Florian Lukas über „Der kleine Mann“*, die neue Serie aus dem Stromberg-Umfeld

„Der Begriff ‚Star‘ ist zu einem Wegwerfartikel geworden“

Michael Brandes – 22.10.2008

  • Seite
Florian Lukas über „Der kleine Mann“*, die neue Serie aus dem Stromberg-Umfeld
„Der Begriff ‚Star‘ ist zu einem Wegwerfartikel geworden“
„Der kleine Mann“: Karl Kranzkowski, Bjarne Ingmar Mädel, Florian Lukas (von links)© Frank Hempel/​ProSieben
Wird die Figur von Bjarne in der Serie dann auch durchgereicht durch die (reale) Promi-Szene?

Gülcan hat zum Beispiel einen wirklich großartigen Gastauftritt – als Gülcan. So nach und nach soll Rüdiger Bunz dann auf weitere Promis treffen. Er steht ja noch am Anfang seiner Promi-Karriere.

Gibt es schon einen Sendetermin?

Die Serie kommt frühestens im Frühjahr 2009. Wir haben im August und September acht Wochen in Köln gedreht, es werden acht Folgen mit jeweils einer knappen halben Stunde Länge. Das Finale der ersten Staffel hat ein relativ offenes Ende, die Konstellationen der Figuren sind da so geschickt aufgerissen, dass die Geschichte in alle möglichen Richtungen weitergehen könnte.

Für „Der kleine Mann“ wurden die Dreharbeiten zur vierten „Stromberg“-Staffel ja extra nach hinten verschoben …

Drehzeiten sind auch immer mit den Verfügbarkeiten der Schauspieler verbunden. Ralf Husmann hat im Moment viel Arbeit. Im November fangen sie aber mit „Stromberg“ an.

„Stromberg“ ist Komik auf hohem, bisweilen auch subtilem Niveau. Ist es für einen Schauspieler sehr anstrengend, witzig sein zu müssen?

Das ist schon eine ziemlich mühselige Angelegenheit, erfordert viel Konzentration und viel Gefühl für den Partner. Gerade, wenn du so großartige Kollegen an deiner Seite hast, versuchst du natürlich auch, denen gerecht zu werden. Ich versuche aber auch nicht, krampfhaft witzig zu sein. Es ist ja auch keine Sketchparade, sondern hat auch tragische Momente, das hält sich gut die Waage. Husmann schreibt eben sehr vielschichtig, da musst du sehr genau timen, die Masse an Texten präzise wiedergeben und auch die Situationen so herstellen, dass sie einigermaßen lustig sind.

Warum gibt es hierzulande – anders als in England und den USA – außer Ralf Husmann kaum nennenswerte Serien-Autoren, denen es gelingt, Qualitätsware auf den Bildschirm bringen?

Ich glaube, es ist nicht leicht, jemanden wie Husmann zu finden, der auf diesem Niveau schreiben kann. Vielleicht arbeiten die anderen auch alle im Kinobereich oder können ihre Ideen bei den Fernsehsendern nicht durchsetzen. Irgendwann wird man sich aber auch in Deutschland der Konkurrenz im internationalen Bereich stellen müssen. Es gibt ein paar gute Sachen wie „KDD – Kriminaldauerdienst“, aber man braucht Leute, die solche Serien unterstützen.

Trauen sich die großen Sender in Deutschland zu wenig?

Sobald es wieder mehr Möglichkeiten geben wird, dass sich Leute frei entfalten können, wird man auch wieder bessere Serien in Deutschland sehen können. Wenn man zum Beispiel „Extras“ von Ricky Gervais sieht, weiß man erst, was Serien für ein unterschätztes Genre sind.

Du hast inzwischen in über 60 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt – da entpuppt sich am Ende nicht jedes dieser Projekte als gelungen. Bist Du da relativ schmerzfrei, wenn eine fertiggestellte Produktion dann letztlich nicht Deinen Erwartungen entspricht?

Für mich zählt erstmal der Moment. Wann man etwas macht und mit wem. Was dann dabei herauskommt, liegt ja ohnehin nicht in meinem Einflussbereich. Ich habe mich daher auch schon früh davon verabschiedet, mich immer mit den fertigen Filmen identifizieren zu müssen. Wenn da mal ein Film nicht so gut gelingt – so what?! Es gibt Filme, da kommen dann trotzdem Leute auf mich zu und sagen: ‚Ich hab den Film gesehen und hatte wochenlang gute Laune – vielen, vielen Dank dafür!‘ Das sind Reaktionen, mit denen man nicht unbedingt rechnet, die entscheidend sind. Ich habe vor „Nordwand“ die Bundeswehrkomödie „Kein Bund fürs Leben“ gedreht. Die würden viele Cineasten sicher nicht als Meisterleistung bezeichnen, aber auch da habe ich Sachen gefunden, die mir Spaß gemacht haben.

Da sich bei Dir ernste und komische Rollen in etwa die Waage halten, hast du es geschafft, bislang noch in keine bestimmte Schublade zu rutschen. Wonach suchst Du Deine Rollen aus?

Es gibt da immer eine ganze Reihe von Komponenten. Regisseure natürlich, aber auch Kollegen, mit denen man gerne seine Zeit verbringen möchte. Es kommt natürlich auch darauf an, was man gerade so angeboten bekommt. Grundsätzlich finde ich es unabhängig vom Thema schön, wenn man ein bisschen Humor unterbringen kann und nicht alles so finster ist. Es gibt wenig starke dramatische Stoffe in Deutschland, die eine Geschichte tragen können ohne dabei zu deprimieren. Eine Rolle wird ja automatisch auch ein Teil meines Lebens, da möchte ich mich voll reinhängen können und meinen Horizont erweitern. Es sind sehr wertvolle Erfahrungen, zum Beispiel in den Vorbereitungen für „Kammerflimmern“ mal einen Tag lang in einem Rettungswagen mitzufahren oder für „Nordwand“ das Bergsteigen zu lernen. Darum mache ich auch lieber Film als Theater, weil man dort immer auf der gleichen Bühne steht, in der selben Kantine sitzt und immer nur theoretisch um Stoffe kreist. Ich will lieber rausgehen. Je intensiver, desto besser.


Das Interview führte Michael Brandes für wunschliste.de (Oktober 2008).


* Ursprünglich wurde hier der Serien-Arbeitstitel „Berühmt“ genannt. Wir haben den Artikel entsprechend angepasst.

zurück

Kommentare zu dieser Newsmeldung

    weitere Meldungen