„Mr. & Mrs. Smith“ auf Amazon Prime – Lohnt sich das Remake? – Review

Donald-Glover-Serie enttäuscht

Rezension von R.L. Bonin – 01.02.2024, 17:00 Uhr

Donald Glover und Maya Erskine sind die neuen „Mr. & Mrs. Smith“ – Bild: Amazon Prime
Donald Glover und Maya Erskine sind die neuen „Mr. & Mrs. Smith“

Sexy, brutal und legendär: Die Action-Liebeskomödie „Mr. & Mrs. Smith“ mit Brad Pitt und Angelina Jolie aus dem Jahr 2005 hat mittlerweile Kult-Status. Insofern liegt die Messlatte für die gleichnamige Serienadaptation von Donald Glover, die am 2. Februar 2024 im Stream auf Amazon Prime erscheint, hoch. Der „Atlanta“- und „Community“-Darsteller schlüpft in die Rolle des ikonischen Mr. Smith, während Schauspielerin Maya Erskine („PEN15“, „Wine Country“) seine Spionage- und Ehepartnerin spielt. Gelingt es der Serie, aus dem berühmten Schatten ihres Namensgebers zu treten?

Sexy, brutal und legendär? Diesen Ansprüchen gerecht zu werden, ist kein einfaches Unterfangen. Das dachten sich wohl auch Donald Glover und Francesca Sloane, die kreativen Köpfe hinter der Neuadaptation, denn: Die acht Folgen umfassende Serie hält eine etwas angepasste Prämisse bereit. Während die Eheleute Smith im Film gegenseitig nichts von ihren wahren Identitäten wussten, verrät bereits die Inhaltsbeschreibung, dass das neue Paar die Ehe nur als Alibi nutzt – vergleichbar zur 1990er-Serie „Das Seattle Duo“.

Donald Glover übernimmt Brad Pitts Rolle als John Smith. Amazon Prime

Handlung: Darum geht es in der „Mr. & Mrs. Smith“-Serie

John (Donald Glover) und Jane (Maya Erskine) Smith gehen wissentlich eine arrangierte Ehe ein, um als Undercover-Agenten für eine mysteriöse Spionage-Organisation zusammen Missionen zu erfüllen. Nach außen hin geben sie sich als Ehepaar, das frisch in ein New Yorker Brownstone-Haus eingezogen ist. Doch hinter verschlossenen Türen müssen die beiden herausfinden, wie viel sie wirklich voneinander preisgeben – und ob es dabei nur um Arbeit oder vielmehr um Liebe geht.

An sich klingt die „umgedrehte“ Prämisse überzeugend – und wirkt gleich zwei potenziellen Kritikpunkten entgegen. Zum einen wehrt sie den Vorwurf ab, dass die Serie lediglich einer zeitgemäßen Version von „Mr. & Mrs. Smith“ samt diversen Cast entspricht; zum anderen vermeidet sie, den Erwartungen der Fangemeinde nie gerecht werden zu können. Schließlich erfindet sich „Mr. & Mrs. Smith“ komplett neu. Doch reicht das, um aus der Serie ein eigenständiges und vor allem sehenswertes Werk zu machen?

Mr. und Mrs. Smith müssen sich fragen: Was ist wichtiger – die Liebe oder die Mission? Amazon Prime

„Mr. & Mrs. Smith“ Review: Donald Glover & Maya Erskine in den Hauptrollen

Allein der Titel verrät schon alles: Die Serie steht und fällt mit den beiden Hauptfiguren und der Darstellung ihrer Beziehung zueinander. Die neuen „Mr. & Mrs. Smith“ werden von Glover und Erskine gleichermaßen fesselnd porträtiert. Glover verleiht John eine unterschwellige Coolness samt amüsiertem Grinsen à la Pitt. Die gespielte Lockerheit lässt jedoch erkennen, dass seine Figur einige dunkle Geheimnisse hegen muss. Anders ist es bei Erskines Darstellung von Jane: Mit ihrem kühlen, unantastbaren und zynischen Auftreten ist ihr Charakter absolut undurchschaubar. Insofern wirkt Jane deutlich mysteriöser als John und verspricht interessante Wendungen und Entwicklungen.

Hier punktet die Serie vor allem damit, dass sie das Misstrauen zwischen dem Ehepaar aus der Filmvorlage auf eine andere Beziehung verlagert – und zwar die des Publikums zu den beiden Protagonisten. An jedes Wort zu zweifeln und sich zu fragen, ob Jane und John die Wahrheit sagen oder lügen, lässt eine prickelnde Grundspannung aufkommen.

