Mike & Molly – Review

von Michael Brandes

Rezension von Michael Brandes – 16.10.2010

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Melissa McCarthy, Katy Mixon und Swoosie Kurtz

Kein Wunder also, dass Molly ihre Abspeck-Ambitionen lieber an einem anderen Ort fortsetzt. Sie schließt sich den anonymen „Overeaters“ an und trifft dort auf Gleichgesinnte. Hier lernt sie auch Mike kennen, der gerade in einer mit Galgenhumor verzierten Rede die letzten drei Jahre zusammenfasst, die er allein mit sich selbst und einigen unglücklichen Katzen in seinem dunklen Apartment verbracht hat. Molly ist die einzige, die über Mikes Rede lacht, und am Ende der Sitzung führen sie ein wenig Smalltalk. Nachdem Molly erfährt, dass Mike ein Cop ist, bittet sie ihn, mal an ihrer Schule vorbeizuschauen, um ihren Viertklässlern seinen Beruf vorzustellen. Von den lieben Kleinen wird der gutherzige Mike dann erst einmal hart attackiert: „Sind alle Cops korrupt und rassistisch?“ und „Warum bist du fett?“ lauten die ersten Fragen. Das Interesse der Schüler gewinnt Mike, als er berichtet, warum er schon immer Polizist werden wollte. Sein Vater war einst im ganzen Viertel der beliebteste und angesehenste Cop, daher hatte Mike nie einen größeren Wunsch, als in seine Fußstapfen zu treten, um die Familientradition aufrecht zu erhalten. Als die Kids nach dieser rührend vorgetragenen Geschichte die naheliegende Frage stellen, ob sein Vater verstorben sei, antwortet Mike kurz und ernüchternd: „Er verliebte sich in eine Prostituierte, verließ meine Mutter und zog weg.“ Am Ende der Stunde nimmt Mike seinen Mut zusammen und fragt Molly nach einem ersten Date, doch im Lärm, den die Kinder veranstalten, geht seine Frage ungehört unter.

Die folgenden Szenen sind ein wenig ernster und dienen vor allem der charakterlichen Erdung der Hauptfiguren. Mike hat im Café einen emotionalen Rückschlag und bestellt eine Menge ungesunder Sachen. Doch Carl trifft rechtzeitig ein, um zu verhindern, dass Mike seine strenge Diät abbricht. Zwischen beiden besteht eine enge Freundschaft, in ernsten Momenten wird mit der Ironie auch zurückgesteckt. Bei der nächsten „Overeaters“-Sitzung findet auch Molly klare Worte zu ihrem Essverhalten. Sie will es kontrollieren und sei es leid, immer wieder Krankheiten oder Veranlagung als Ausrede dafür anzuführen, dass sie ganz einfach zu viel isst. Auch Mikes zweiter Versuch, nach einem Date zu fragen, geht schief. Er stützt sich mit seiner Hand so unglücklich auf einen Tisch, dass dieser zusammenfällt. Mike bricht sich dabei den kleinen Finger, was mit einem derben Gag sichtbar gemacht wird: Der Finger steht gleich um 90 Grad zur Seite. Weil aller guten Dinge drei sind, muss am Ende der Zufall ein wenig nachhelfen: Die Flynns rufen die Polizei, weil bei ihnen eingebrochen worden ist. Vor der Tür stehen dann überraschend Mike und Carl. Möglichst unauffällig gelingt es Mike, in einer Aufzählung formeller Dinge den Satz „Würdest du mit mir ausgehen?“ unterzubringen.

Billy Gardell und Melissa McCarthy

„Mike & Molly“ kommt sehr herzlich rüber, was vor allem an den guten Darstellern liegt, zwischen denen die Chemie stimmt. Die Figuren stehen hier eindeutig im Mittelpunkt. Deren unterhaltsame Dialoge sind die Stärke der Serie, die ein wenig „King of Queens“-Flair verbreitet. Die Produktion selbst ist nicht unbedingt originell, auch die Szenenanordnung ist in den ersten Folgen weitgehend identisch. Die Autoren sind bemüht, die Kennenlernphase zwischen Mike und Molly schnell abzuschließen: In der zweiten Episode folgt das erste Date, in der dritten Episode der erste Kuss. Inhaltlich sind vor allem Variationen bekannter Sitcom-Themen zu erwarten. Das deutet bereits die Kuss-Episode an, in der es um das Thema Bowling und um männliche Eitelkeiten geht. Der begeisterte Bowlingspieler Mike nimmt Molly mit auf die Bowlingbahn. Die blutige Anfängerin erweist sich als Naturtalent und besiegt Mike, der ein wenig daran zu knabbern hat, dass ihm eine Frau beim Sport die Show stiehlt. Er zickt nach dem Desaster-Date ein wenig herum, aber am Ende ist Mike dann doch wieder ein ganzer Kerl, wenn er Molly an sich heranzieht und ihr den ersten Kuss auf den Mund drückt.

Auch wenn die Serie gern etwas bissiger daherkommen könnte, so stimmt doch insgesamt die Tonlage. Das liegt auch daran, dass die Autoren aus dem Übergewicht ihrer liebenswerten Protagonisten keine große Sache machen und das Thema nicht totreiten. Die Handlung könnte sich ähnlich abspielen, wären der Cop und die Grundschullehrerin schlanker. Zwar lässt „Mike & Molly“ im Vergleich zu „Two and a Half Men“ und „The Big Bang Theory“ noch die besondere Note vermissen, jedoch werden Chuck Lorre und Mark Roberts dank der hervorragenden Auftaktquoten genug Zeit haben, das Profil ihres neuen Erfolgsformats zu schärfen. Hierzulande dürfte vor allem ProSieben Interesse an der Serie entwickeln, die sich allerdings auch nahtlos in das Sitcom-Angebot von kabel eins oder RTL II einfügen würde. Es wird daher nur eine Frage der Zeit sein, bis Mike und Molly auch im deutschen Fernsehen zu sehen sein werden.

Meine Wertung: 3/​5

Autor: Michael Brandes

Alle Bilder: © 2010 CBS Corporation

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