Vor-Ort-Bericht: So war das „Geld oder Liebe“-Jubiläumsspecial

Sonderausgabe des Showklassikers im WDR – von Glenn Riedmeier

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 29.10.2014, 10:00 Uhr

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Beim Pärchenspiel „Ballonplatzangst“ geht es darum, so viele Ballons wie möglich vor dem gegnerischen Team zu retten.

Der anschließende Showverlauf entspricht erfreulich originalgetreu dem altbewährten Konzept des Klassikers. Die Kandidaten werden im Laufe der Sendung mehrmals umgruppiert, bis jeder weibliche Teilnehmer einmal neben jedem männlichen Teilnehmer gesessen ist. In der jeweiligen Kombination müssen sie jeweils ein Pärchenspiel bestreiten. Dabei gibt es auch ein Wiedersehen mit den „Internationalen“, der Assistententruppe, die bereits in der Originalsendung Jürgen von der Lippe unterstützt hat. Mit dem Kiosk-Spiel, bei dem die Kandidaten Begriffe erraten müssen, die von den Zuschauern pantomimisch dargestellt werden, kehrt zudem ein echter Klassiker zurück. Die Pärchenspiele wechseln sich mit mehreren Geschlechterspielen ab, in denen alle Frauen gemeinsam gegen die Männer antreten. Die Requisiten fallen insgesamt ziemlich aufwendig aus, was in der aktuellen Showlandschaft generell Seltenheitscharakter hat.

Spiel „Wasserhalten“: Die Herren nehmen einen Schluck Wasser in den Mund, während die Damen versuchen sie durch Kitzeln dazu zu bringen, das Wasser auszuspucken.

Zwischen den Aktionsspielen geht es für die Kandidaten in bewährter Manier darum, das richtige Geheimnis oder ungewöhnliche Hobby ihrer Mitstreiter aus drei möglichen Vorschlägen zu tippen. Nach der Auflösung folgt eine unterhaltsame Demonstration und teilweise durchaus beeindruckende Performance des jeweiligen Kandidaten. Die gesamte Show über sammeln die Promis abhängig von ihrem Abschneiden in den Spielen Geld, das am Ende für verschiedene gute Zwecke gespendet wird. Das abschließende Voting darüber, welches Paar am besten zusammenpasst, bestimmen nicht wie früher die TV-Zuschauer per TED, sondern das 80-köpfige Studiopublikum mit einem Abstimmungsgerät. Das Gewinner-Paar tritt anschließend zu einem Finalspiel an. Am Ende erhalten alle Kandidaten außerdem das altbekannte Maskottchen, einen Geld-Otter bzw. Otter Liebe, als Andenken.

Die alles entscheidende Abstimmung: Welches Paar passt am besten zusammen?

Insgesamt ist es dem WDR gelungen, die warmherzige Atmosphäre des Kindergeburtstags für Erwachsene wieder aufleben zu lassen. Dies liegt zu einem großen Teil an Altmeister Jürgen von der Lippe selbst, der mit seinen nicht enden wollenden Spielerklärungen das Publikum begeistert und zu keinem Zeitpunkt Leerlauf oder beklemmende Stimmung aufkommen lässt, wie etwa ein gewisser Moderator eines sinkenden ZDF-Unterhaltungsflaggschiffs. Aber auch die prominenten Gäste sorgen für amüsante Momente – jeder Kandidat kann durch ein paar zündende Gags und lustige Sprüche brillieren. Auf einen richtigen Musikact wurde zwar verzichtet, allerdings tritt ein Überraschungsgast auf.

Am Ende der Show, die live on tape ohne Unterbrechungen und Nachdrehs über die Bühne geht, wünscht Jürgen von der Lippe seinen drei Nachfolgern alles Gute. Er hofft, dass „Geld oder Liebe“ wieder ein richtiger Dauerbrenner wird. Dies sollte ein Ansporn für die neuen Moderatoren und den WDR sein, der bislang von einer langfristigen Fortsetzung absieht und lediglich von drei weiteren Geburtstagsfolgen spricht. Bleibt die Frage, weshalb dieses Kleinod der Unterhaltung im Dritten versteckt wird, während scheinbar für jede Jörg-Pilawa-Showidee ein Sendeplatz im Ersten zur Verfügung steht …


© Alle Bilder: WDR/​Ben Knabe

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Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

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