No Ordinary Family – Review

von Michael Brandes

Rezension von Michael Brandes – 03.03.2011

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Kay Panabaker

Trotz einiger dramaturgischer Unebenheiten ist der Pilotfilm von „No Ordinary Family“ ziemlich gelungen. Insbesondere die Besetzung der Schauspieler ist bis in die Nebenrollen hinein geglückt. Darsteller wie Michael Chiklis („The Shield“) und Julie Benz („Dexter“) haben zuvor schon in anderen Serien geglänzt, und im Ensemble harmonieren sie prächtig. Die Autoren sind dabei bemüht, aus „No Ordinary Family“ mehr als nur nette Familienunterhaltung zu machen. Wenn die Familienmitglieder alle beisammen sind, entsteht manches Mal der Eindruck, es mit einer nicht-animierten Umsetzung des Pixar-Films „Die Unglaublichen“ zu tun zu haben. Wenn Daphne und JJ im Mittelpunkt stehen, werden klassische Highschool-Themen aufbereitet, während sich Jims Ganovenjagd durchaus an klassischen Crime-Dramen orientiert und dabei auch Personen zu Schaden kommen. Ganz so ungefährlich geht es also nicht zur Sache.

Dennoch hat sich dieser Genre-Mix zur Staffel-Halbzeit, nach zwölf ausgestrahlten Episoden, noch nicht so richtig bewährt. „No Ordinary Family“ hat noch keine einheitliche Linie gefunden. Neben einer konsequenteren Serienstruktur fehlt vor allem auch ein roter Faden. In den nachfolgenden Episoden geht es für die Powells noch immer darum zu lernen, mit ihren Superkräften umzugehen und sie gezielt zu steuern. Auch das Einrichten des Serienuniversums ist längst noch nicht abgeschlossen. Als lose Klammer für die Einzelfolgen dienen zwar insbesondere Jims Auseinandersetzungen mit Schurken aller Art, aber die zentralen inhaltliche Motive werden episodenübergreifend verhandelt. Doch dabei geht es nur schleppend voran. Die kleinen Coming-of-Age-Stories um Daphne und JJ sind keineswegs aber so interessant, um sie ausufernd über mehrere Episoden ausbreiten zu müssen. Ähnliches gilt für das „Optimieren“ der Superkräfte, für die immer wieder neue Regeln geschaffen werden. So tritt „No Ordinary Family“ zwar nicht auf der Stelle, doch die sehr überschaubaren Ereignisse plätschern so vor sich hin. Der Inhalt der einzelnen Episoden gerät schnell wieder in Vergessenheit. Aus einem ganz passablen, unverbindlichen Vergnügen kann je nach Sichtweise auch schnell gepflegte Langeweile werden.

Michael Chiklis

So lassen es insbesondere die Drehbücher an Tempo und Ideen missen, was besonders bedauernswert ist, weil es am Konzept und den Figuren eigentlich nichts auszusetzen gibt. Bei den Serien von Greg Berlanti, die naturgemäß etwas mehr Dynamik verlangen als seine Erfolge „Brothers & Sisters“ und „Everwood“, scheint genau dieses Symptom leider kein Einzelfall zu sein: Auch bei „Dirty Sexy Money“ und „Eli Stone“ ging es nach recht vielversprechendem Beginn schon bald bergab. Die nachfolgenden Episoden litten an ideenarmen Drehbüchern, fehlenden Wendungen und originellen Überraschungen. Die Zuschauer kehrten den Serien recht schnell den Rücken. Auch bei „No Ordinary Family“ hat inzwischen eine ähnliche Zuschauerflucht eingesetzt, was besonders problematisch ist, weil die Dramedy-Serie auf ihrem Sendeplatz am Dienstagabend ohnehin einen schweren Stand hat, denn zeitgleich laufen bei der Konkurrenz zwei Quoten-Giganten: Während „Glee“ in der jüngeren Zielgruppe und „Navy CIS“ beim Gesamtpublikum abräumt, stehen die Powells zwischen den Stühlen und müssen überall ein paar Zuschauer abzweigen.

Der Pilotfilm kam Ende September noch auf über zehn Millionen Zuschauer. Daher verlängerte ABC kurz darauf die aktuelle Staffel von 13 auf 22 Episoden. Doch mittlerweile geht es stetig bergab, und die Serie droht unter die Fünf-Millionen-Grenze zu fallen. Die Bestellung einer zweiten Staffel wird somit immer unwahrscheinlicher. So können die Verantwortlichen eigentlich nur noch hoffen, dass der Sender einen langen Atem beweist und ihnen mit einer zweiten Staffel ab Herbst, möglichst auf einem neuen Sendeplatz, eine weitere Chance einräumt. Mit etwas mehr Comic-Flair, subversivem Witz und Spektakel könnten die Schwachstellen in der Sommerpause noch abgestellt werden. Denn an Potential mangelt es „No Ordinary Family“ wahrlich nicht.

Meine Wertung: 3/​5

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