Russische Affäre beim NDR

Sabine Christiansen und der ausgeladene Oppositionelle

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 16.12.2006

Der NDR-Rundfunkrat hat die Forderung eines Politikers zurückgewiesen, Sabine Christiansen solle ihre wöchentliche Talksendung vorerst ruhen lassen. Sie wurde erhoben, nachdem das Team von „Sabine Christiansen“ für die Sendung am vergangenen Sonntag, die sich dem Mord an dem Ex-Geheimdienstler Alexander Litwinenko widmete, den russischen Oppositionspolitiker Garri Kasparow zunächst ein- und danach wieder ausgeladen hatte.

Sowohl der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke, als auch FDP-Politiker Jörg-Uwe Hahn hatten daraufhin die Redaktion der Sendung beschuldigt, Druck aus der russischen Botschaft bezüglich Kasparows Auftreten in der Sendung nachgegeben zu haben. Hahn forderte gar eine Sendepause für die Talkshow bis zur Klärung des Vorgangs.

Sowohl NDR, als auch die Redaktion der Sendung „Sabine Christiansen“ haben die Anschuldigungen zurückgewiesen. „Christiansen“-Sprecher Michael Ortmanns warf Nooke vor, er habe den Vorgang gegenüber den Medien als „Skandal“ bezeichnet, noch bevor er überhaupt Kontakt mit der Redaktion aufgenommen hatte. NDR-Sprecher Martin Gartzke betonte, dass in der Sendung durchaus auch Putin-kritische Positionen vertreten worden seien. Zudem habe man bei Kasparow für die Teilnahme bei zwei Sendungen angefragt und sich schließlich, da die Sendung vom vergangenen Sonntag bereits dicht besetzt war, für einen Termin im März entschieden, wenn sich Kasparow in Deutschland aufhalte.

Doch von solch einer zweiten Einladung will Kasparow nichts gewusst haben, zumindest äußerte er dies in einem Interview mit „Spiegel Online“. Auch WDR-Russland-Experte Klaus Bednarz, der ursprünglich ebenfalls für die Sendung vorgesehen war, dann aber mit Gabriele Krone-Schmalz ersetzt wurde, blieb gegenüber der Nachrichtenagentur ddp bei seiner Stellungnahme, Redaktionsmitglieder hätten ihm anvertraut, dass Druck von der russischen Botschaft ausgeübt worden sei. Sabine Christiansen selbst begründete Bednarz’ Ausladung mit dem hohen Männeranteil unter den Gästen.

Nun wird sich der NDR-Rundfunkrat mit den Vorgängen rund um die Ausgabe „Die Russen kommen“ beschäftigten, wobei dessen Vorsitzender Dr. Volker Müller betonte, dass er zunächst Fakten sehen wolle und eine öffentliche Vorverurteilung strikt ablehne. Auch auf die Tagesordnung einer Sitzung des gesamten ARD-Rundfunkrats Ende Januar wurde das Thema gesetzt.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Ich habe diese Sendung gesehen und fand sie sehr ausgewogen. Gabriele Krone-Schmalz verwies zu recht darauf, daß in der Jelzin-Ära viel schlimmere Dinge als derzeit passiert sind wie z.B. Jelzins Putsch 1993 gegen das frei gewählte Parlament der Russischen Föderation, der in den westlichen Medien nicht nur nicht kritisiert, sondern sogar noch bejubelt wurde. Erinnert sei noch an einen Ausspruch von Gerd Ruge, der den abstrusen Begriff einer "Parlamentsdiktatur" erfand.

    Hätte der "Rußlandexperte" des WDR Bednarz anstelle von Frau Krone-Schmalz an der Diskussion teilgenommen, wäre mit Sicherheit wieder einmal die Tatsache, daß, wie so oft in den deutschen Medien mit zweierlei Maß gemessen wird, unter den Tisch gefallen.

    Im übrigen sollte aber auch mal ausgesprochen werden, um was es hier in Wirklichkeit geht: Jelzin hatte seinerzeit große Teile des Volksvermögens an westliche Konzerne verschleudern lassen, Putin hat diese Entwicklung nicht nur gestoppt, sondern versucht auch, sie rückgängig zu machen. Es ist für den NDR verdienstvoll, daß er sich nicht in die derzeitigen Hetzcampagnen gegen Putin einspannen läßt so wie leider einige von uns gewählte Politiker wie der angebliche Bürgerrechtskämpfer Günter Nooke es tun.
    • am via tvforen.de

      Viel Angst vor Ärger hat der NDR sicher nicht...

      Wie dieser Video-Podcast belegt:

      [url]http://213.200.64.229/ndr/mp3/podcast/extra3_videopodcast/20061130_ndrfernsehen_extra3.mp4[/url]

      CU,

      Aceacin

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