Neuer Trend im Reality-TV?

NZZ ortet subkutan applizierte Denkanstöße

Jutta Zniva – 18.05.2007

Neuer Trend im Reality-TV? – NZZ ortet subkutan applizierte Denkanstöße

Unter dem Titel „Abschied vom Trash-TV?“ hat die „Neue Zürcher Zeitung“ einige Formate unter die Lupe genommen, die beim diesjährigen Fernsehfestival Goldene Rose in Luzern (fernsehserien.de berichtete) in der Kategorie Reality als besonders vielversprechend auffielen. Die NZZ ortet – nicht nur beim britischen Siegerbeitrag „The Secret Millionaire“ – einen erfreulichen Trend: Die Rückkehr von Content in die Unterhaltung.

Sendungen wie „Big Brother“ oder „I’m a Celebrity … Get Me Out of Here!“ seien Auslaufmodelle. Statt dessen würden zahlreiche Fernsehsender intelligentere Reality-TV-Formate entwickeln, „die das Publikum via Unterhaltung zur Auseinandersetzung mit im weitesten Sinn gesellschaftlichen Problemen“ zu animieren versuchten. Die NZZ erwähnt etwa den dänischen Beitrag „Plan B“, der die Integration von schwachen Schülern in den Unterricht dokumentiert. In der BBC-Produktion „House of Tiny Teataway“ wiederum gehe es um die Resozialisierung verhaltensauffälliger Jugendlicher, und in „Sieben brummige alte Männer“ (der Rose d’Or-Beitrag des dänischen Senders TV 2) würden Jugendliche und Senioren sich um eine Überwindung des Generationenkonflikts bemühen.

Eine besondere Erwähnung erhielt in Luzern der Beitrag „Meine letzten Worte“, ebenfalls eine niederländische Produktion, in der schwerstkranke Menschen begleitet werden, die in den letzten Wochen ihres Lebens von ihren Freunden und Verwandten Abschied nehmen. Ein paar Wochen nach ihrem Tod wird der Familie eine Videobotschaft gezeigt, die vor dem Ableben des Angehörigen aufgezeichnet wurde. Die Festivaljury in Luzern spricht von einer äußerst berührenden Sendung, die NZZ von „subkutan applizierten Denkanstößen“.

Die Doku-Soap „Über meine Leiche“ (ebenfalls aus den Niederlanden) begleitet fünf dem Tode geweihte Jugendliche. Auch diesem Format zeige, schreibt die NZZ, „ein Mass an Respekt vor beziehungsweise Zuneigung zu den Protagonisten und ihrem Umfeld, das keinerlei Zweifel an der honorigen Absicht der Macher aufkommen lässt.“

Jenseits jeglichen Sozialkitsches sei auch „The Secret Millionaire“ (übrigens von den Produzenten von „Wife Swap“ – hierzulande „Frauentausch“), jener britische Beitrag, der in Luzern die Goldene Rose in der Kategorie Reality erhielt. Die Channel 4-Produktion habe alles, was intelligent gemachtes Unterhaltungsformat brauche: „Spannung, von Empathie getragene Emotionen sowie klug placierte Information.“ Zum Inhalt: Britische Multimillionäre lassen für jeweils zehn Tage ihr Leben in Luxus hinter sich und begeben sich inkognito in die ärmsten Gegenden des Landes. Dort suchen sie Leute, deren Leben sich mit einer Finanzspritze zum Besseren wenden könnte. Am letzten Tag ihres Besuchs lüften sie das Geheimnis, dass sie nicht Sozialhilfeempfänger sind (über die gerade eine Doku gemacht wird), sondern Millionäre, und überreichen die diversen Schecks.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Schund bleibt Schund.

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