VIVA Forever – ein Sender, der mehr als nur Musikfernsehen war

Ausführlicher Rückblick auf die Geschichte von VIVA

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 30.12.2018, 09:00 Uhr (erstmals veröffentlicht am 22.12.2018)

VIVA Forever - ein Sender, der mehr als nur Musikfernsehen war – Ausführlicher Rückblick auf die Geschichte von VIVA

VIVA Zwei

Am 21. März 1995 ging der Ableger VIVA Zwei an den Start, der sich vorrangig an Zuschauer ab 25 Jahren richtete und den Fokus zunächst auf ältere Musikvideos mit retrospektivem Charakter legte. Zugleich sollte der Sender eine Konkurrenz zu dem elf Tage zuvor gestarteten VH-1 aus dem Hause MTV darstellen. Das ursprüngliche Konzept stieß allerdings auf wenig Gegenliebe, weshalb sich der Sender ab September 1998 neu positionierte und fortan auf alternative Musik abseits des Mainstream-Pops setzte, die sich an Anhänger der Indieszene zwischen 18 und 29 Jahren richtete.

Zum wichtigsten Sendergesicht von VIVA Zwei wurde die spätere Buchautorin Charlotte Roche, die der Sendung „Fast Forward“ ihren eigenen Stempel aufdrückte. Roche kommentierte Videoclips und sinnierte über den Zeitgeist, hin und wieder mit einem leichten Hang zum Surrealen. Zudem führte sie Interviews mit Bands wie Die Ärzte und Tocotronic.

In neue Dimensionen politischer Inkorrektheit stieß Niels Ruf mit der umstrittenen Show „Kamikaze“. Als Gegenpol zu den schrägen, abgedrehten Formaten fungierte der 2004 verstorbene Musikjournalist Rocco Clein, der bei VIVA Zwei die „Neuigkeiten“ in einem Aufzug und im Anzug auf eine traditionsbewusst sachliche Weise verlas.

Der Sender blieb jedoch ein Verlustgeschäft. Die Kosten und Verluste von mehreren Millionen D-Mark konnten nur durch den Gewinn des Hauptsenders kompensiert werden. Am 1. Januar 2002 stellte VIVA Zwei schließlich den Sendebetrieb ein. Formate wie „Overdrive“ und „Twelve“ wurden in den ersten Jahren noch beim Nachfolgesender VIVA Plus fortgeführt. Als einziges VIVA-Zwei-Format schaffte es „Fast Forward“ ins VIVA-Hauptprogramm, wo es noch bis 2005 lief.

VIVA Plus

Am 7. Januar 2002 ging VIVA Plus an den Start. Zu Beginn war der Anspruch des Senders, das „CNN des Musikfernsehens“ zu werden. Es gab Info-Laufbänder und stündliche Newsflashs. Korrespondenten berichteten aus London, Los Angeles, Berlin und Hamburg über tagesaktuelle Themen. In den Kölner Studios wurde die tägliche Sendung „Cologne Day“ produziert, in die verschiedene Musiker eingeladen wurden.

Ähnlich wie beim Vorgänger VIVA Zwei ging das ursprüngliche Konzept jedoch nicht auf – weshalb VIVA Plus radikal in einen interaktiven Sender umgewandelt wurde. Die Zuschauer sollten fortan erheblich am Programm beteiligt werden und konnten in der Sendung „Get The Clip“ eine Playlist zusammenstellen. Jeder konnte per Anruf oder SMS seinen Favoriten aus einer Auswahl aus 100 Musikvideos wählen. Die Videos mit den meisten Stimmen wurden ausgestrahlt. Aktualisiert wurde die Liste der Clips einmal wöchentlich. Mitgeschickte SMS-Nachrichten wurden in das laufende Programm eingeblendet.

Als Viacom den Sender übernahm, fluteten Call-In-Formate im Stil von 9Live das Programm. Am 14. Januar 2007 wurde VIVA Plus eingestellt und durch Comedy Central ersetzt. „Get The Clip“ überlebte noch bis Februar 2014 auf dem Hauptsender VIVA.

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