angenommen wird.

Fünf weitere Ausgaben werden donnerstags um 20:15 Uhr ausgestrahlt.

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Ich fand es schön. Besser als immer nur Krimi-Serien auf jedem Kanal. Und wenn man das Interview mit Luci gesehen hat, dann weiß man wie sich alle anstrengen und mit Lust und Liebe dabei sind. Die Kostüme sind um die 20kg schwer, da soll man noch Luft zum Singen haben. Es ist schwer. Man sollte nicht alles gleich "runternachen" sondern den Sendungen auch mal ne Chance geben.
    Wenn ihr alles besser wisst, dann schickt eure Vorschläge ans TV. Vielleicht ist ja etwas dabei, was man umsetzen könnte. Meckern kann Jeder aber besser machen nicht !
    • am via tvforen.de

      Was sollte das werden?
      Sinnlose Duelle, da bis auf Eine(n) alle weiterkommen. Gleich einfach alle 10 nacheinander auftreten lassen und dann abstimmen hätte auch gereicht. Und die Raterei, wer hinter den Masken steckt - also ich weiß nicht so recht. Wenn da sogar ein Vorschlag wie Angela Merkel kommt.
      Der beworbene mitreißende Spaßeffekt hat sich zumindest bei mir nicht eingestellt.
      Aber ich bin ja auch nicht in der vielgeprießenen Zielgruppe.
      Und der 'Einschlag wie eine Bombe' rührt vielleicht auch nur von der Neugier der Leute.

      Bitte dies nur zur Kenntnis nehmen. Ich will jetzt hier mit niemandem diskutieren.
      • am

        Ein witziges Format, das nur etwas mehr Tempo gebrauchen könnte. 
        Auf Lucy hatte ich getippt. Bei den Indizien hatte ich einen leicht osteuropäischen Akzent herausgehört. Dazu die Größe und die Bewegungen. Beim Astronauten tippe ich mal schwer auf Max Mutzke.
        • (geb. 1984) am

          Lucy hatte ich sogar erkannt. Die gebrochene rauchige Stimme brachte mich zu ihr. Das grösste ? habe ich aber beim Schmetterling. Wirkte optisch wie ne alte Frau. Denke aber ist jemand jüngeres und sogar männlich, da die Person auf den Schuhen kaum laufen konnte. Und jede Dame kann eigentlich stabil auf so Schuhen laufen. Auch im Alter.

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