50 Jahre „Dalli Dalli“ – Eine Spitzensendung feiert Geburtstag

Rückblick auf die Geschichte des Spielshow-Klassikers mit Hans Rosenthal

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 15.05.2021, 10:00 Uhr

Hans Rosenthal moderierte die Kultsendung „Dalli Dalli“ – Bild: ZDF/Arthur Grimm
Hans Rosenthal moderierte die Kultsendung „Dalli Dalli“

Einer der größten deutschen Fernsehshow-Klassiker feiert ein rundes Jubiläum: „Dalli Dalli“, die legendäre Spielshow mit Hans Rosenthal, ging vor 50 Jahren, genauer gesagt am 13. Mai 1971, auf Sendung und hat bis heute Kultstatus. Anlässlich des Geburtstags strahlt das ZDF am Samstag, 15. Mai 2021 um 20:15 Uhr die zweieinhalbstündige Sondersendung „50 Jahre Dalli Dalli – Die große Jubiläumsshow“ aus. Johannes B. Kerner feiert zusammen mit prominenten Kandidaten. Und auch fernsehserien.de blickt zurück auf die Geschichte der Sendung.

„Dalli Dalli“ – Der Geniestreich von Hans Rosenthal

Noch bevor „Dalli Dalli“ als eigenständiges Format auf Sendung ging, testete Showerfinder Hans Rosenthal das Fragespiel bereits im Hörfunk als kleine Rateeinlage in WDR-Unterhaltungssendungen – unter dem Titel „Die dreifache Chance“ wurde es von 1968 bis 1970 mit Unterstützung des Tanzorchesters Werner Müller im Radio gespielt. Am 13. Mai 1971 folgte schließlich die TV-Premiere der Show mit der berühmten Gitterwand-Kulisse, die aus sechseckigen Waben bestand. Fortan hieß es einmal im Monat „Dalli Dalli“ – der Donnerstagabend um 19:30 Uhr war für „Hänschen Rosenthal“ reserviert, woran sich Nostalgiker noch ganz genau erinnern können.

Das Konzept des „Fragespiels für Schnelldenker“ ist so simpel wie genial: Prominente Zweierteams treten gegeneinander an und müssen in Assoziationsspielen innerhalb von 15 Sekunden abwechselnd so viele Unterbegriffe wie möglich nennen – stets auf das Kommando „Dalli DallI“ von Hans Rosenthal. Aufgrund des Zeitdrucks sorgen die Spielrunden regelmäßig für höchst amüsante Momente, da die Promis in ihren Gedankengängen überraschende Assoziationen zu Fragen wie „Was bewahren Sie alles in Ihrem Nachttisch auf?“ oder auch „Sie schauen aus Ihrem Fenster. Was können Sie da sehen?“ herstellen.

ZDF/​Arthur Grimm

Für TV-Satiriker Oliver Kalkofe gehört „Dalli DallI“ zu den am meisten unterschätzten Unterhaltungsshows der deutschen TV-Historie. Sie war ein Novum: Es war die erste Sendung ihrer Art, die sich traute, einfach nur verspielt und albern zu sein. Kein verkopftes Abfragen von Schulbuchwissen, um dem Bildungsbürgertum zu gefallen, und keine künstliche Ernsthaftigkeit, sondern simple Spiele mit dem einzigen Ziel, zu unterhalten und dem Publikum gute Laune zu machen.

Die Show unterschritt nie die Gürtellinie und führte bei aller Albernheit die Kandidaten auch nicht vor. Und noch etwas unterscheidet sie von vielen aktuellen Formaten: „Dalli Dalli“ war nicht eintönig, sondern abwechslungsreich. Während heutzutage gerne mal ein einziges Spielelement auf eine dreistündige Sendung aufgebläht wird, bot Rosenthal einen flinken Wechsel zwischen unterschiedlichen Disziplinen, bei denen die Promis auch mal ins Schwitzen gerieten.

