„The Romanoffs“: Matthew Weiners Amazon-Serie enthüllt Titel und Struktur

Mutmaßliche Nachfahren der russischen Zarenfamilie in Anthologie-Serie

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 03.03.2017, 16:10 Uhr

Autor und Produzent Matthew Weiner – Bild: AMC
Autor und Produzent Matthew Weiner

Der Streaming-Dienst Amazon Prime hatte sich schon vor einiger Zeit der Dienste von „Mad Men“-Schöpfer Matthew Weiner versichert (fernsehserien.de berichtete), wobei das Thema der neuen Serien allerdings längere Zeit geheim blieb. Nun hat der neunfache Emmy-Gewinner sich in die Karten schauen lassen: Die neue Serie heißt „The Romanoffs“. Allerdings wird es sich nicht um eine historische Serie handeln, die das namensgebende russische Zarenhaus besuchen würde. Vielmehr stehen dessen – vermeintlichen – Nachfahren im Zentrum, wie Weiner in einem Interview mit Hollwood Reporter enthüllte.

Vielen ist vielleicht die vermeintliche russische Prinzessin Anastasia ein Begriff, über die auch ein oscar-nominierter Animationsfilm von 20th Century Fox Animation gemacht wurde. Gegen Ende des ersten Weltkriegs hatte Zar Nikolaus II. abdanken müssen, seine gesamte Familie war später verhaftet und in der Folge nach Sibiren verschleppt worden, wo sie überraschend bei einem Massaker der Bolschewiki ermordet wurden – die Revolutionäre um Lenin wollten einer möglichen Konterrevolution keine „Symbolfiguren“ überlassen und liquidierten daher unbarmherzig auch Kinder – und in der Folge weitere Personen aus dem weiteren Familienumfeld. Da die Bolschewiken die Tat in der Provinz und in aller Heimlichkeit verübten und später gezielte Missinformationen streuten, bei dem sie anfangs etwa nur die Hinrichtung des Zaren (nicht aber seiner Frau und der fünf Kinder) vermeldet wurde, blieb auch geschichtlich immer wieder ein Rest an Spielraum für Unsicherheit und Legendenbildung um überlebende Familienmitglieder. Dazu gehörte das berühmt gewordene Auftauchen einer Frau, die für sich in Anspruch nahm, Prinzessin Anastasia zu sein und das Massaker überlebt zu haben – es gab aber immer wieder ähnliche Behauptungen, den im Exil lebende russische Aristokraten boten sich als Geldquelle für Zaren-Abkömmlinge an. In der Zeit des Kalten Krieges (und daher ohne Zugang zu den sowjetischen Unterlagen) und ohne DNA-Analysen war es schwierig, derartige Behauptungen eindeutig zu widerlegen.

Hier kommt nun Weiners Serienidee: In jeder Folge der Anthologie-Serie wird eine Person und ihre Umfeld im Zentrum stehen, die für sich in Anspruch nimmt, ein Nachfahre der Zarenfamilie zu sein.

Einerseits will Weiner in den Folgen die alte Frage nach „Nature vs. Nurture“ untersuchen: Welche unserer Eigenschaften sind in unseren Genen angelegt, was an unserem Verhalten ist erlernt beziehungsweise anerzogen: Was ist bei den Romanoffs vom aristokratischen Erbe noch über? Daneben will Weiner thematisieren, dass wir durch die sozialen Medien eigentlich enger zueinander gerückt sind, aber uns menschlich doch weiter voneinander entfernt haben, als je zuvor.

Weiter machte Weiner klar, dass es nicht bei einer Staffel bleiben müsse und zeigte sich offen dafür, alte Darsteller von „Mad Men“ zu besetzen. Das ist einstweilen allerdings noch Zukunftsmusik, da gerade erst der Writers Room, die Ideenschmide der Autoren, begonnen hat.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

    weitere Meldungen