NYC 22 – Review

Tolles Ensemble, farbloser CBS-Krimi – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 03.05.2012, 17:27 Uhr

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CBS schickt einen neuen Krimi an den Start – und in China fällt ein Sack Reis um. Beides gehört zum Alltag, schließlich steht der Sender auch nach mehreren Cop-Flops noch immer hauptsächlich für Hochglanzproduktionen in dem Genre, das dem Network im vergangenen Jahrzehnt die größten Quotenerfolge einbrachte. Warum waren im Vorfeld von „The 2–2“ die Erwartungen dennoch recht hoch? Vielleicht lag das vor allem an einem Namen: Robert de Niro. Die Hollywood-Legende legte hier als Produzent höchstpersönlich Hand an, verkaufte das Drehbuch von Richard Price („The Wire“) an CBS. Mit James Mangold („Walk The Line“) konnte außerdem ein profilierter Leinwandregisseur für den Piloten gewonnen werden, der das hochkarätig besetzte Drama, das später in „NYC 22“ umbenannt wurde, von der ersten Folge an ins rechte Licht rücken sollte. Doch wer bei De Niro automatisch beißenden Realismus, schmutzige Straßen und kantige Figuren erwartet, wird hier maßlos enttäuscht. „NYC 22“ weiß von Anfang an nicht so recht, was es eigentlich sein will – was es nicht ist, wird dagegen äußerst schnell deutlich.

Die Story

Im 22. Revier der New Yorker Polizei halten sechs junge Straßenpolizisten Einzug. Frisch von der Akademie stehen sie nun unter dem Befehl von Trainingsoffizier Daniel Dean, auch genannt „Yoda“. Er mag den Spitznamen zwar nicht, aber irgendwie passt es doch. Zum Beispiel für Jennifer Perry (Leelee Sobieski), die früher im College als Volleyball-Star Furore machte und im Irak bei der Militärpolizei im Einsatz war. Ihr Partner Ray Harper (Adam Goldberg), der einst als Polizeireporter über das Verbrechen in  New York berichtete, ist der Älteste unter den Neulingen. Auch Tonya Sanchez (Judy Marte) ist quasi auf die andere Seite gewechselt, ihre Familie hat eine kriminelle Vorgeschichte. Nicht so die von Kenny McClaren (Stark Sands), im Gegenteil: Er repräsentiert bereits die vierte Generation seiner Familie, die in der New Yorker Polizei Dienst tut.

Dann ist da noch „Jackpot“ Tone (Harold House Moore), aus dem fast eine Basketball-Legende geworden wäre, hätte er seine Chance bei der NBA nicht leichtfertig vergeudet. Seine Chance auf Freiheit genutzt hat dagegen Ahmad Kahn (Tom Reed), ein Afghane, der nun in den USA lebt. Er muss sich allerlei Sprüche von seinen neuen Kollegen anhören. Yodas einziger Rat an seine sechs Rookies ist: Augen auf, Mund zu, sich nicht in Schwierigkeiten bringen lassen, im Zweifelsfall nach ihm rufen. Die Neulinge tun ihr Bestes, sich auf ihren zwei Häuserblocks im nördlichen Manhattan an diese Vorgabe zu halten. In der Theorie gestaltet sich dies allerdings sehr viel leichter als in der Praxis.

Der Look

Das stilistische Highlight von „NYC 22“ ist der wunderschöne Vorspann, unterlegt mit dem „Heart of the City“ von Jay-Z. So treffsicher ist der Look danach nie mehr. Im Gegenteil, erschreckend blutleer gestaltet sich die Optik des Piloten. Zwar dreht man auch hier den Kontrast des Bildes sehr stark auf, was zunächst Erinnerungen an „Southland“ weckt. Im Gegensatz zu dem harten Cop-Drama auf TNT wird der Zuschauer trotzdem ästhetisch auf Abstand von den Figuren und dem Geschehen gehalten. Man schlüpft nicht in die Schuhe der Rookies, sieht den neuen Arbeitsalltag nicht durch ihre Augen, sondern wabert in einem billig wirkenden, hellbeigen Steadycam-Rausch dahin. Auf den Straßen Manhattans ist jede Menge Leben und doch dringt es nicht bis zum Zuschauer durch. Auch das kann man wohl als bemerkenswerte Leistung betrachten.

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