Für Abwechslung sorgte etwa „Dalli Klick“, ein Erkennungsspiel, bei dem nach und nach mehr Bildausschnitte aufgedeckt wurden. Bei der „Dalli-Tonleiter“ wiederum saßen die Kandidaten unter einem Leuchtbogen und mussten Fragen zum Allgemeinwissen beantworten. Für jede richtige Antwort leuchtete eine weitere Note auf. Aufwendige Aktionsspiele sorgten für weitere Unterhaltung: So galt es für die Kandidaten, innerhalb von einer Minute etwa Maibäume zu schmücken, Kerzen zu bedrucken, Frauen zu schminken, Eier zu suchen, Luftballons in Schubkarren zu transportieren oder brennende Häuser zu löschen.

Sie sind der Meinung: Das war Spitze!

Hans Rosenthals Spruch „Sie sind der Meinung: Das war Spitze!“ wurde zum geflügelten Wort. Allerdings gab es diesen erst ab der 53. Folge, die am 4. September 1976 ausgestrahlt wurde. Die Zuschauer im Saalpublikum konnten per Knopfdruck entscheiden, dass zwei Kandidaten ihre Aufgabe so gut gelöst hatten, dass sie die gezeigte Leistung „Spitze“ fanden und Extra-Punkte vergaben. In jenem Fall ertönte eine Sirene und Rosenthal rief: „Sie sind der Meinung: Das war Spitze!“ Nach einigen Folgen begann Rosenthal zum „Spitze!“ in die Luft zu springen. Erst ab der 100. Folge vom 16. April 1981 wurde das Bild des Luftsprungs eingefroren, so dass Rosenthal für einen Moment mit angewinkelten Beinen in der Luft hing. Das war zur damaligen Zeit eine technische Herausforderung.

Hans Rosenthal bei seinem legendären Sprung ZDF/​Arthur Grimm

Wesentlicher Bestandteil der Sendung war die Jury, die sich anfangs aus Ekkehard Fritsch, Brigitte Xander und Mady Riehl zusammensetzte. Sie saßen gemeinsam an einem Pult und bewerteten die Leistungen der Kandidaten. Insbesondere wurden dabei Punkte für doppelt genannte Begriffe abgezogen („XYZ hatten wir zweimal, da müss ’mer eins abziehen“). Ekkehard Fritsch übernahm den Jury-Vorsitz. Wenn er aufgrund von Theaterengagements keine Zeit hatte, wurde er unter anderem von Felix Knemöller, Georg Lohmeier, Hans Jürgen Diedrich und Christian Neureuther vertreten. Auch Neureuthers Frau Rosi Mittermaier war eine Zeit lang Jury-Mitglied. Mady Riehl wurde in der 150. Ausgabe von Sabine Noethen abgelöst, doch nur drei Folgen später wurde die Showreihe eingestellt.

Zum Team gehörte außerdem Assistentin Monika Sundermann, die an einem separaten Pult saß, das Mikrofon brachte, die Rateuhr bediente und die Kandidaten durch Aktionsspiele begleitete. Unvergessen ist außerdem der Schnellzeichner Hans Bierbrauer alias Oskar, der mit flinken Strichen innerhalb kürzester Zeit Karikaturen der Kandidaten aufs Papier bannte. Zudem war er beim „Fragen-Lotto“ im Einsatz: Ein Zuschauer im Saal durfte sechs Kugeln mit eingelegten Zetteln ziehen, auf denen Fragen standen. Wenn es ihm gelang, mindestens drei korrekt zu beantworten, skizzierte Oskar einen Preis.

In der letzten Spielrunde galt es für die Teams, falsche Requisiten und Textänderungen in einem von Horst Pillau oder Curth Flatow umgeschriebenen Theaterstück zu erkennen. Die Kandidaten notierten die eingebauten Fehler im Text oder bei den Kostümen und mussten im Anschluss innerhalb von 15 Sekunden ihre Notizen vorlesen. Als Schauspieler traten in den Stücken meist die jeweiligen musikalischen Gäste auf, die zwischen den Spielrunden in Musikdarbietungen ihre Songs präsentierten, begleitet vom Jochen Brauer Sextett oder von der Götz-Wendlandt-Combo unter der Leitung von Heinrich Riethmüller, der auch die eingängige „Dalli Dalli“-Titelmelodie komponierte.

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