Serienpreview: „Leverage“ – Review

Gaunergeschichten in Serie

Rezension von Anastasia Korablev – 29.07.2009

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Leverage Turner Broadcasting, Inc.

Wäre es nicht wunderbar, wenn die Schurken des Big Business, all die Bank Manager, Versicherungsriesen, Konzernterroristen und andere Bösewichte, die den einfachen Menschen das Leben schwer machen und scheinbar immer unbestraft davon kommen, endlich das kriegen würden, was sie verdienen? Das muss nicht gleich in Mord und Totschlag ausarten, es reicht schon wenn man sie an ihrer empfindlichsten Stelle trifft – ihrem Geldbeutel. Wenn es bloß jemanden gäbe, der ganz ohne Gerichtstermine, Bürokratie und lange Wartezeiten einem Betrogenen ein wenig Fairness und viel Erleichterung verschaffen würde … Jemand, der die Kräfteverhältnisse der Gerechtigkeit verändern könnte, ganz nach dem Gesetz der Hebelwirkung …

Die Erfinder und Chefautoren von „Leverage“ John Rogers („Transformers“, „Cosby“) und Chris Downey („King of Queens“) haben sich ein interessantes Team von Helden zusammen geschrieben, die sich eben dieser Aufgabe stellen. Anstatt der üblichen heroischen Verdächtigen besteht die Gruppe aus der professionellen Trickbetrügerin Sophie Devereaux (Gina Bellman), Meisterdiebin Parker (Beth Riesgraf), Computer-Hacker Alec Hardison (Aldis Hodge) und dem Nahkampfexperten Eliot Spencer (Christian Kane). Als das gute Gewissen und Mastermind der Gruppe agiert der gefallene Engel Nathan Ford (Oscar-Preisträger Timothy Hutton).

„Sometimes, the bad guys are the only good guys you get“

Timothy Hutton als Nathan Ford Turner Broadcasting, Inc.

Nate ist ein ehemaliger Versicherungsdetektiv, doch im Moment arbeitet er nur an seinem nächsten Drink. Vor einiger Zeit hat er seinen kleinen Sohn an eine Krankheit verloren, die möglicherweise hätte geheilt werden können, hätte seine Versicherungsgesellschaft die teure alternative Behandlung nicht abgelehnt gehabt. Die selbe Versicherungsgesellschaft, der Nate als Detektiv im Laufe seiner vielen Arbeitsjahren Millionen an Prämienauszahlungen erspart hatte, machte für seinen Sohn keine Ausnahme von der internen „Profit zuerst“ – Politik. So verlor er sein Kind, seine Frau und auch seinen Job. Nun säuft sich Nate am helligten Tag in einer menschenleeren Bar ins Vergessen, mitten in der Anonymität der Großstadt Chicago. Er sieht schlecht aus, Mitte vierzig, schäbiger Anzug, Whisky on the Rocks – ein trauriges Bild. Seine passiv-aggressive, selbstzerstörerische und sarkastische Mattigkeit wird an diesem Tag von einem seltsamen kleinen Mann unterbrochen, der wie ein Wasserfall redet und ziemlich schnell Gefahr läuft von Nate eine übergebraten zu bekommen. Doch bevor es dazu kommt, bietet er Nate einen Job an. Der komische kleine Mann (wunderbar gespielt von Saul Rubinek) ist der CEO eines Flugzeugunternehmens, dem angeblich die Pläne zum Bau eines neuen Flugzeugtyps gestohlen worden sind. Nate soll diese zurück stehlen. Er stellt Nate ein Spezialistenteam zur Verfügung, die zwar in ihrem Feld jeweils die besten sind, als Team allerdings nicht gerade funktionsfähig. Außerdem sind sie allesamt nicht vertrauenswürdig, denn sie sind Diebe, sie brauchen einen Aufpasser, einen wie Nate, einen mit der Reputation eines ehrlichen Mannes. Hilfreich ist natürlich auch die Tatsache, dass er sie alle schon an einem oder anderem Zeitpunkt in seinem Leben verfolgt hatte und mit ihrer Arbeitsweise bestens vertraut ist.

Doch Nate lässt sich nicht so einfach auf die dunkle Seite locken, auch für einen guten Zweck nicht. Erst wenn er erfährt, dass sein ehemaliger Arbeitgeber für den Schaden aufkommen müssen wird, willigt er ein. Denn er will Rache, auch zum Preis seiner persönlichen Integrität.

Aldis Hodge als Alec Hardison Turner Broadcasting, Inc.

Das Team lernt sich direkt beim Job kennen, auf dem Dach eines Hochhauses, in das sie versuchen einzubrechen. Jeder ist es gewohnt allein zu arbeiten, also dauert es eine Weile bis die Zusammenarbeit so richtig harmonisch abläuft. Parker springt erstmal mit einem fröhlichen Anlauf und ohne Vorwarnung von dem Wolkenkratzer in die Tiefe, scheinbar absolut geistesgestört und lebensmüde. Doch für sie ist es nichts Ungewöhnliches über das Fenster im 15. Stock einzusteigen. In dieser Zeit diskutieren der Hacker und der Schläger erstmal darüber wessen Methode die bessere ist und demonstrieren dabei das gegenseitige Misstrauen und Geringschätzung. Schon bald aber, wenn sie alle gezwungen sind den jeweils anderen aus einer prekären Lage zu befreien, lernen sie einander zu achten. Unterdessen darf der Zuschauer einen Blick in die Vergangenheit der Charaktere werfen. In kurzen Rückblicken werden die Persönlichkeitsmerkmale der drei Profigauner selbstbewusst und humorvoll präsentiert.

Parker, ihr Vorname bleibt für immer ein Mysterium, wird als ein kleines, süßes, blondes Mädchen gezeigt, das einen Spielzeughasen geklaut hat um ihrem gewalttätigen Vater zu trotzen. Doch er findet den Hasen und nimmt ihn ihr weg. Sie soll es lernen artig zu sein oder eben eine bessere Diebin werden, meinte er. Sie entschied sich für die letzte Variante, klaute den Hasen zurück und jagte, mit einem zufriedenen Lächeln, das Elternhaus in die Luft.

Eliots Rückblick zeigt ihn in Serbien, an der vordersten Front einer Bar. Bewaffnet mit einer Tasse Tee in der Hand lässt er sich von einer ganzen Menge auf ihn gerichteter Schusswaffen nicht im Geringsten aus der Ruhe bringen. Sein Auftrag lautet: Eine seltene Baseball-Sammelkarte zurück zu erlangen, koste es was es wolle.

Und Hardison? Er hat scheinbar schon immer sein Computergenie zum eigenen Vergnügen eingesetzt. Während die anderen noch im Unterricht büffelten, amüsierte er sich in seinen jungen Jahren in einem fünf Sterne Hotel mit drei reizenden Damen und vielen Laserschwertern auf Mick Jaggers Rechnung aber ohne seine Billigung, versteht sich. Sein Motto: Age of the geeks, baby!

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