Immer wieder geht Apple TV+ Projekte mit größerer kultureller Bedeutung an. Dazu gehört nun auch eine Adaption des 1984 erschienenen Romans „Neuromancer“ von William Gibson, der als Geburtsstunde des Genres Cyberpunk gehandelt wird. Nun hat Apple TV+ seinen Cast zusammen.
Grundsätzlich spielt Neuromancer in einem nicht definierten Jahr der nicht zu weit entfernten, aber auch nicht ganz nahen Zukunft im 21. Jahrhundert. Die Schere zwischen Arm und Reich ist deutlich größer geworden. Ein weiterer großer Krieg hat die politische Landschaft umgepflügt (von Bonn existieren nur noch strahlende Ruinen, wie erwähnt wird). Die Technologie ist fortgeschritten, die 1984 erst aufkommende digitale Informationstechnologie wurde etwa durch den Cyberspace abgelöst: Menschen, die eine Buchse im Schädel implantiert haben, können sich einstöpseln und effektiver arbeiten, sind aber auch dafür anfällig, dass Schadprogramme ihr Gehirn mit Stromschlägen zerstören. Beides betrifft besonders Cowboys, wie Gibson die Hacker seiner Welt genannt hat.
Im Roman wird der mit 25 Jahren schon ausgebrannte Hacker Case (der 35-jährige Callum Turner) unter merkwürdigen Umständen für einen Auftrag rekrutiert. Zunächst einmal wird Case eine aufwendige medizinische Behandlung gewährt, um alte körperliche Schäden zu beheben (obwohl stattdessen für den Auftrag auch einfach jemand „von der Straße“ rekrutiert hätte werden können). Hinter seinem Auftrag steht der mysteriös bleibende Ex-Militär Armitage (Mark Strong), der ebenfalls die nahkampferfahrene Molly (Briana Middleton) angeworben hat – in den Fingerkuppen hat sie ausfahrbare Klingen implantiert, mit denen sie schon mehr als ein Leben beendet hat.
Armitage leitet Case und Molly in einer verdeckten Operation an, die letztendlich den superreichen Industriellen-Clan Tessier-Ashpool ins Visier nimmt: Der hatte sich schon vor Jahrzehnten auf eine Raumstation zurückgezogen, nutzt die dort geltende laxere Gesetzgebung für „Experimente“ und ist so einflussreich, dass der Clan zwischenzeitlich seine Existenz aus dem öffentlichen Bewusstsein tilgen konnte.
Nun wurde der ergänzende Cast für die zehnteilige „Neuromancer“-Staffel komplettiert, mit Charakteren, denen das Trio begegnet. Marc Menchaca porträtiert Dixie Flatline, einen genialen Hacker und ehemaligen Mentor von Case, der nach seinem Gehirntod noch als Programm existiert und Case nun weiter aushelfen soll; André De Shields spielt den Schmuggler Julius Deane aus Chiba, einen alten Bekannten von Case; Dane DeHaan hat die Rolle als Entertainer und Illusionist Peter Riviera, der ein perverses Vergnügen daran hat, Molly mit alten Peinlichkeiten zu piesacken; Peter Sarsgaard ist als Familienpatriarch John Ashpool zu sehen, während Clémence Poésy („The Walking Dead: Daryl Dixon“) wohl in einer Doppelrolle als Marie-France Tessier sowie Lady 3Jane zu sehen ist (Poésy wurden beide Rollen zugeschrieben) – einerseits ist das die verstorbene Matriarchin der Tessier-Ashpools, andererseits eine umtriebige Tessier-Ashpool-Tochter; Joseph Lee ist als Lady 3Janes Bodyguard Hideo dabei und Max Irons („Condor“) spielt Jean Tessier-Ashpool, ein Bruder von Lady 3Jane, der aktuell stärker in die Geschäfte der Familie involviert ist. In einer noch nicht bestätigten Rolle hat sich zudem Emma Laird („Mayor of Kingstown“, „Der Brutalist“) dem Cast angeschlossen.
Entwickelt wird die Adaption als zehnteilige Miniserie von Graham Roland („Tom Clancy’s Jack Ryan“) und J.D. Dillard („The Outsider“), wobei Roland auch als Showrunner fungieren und die erste Episode inszenieren wird. „Neuromancer“ wird als Co-Produktion von Skydance Television und Anonymous Content entwickelt sowie von DreamCrew Entertainment, der Produktionsfirma des Rappers Drake.
Gibson nahm Fäden und Figuren aus „Neuromancer“ in zwei weiteren Fortsetzungen wieder auf: „Count Zero“ (1986; in Deutschland „Biochips“) und „Mona Lisa Overdrive“ (1988) spielen acht beziehungsweise 16 Jahre nach „Neuromancer“.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
desperado591 am
Warum wird in Hollywood seit Jahren nicht alterskonform besetzt? Ein angeblich 25-jähriger wird von einem 35-jährigen gemimt - wieso? Neulich kam mir ein Film unter, in dem die Hauptdarstellerin sogar 20 Jahre älter als ihre Filmfigur war. Bei Jodie Foster, Natalie Portman oder auch Brook Shields ging es damals doch auch und die hatten wirklich toughe Rollen.
Flapwazzle am
Wenn man sich das Insta- Profil von Callum Turner anschaut, geht der locker als 25-Jähriger durch. Da finde ich andere Besetzungen, insbesondere bei historischen Rollen oder Persönlichkeiten, deutlich diskussionswürdiger.
Marcus Cyron (geb. 1976) am
Niemand "schließt sich an". Die bekommen eine Rolle. Die hatten Glück! Diese euphemistische Bezeichnung geht mir immer wieder auf den Keks. Aber so funktioniert das nicht.