Tele 5-Chef Kai Blasberg: „Bei Giulia Siegel weine ich“

„Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“, ist ein Spruch des früheren RTL-Chefs Helmut Thoma, der für die gegenwärtige TV-Landschaft prägend geworden ist. In einem Interview zum vierjährigen Bestehen von Tele 5 als Spielfilmsender hat Geschäftsführer Kai Blasberg diese Ansicht- und die damit verbundenen Zynismen vieler Programmverantwortlicher – kritisiert: „Mit dieser Haltung Programm zu machen, würde bedeuten, mir wäre es scheißegal, was ich meinen Zuschauern präsentiere“, so Blasberg im Gespräch mit „DWDL“.

Und weiter: „Damals als ich bei ProSieben war, stand ich 100 Prozent hinter ‚Popstars‘ und habe manchmal sogar ein paar Tränchen verdrückt, weil es so rührend war. Bei Giulia Siegel weine ich heute auch – aber aus anderem Grund. So etwas würde ich nie programmieren. Das ist eine Frage von Interesse am eigenen Programm. Also ich will jedenfalls abends nach Hause fahren und wissen, dass mein Nachbar neidisch auf mich ist, weil ich beim Fernsehen arbeite. Und ich will dabei nicht peinlich berührt sein.“ Angesichts solcher Formate wundere es nicht, dass man vielerorts Werbekunden „mit immer größeren Rabatten ködert, damit sie überhaupt noch bei einem neuen Format buchen, dessen Qualität und Reichweite sie nicht kennen und inzwischen oft fürchten“.

Nach vier Jahren zieht Blasberg ein positives Zwischenfazit. Tele 5 sei der wachstumsstärkste TV-Sender in Deutschland. „In der größten Werbekrise der Geschichte verzeichnen wir eine Werbe-Überbuchung von 120 Prozent“. Der zeitgleich gestartete Rivale Das Vierte – den Blasberg nur „die Anderen“ nennt – müsse sich inzwischen „als abgehängt bezeichnen lassen“. Ende des Jahres erhöht Tele 5 den Serienanteil im Programm mit einem Action-Montag: Angekündigt sind zum Start die Serien „Walker, Texas Ranger“, „Cobra“ und „Pensacola“.