„Sportschau“ vs. „Anne Will“: Sponsoren unzufrieden
„Höchstmögliche Reichweite der Bundesliga nicht gewährleistet“
Michael Brandes – 14.01.2009
Der ARD-Verzicht auf eine optimale Ausnutzung der erworbenen Übertragungsrechte an den Fußball-Bundesligaspielen am Sonntag sorgt weiterhin für Gesprächsstoff.
Die ARD hatte Ende November neben den Free-TV-Erstausstrahlungsrechten der Samstagsspiele in der „Sportschau“ auch das Recht erworben, die Sonntagsspiele ab 21:45 Uhr zeigen zu dürfen. Doch ARD-Programmdirektor Volker Herres hatte sich bereits unmittelbar nach Bekanntgabe des Ergebnisses weit aus dem Fenster gelehnt, indem er der „Anne Will“-Talkshow quasi eine Sendeplatzgarantie für den 21:45 Uhr-Termin aussprach: Der Polittalk sei im Wahljahr 2009 unverzichtbar (fernsehserien.de berichtete).
Trotz interner Widerstände setzte sich Herres schließlich durch: Das Erste zeigt „Anne Will“ weiterhin um 21:45 Uhr, für die Bundesliga bleibt nur eine Kurz-Zusammenfassung im Rahmen der „Tagesthemen“. Zusätzliche Berichterstattung könnte in den Dritten Programmen erfolgen (fernsehserien.de berichtete).
Wie das funktionieren soll, ließ Herres aber offen. Denn ganz so einfach ist die Sache nicht: Viele Dritten senden ihr wöchentliches Sportmagazin erst am Montag, so dass die meisten Sender zu Umstrukturierungen gezwungen wären. Alle sieben Dritten Programme behandeln in ihren Sportmagazinen ausschließlich regionale Themen – ein Prinzip, das aufgegeben werden müsste, denn um alle Fans umfassend zu informieren, müsste beispielsweise auch der NDR über ein Spiel Bayern gegen Stuttgart berichten, das eigentlich gar nicht in sein Sendegebiet fällt. Zum Luxus, ein teuer erkauftes Sendepaket in die Dritten abzuschieben, kommt zudem das Problem, dass die Bundesliga-Berichterstattung gleich siebenfach aufbereitet werden müsste – ebenfalls ein zusätzlicher Kostenfaktor.
Nun gibt es Kritik aus der Wirtschaft an den ARD-Plänen: Die S20, eine Vereinigung der Liga-Großsponsoren (u.a. Daimler, RWE, Adidas), fordert eine zeitnahere Berichterstattung und erinnert an die Vorgaben des Kartellamts für die Vergabe der TV-Rechte: „Das ist uns eindeutig zu spät und widerspricht unseren Grundprinzipien, den Massensport Fußball auch der Masse der Bevölkerung zugänglich zu machen“, so S20-Vorstand Dirk Huefnagels in einer Stellungnahme, die an die ARD adressiert wurde. Zudem sinke der Wert des Sponsorings mit der medialen Reichweite: „Uns geht es um die höchstmögliche Reichweite der Fußball-Bundesliga, die ist so nicht gewährleistet“.
ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky entgegnet im „Handelsblatt“: „Wie können Außenstehende wissen, was die ARD in allen Einzelheiten noch gar nicht entschieden hat?“ Über die Sonntagsproblematik werde zur Zeit in den ARD-Häusern noch intensiv diskutiert.