Maya Erskine überzeugt als neue Jane in „Mr. & Mrs. Smith“. Amazon Prime

Die Story von „Mr. & Mrs. Smith“ – wenig Action, viel Dialog

Leider geht dieses anfängliche Prickeln schnell verloren. Während der Start in die Pilotfolge noch vielversprechend erscheint – Wechselschnitt zwischen den Job-Interviews der beiden und ihrem bevorstehenden Kennenlernen -, erlischt diese Hoffnung in der darauffolgenden Dreiviertelstunde. Dafür verantwortlich sind in erster Linie die „leeren“, langatmigen Dialoge, die statt für Spannung und Sexyness vielmehr für Langeweile sorgen. Belanglosigkeiten wie Frühstück-Bagels oder Katzennamen werden unnötig in die Länge gezogen und passen auch atmosphärisch kaum zum als Action-Comedy angepriesenen Format.

Spätestens nach der zweiten Folge ist klar: Der Trailer, der nach „sexy, brutal und legendär“ schreit, spiegelt zumindest die ersten zwei Stunden nicht wider. Denn ähnlich wie die Dialoge fesselt auch die Handlung nicht. Es gibt keine erkennbare Motivation für die Charaktere – keinen emotionalen Konflikt also. Storytechnisch scheinen die ersten zwei Folgen von „Mr. & Mrs. Smith“ fast wie in sich abgeschlossen und regen so kaum zum typischen „Bingewatching“ an.

Auch was das Thema Action betrifft, können zumindest die Auftaktepisoden nicht mit vergleichbaren Formaten aus dem Genre mithalten. Zumal die neuen Smiths weder besondere Skills noch hochkarätige Ausrüstungen besitzen. So kommt das frischgebackene Fake-Ehepaar die meiste Zeit eigentlich inkompetent, unvorbereitet und verplant herüber. Erst, wenn sie zusammenarbeiten, gelingt das Unmögliche: Ordnung im Chaos. Der Effekt ist zwar gut und sorgt in diesen wenigen und kurzen Augenblicken für Begeisterung – aber dann kehrt alles wieder zur Normalität zurück.

Mr. & Mrs. Smith kommunizieren via Chat mit ihren Auftraggebern. Amazon Prime

Das ist mitunter der wohl größte Unterschied zur Filmvorlage: „Mr. & Mrs. Smith“ (die Serie) tritt deutlich realistischer und damit nahezu gewöhnlich auf. Was machen Spione im ganz normalen Alltag? Offenbar Yoga oder Cartoons ansehen. Wie spektakulär ist die Kommunikation zwischen Geheimagenten und einer unbekannten Organisation? Überhaupt nicht – in Zeiten von KI reicht offenbar ein Chat, der die Smiths fast kindlich mit „Hihi“ grüßt, völlig aus. Das Ehepaar bekommt neue Ausweise, Bankkarten und sogar eine Heiratsurkunde bei ihrem Einzug – ihr altes Leben, ihre Familien, einfach alles müssen sie hinter sich lassen. Na ja, bis auf ihre Handys. Wieso sonst müssten sie plötzlich mitten in einer Mission Nummern austauschen, um in Kontakt zu bleiben? Spätestens da bröckelt die Fassade: Im Versuch, Spione gewöhnlich aussehen zu lassen, entstehen Logikfehler, die sich auf die Gesamtqualität auswirken. So auch in Folge zwei, als sich das Ehepaar völlig unnötigerweise erniedrigen lässt. Vielleicht ist diese realistische Herangehensweise bloß ein Versuch den „Comedy“-Part aus der Actionkomödie umzusetzen? Ob das als gelungen betrachtet werden kann, bleibt wohl Geschmackssache.

Nach zwei Episoden fällt die Beurteilung nicht wirklich leicht: Cast und Figuren beeindrucken zwar, aber Dialog, Handlung, Machart und Atmosphäre enttäuschen. Es ist lobenswert, dass sich „Mr. & Mrs. Smith“ von ihrer Filmvorlage lösen möchte, indem sie eine neue Geschichte erschafft. Allerdings steigt beim Ansehen große Sehnsucht nach dem Original auf, was die Bemühungen eher untergräbt. Um also die Anfangsfrage zu beantworten: Ja, die „Mr. & Mrs. Smith“-Serie tritt aus dem Schatten ihres Vorgängers heraus, doch zu welchem Preis? Denn als „sexy, brutal und legendär“ bleibt sie wohl eher nicht in Erinnerung.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten zwei Folgen von „Mr. & Mrs. Smith“.

Meine Wertung: 2/​5

„Mr. & Mrs. Smith“ feiert am 2. Februar bei Amazon Prime Video Premiere. Die erste Staffel umfasst acht Folgen. In den Hauptrollen sind Maya Erskine und Donald Glover zu sehen – er schrieb und produzierte die Serie zusammen mit Francesca Sloane und Bruder Stephen Glover. Zum Cast gehören unter anderem Alexander Skarsgård, Paul Dano und Sarah Paulson.

