Serienpreview: „Leverage“ – Review

Gaunergeschichten in Serie

Rezension von Anastasia Korablev – 29.07.2009

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Beth Riesgraf, Aldis Hodge und Beth Broderick Turner Broadcasting, Inc.

Die keimende Sympathie im Team hindert sie alle aber wenig daran Waffen auf einander zu richten, als der Zahltag kommt und das Geld nicht da ist. Wie es aussieht, wurden die Betrüger von dem komischen kleinen Mann reingelegt.

Während sie gerade dabei sind es festzustellen, versucht er sie in die Luft zu jagen. Doch so einfach wird man sie nicht los: Anstatt einzeln die Flucht zu ergreifen beschließen sie gemeinsam dem Mann eine Lektion zu erteilen. Doch um dies zu tun, fehlt ihnen noch ein letztes Mitglied des Teams. Mit den Worten „Was zum Teufel ist ein sofi?“ wird Sophie Devereauxs Charakter eingeführt. Sie ist eine unglaublich schlechte Schauspielerin, aber eine sagenhafte Betrügerin. Außerdem verbindet sie und Nate eine emotionale Vorgeschichte. Vor sieben Jahren hat sie bei einem Kunstraub ein Auge auf ihn geworfen, kurz bevor sie sich gegenseitig angeschossen haben. Das ist wahrhaftig eine romantische Beziehung.

Ein furchtbares Theaterschauspiel, ein Klingon Fan, ein unanständiges Angebot, eine Delegation aus Nigeria und eine FBI-Razzia später haben unsere Helden nicht nur ihre Rache, sondern auch einen so großen Gewinn erschwindelt, dass sie es sich ab sofort erlauben könnten nur noch zum Spaß oder um anderen zu helfen das Gesetz zu brechen – und genau das werden sie von nun an auch tun, unter dem Deckmantel der Beratungsfirma „Leverage Consulting & Associates“.

Timothy Hutton und Gina Bellman Turner Broadcasting, Inc.

„Leverage“ ist ein schönes Märchen, aber ein vor allem mitreißend spannendes, witziges und intelligentes. Das Konzept der Serie ist nicht wirklich neu, die sympathischen Gauner auf der Leinwand faszinieren die Zuschauer nachweislich seit dem Anbeginn der Kinozeit: Von Robin Hood über die Revolverhelden des Wilden Westen bis hin zu den Wiederholungstätern wie Steve McQueen in „Thomas Crown“ oder „Getaway“, oder Paul Newman und Robert Redford als Trickbetrüger in „The Sting“ und als die unvergesslichen Räuber „Butch Cassidy and the Sundance Kid“. Was im Film, auch mit endlosen Fortsetzungen (Oceans 11 bis 13), zu begeistern weiß, schien bis jetzt auf das Erzählformat der Serie nicht übertragbar zu sein. Der letzte Versuch, das CBS Banditendrama „Smith“ (2006), scheiterte kläglich und wurde nach nur drei Episoden abgesetzt. Auch die wunderbare Besetzung mit einer großen Fanbase – Ray Liotta, Virginia Madsen, Amy Smart – konnte die Serie nicht retten.

„Leverage“ besitzt dieses gewisse Etwas, die Leichtigkeit, Humor und Abenteuersinn – all die Eigenschaften, die die besten Ganoven-Filmklassiker auszeichnen. Hier wird noch Sarkasmus, eine gesunde Vorliebe für Rache, man kann es auch Gerechtigkeitssinn nennen, und eine stimmige Teamarbeit beigemischt. Abgerundet wird das ganze mit den wunderbar bissigen und skurrilen Dialogen und vielen versteckten und offenen Zitaten, die einen jeden Popkultur-Junkie glücklich machen dürften. Dem Fantasiereichtum der Autoren vertraut man schon nach kürzester Zeit komplett und versucht gar nicht nach Lösungen im Voraus zu suchen, sondern erfreut sich einfach an der Spannung, die sie aufbauen und den eleganten Tricks die sie sich erdichtet haben.

Das Leverage-Team Turner Broadcasting, Inc.

Apropos Tricks: „Leverage“ hat den legendenumwobenen Apollo Robbins als Trainer und Berater engagiert. Er ist eine Mischung aus Schwindler und Magier und soll den Schauspielern die echten Tricks beibringen, damit der geklaute Geldbeutel nicht einfach wie von selbst in der Hand des Diebes auftaucht, sondern seinen Weg dorthin begreiflich und sichtbar für den Zuschauer findet. Beim Training hat sich herausgestellt, dass ein Besatzungsmitglied ein echtes Naturtalent ist – Beth Riesgraf, die die Rolle der Parker spielt. Auch der technische „Schnick-Schnack“ soll gar nicht so Sci-Fi sein, wie man es gerne hätte, denn so manche Methoden der Informationsbeschaffung und Überwachung, die in der Serie gezeigt werden, machen einem durchaus Angst.

Das menschliche steht aber trotzdem ganz klar im Vordergrund, zusammen mit der Genialität der Pläne und den unglaublichen und doch glaubwürdig gezeichneten Fähigkeiten des Teams. Es wird nie langweilig, nicht nur weil das Tempo keine einzige Verschnaufpause zulässt, sondern weil die Helden selbst sich erst nach getaner Arbeit entspannen dürfen. Bis dahin jagen sie eine teilweise geplante, teilweise improvisierte Katastrophe nach der nächsten. Betrügen ist ein harter Job, das steht fest.

„Leverage“ ist für mich mit Abstand eine der besten Serien dieses Jahres, ungeachtet kleiner stilistischer Makel. Die Stärken der Serie liegen eindeutig in den außerordentlichen Geschichten und ihrer Erzählweise, aber auch in einem sehr stimmigen Charakterensemble. In den USA wird gerade die zweite Staffel ausgestrahlt. Die Produktion der Serie ist von Los Angeles nach Portland, Oregon umgezogen, was den Look der Serie zum Positiven verändert hat. Bleibt zu hoffen, dass der Humor und Charme der Dialoge bei der Synchronisierung nicht verloren gehen.

Meine Wertung: 5/​5

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