Über die Autorin

Originalität – das macht für R.L. Bonin eine Serie zu einem unvergesslichen Erlebnis. Schon als Kind entdeckte die Autorin ihre Leidenschaft für das Fernsehen. Über die Jahre eroberten unzählige Serien unterschiedlichster Genres Folge für Folge, Staffel für Staffel ihr Herz. Sie würde keine Sekunde zögern, mit Dr. Dr. Sheldon Cooper über den besten Superhelden im MCU zu diskutieren, an der Seite von Barry Allen um die Welt zu rennen oder in Hawkins Monster zu bekämpfen. Das inspirierte sie wohl auch, beruflich den Weg in Richtung Drehbuch und Text einzuschlagen. Seit 2023 unterstützt sie die Redaktion mit der Erstellung von Serienkritiken. Besonders Wert legt sie auf ausgeklügelte Dialoge, zeitgemäße Diversity und unvorhersehbare Charaktere.

Lieblingsserien: Lost in Space, Supergirl, Moon Knight

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1969) am

    Verschwendete Lebenszeit...wo bekomm ich die zurück?
    Habe mir gerade alle 8 Folgen angetan und kann mir keinen Reim drauf machen was Glover da wollte. Die Grundstimmung (Farben,Musik,Bilder) kommen wie eine Arthaus Studio Produktion daher und möchte eine psychosoziale Story erzählen. Sorry .. es kommt weder Spannung noch Unterhaltung dabei rum. Und einen Plot-Twist sucht man auch vergebens. Ich bin Sauer...man hätte so viel daraus machen können.
    • (geb. 1963) am

      Also voller Vorfreude auf die Serie gestartet. Aber nach 2,5 Folgen werde ich wohl nicht weiter schauen.
      Da war ja der Kinofilm um Lichtjahre besser. 
      Die Dialoge sind soooo langatmig kaum witzig, die Hauptdarsteller sind bemüht aber man nimmt ihnen die Rollen einfach nicht ab. Diese Szene als Hunde in der zweiten Folge war einfach nur schlimm. Der ewig lange Diaolg in der Seilbahn so mühsam und endlos. Die weiteren Folgen werde ich mir schenken. In den letzten Jahren war das wohl die enttäuschenste Serie ob Amazon oder Netflix.
      Serien die mir wirklich gut gefallen sind zum Beispiel Bosch obwohl die letzte Staffel dann schon ein bisschen lahm dahergekommen ist.
      • (geb. 1976) am

        Langatmig durfte eine Amazon Original Krankheit sein. Wenige Serien/Filme haben sich davon befreien können.
        • am

          Danke, deutlich über dem normalen Niveau hier bei fernsehserien.de verfasst, aber der tat weh: "An jedes Wort zu zweifeln". 😁
          • am

            Vermutlich gehöre ich zu einer der wenigen, die den Kinofilm einfach nur grottig fanden. Ich kannte "Das Seattle Duo" (Originaltitel "Mr & Mrs Smith" und leider nur eine Staffel) und war verliebt in Scott Bakula und Maria Bello. Die Chemie zwischen beiden stimmte auch so wunderbar. Und dann kamen die beiden Hochleistungs-Agenten Brangelina ums Eck und machten wie bei so vielen Kinofilm-Remakes etwas "irgendwie anderes" draus. Und bei der neuen Serie wird nun bemängelt, dass die Serie "so anders" sei als der Film. Irgendwie langweiliger – weil oder auch gerade wegen weniger Action? Also mehr Fokus auf die Charaktere? Also, wenn das nicht eine Einladung zum Angucken ist, was dann?
            Ich bin sehr gespannt, ob die Serie meinen Geschmack treffen wird. Und ob vielleicht ein Hauch des "originalen" Seattle Duos zu erahnen ist. Auch hier hatten die Hauptfiguren Geheimnisse voreinander bzw. wusste keiner der beiden wirklich Dinge aus dem Privatleben des anderen. Mr & Mrs Smith arbeiteten für die Factory und erhielten von dort ihre Aufträge. Man darf also gespannt sein. Das Konzept an sich dürfte auf jeden Fall auch nach 30 Jahren noch funktionieren.
            • (geb. 1967) am

              Ich fand den KinoFilm mit Brad und Angelina großartig! Eine Action Komödie vom feinsten!!! Diese Kritik von Ren Kühn auf youtube lässt mein Bedürfnis auf die Serie gen Null fallen! Laut Ren ist es ein Liebes Drama mit ein wenig Action...Null Bock drauf!

              Ren sagte auch, dass Phoebe Waller - Bridge die Serie auf den Spuren des Films machen wollte, das wollte aber Glover nicht!! Deshalb ist Sie auch ausgestiegen.
            • am

              Als Action-Film hat der Brangelina-Streifen schon gut funktioniert. Er war ordentliches Mittelmaß.

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