Netflix feuert Kevin Spacey nach Missbrauchsvorwürfen

Schauspieler wird in finaler „House of Cards“-Staffel nicht mehr zu sehen sein

Dennis Braun
Dennis Braun – 04.11.2017, 09:55 Uhr

Kevin Spacey in „House of Cards“ – Bild: Netflix
Kevin Spacey in „House of Cards“

Nun ist es also passiert: Nachdem sich auch acht aktuelle und ehemalige Mitarbeiter der „House of Cards“-Produktion mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung an die Öffentlichkeit gewandt hatten, beendet Streaming-Gigant Netflix mit sofortiger Wirkung sämtliche Beziehungen zu Schauspieler Kevin Spacey.

Netflix und die Produktionsfirma Media Rights Capital veröffentlichten am Freitag offizielle Statements, die jede weitere Einbindung Spaceys in laufende Projekte kategorisch ausschließen. Damit wird der 58-Jährige in der finalen sechsten Staffel der Serie nicht mehr zu sehen sein – sollte sie angesichts der aktuellen Situation und der auf Eis liegenden Dreharbeiten überhaupt fertiggestellt werden. MRC sucht derzeit zusammen mit dem Streaming-Dienst eine kreative Lösung, um die entstandene Lücke im Programm zu füllen.

Aus den Pressemitteilungen resultiert ferner, dass auch der für 2018 geplante Film „Gore“, in dem Spacey gleichzeitig als Produzent und Hauptdarsteller fungiert, nicht von Netflix veröffentlicht wird. Die eigentlichen Dreharbeiten zum Film sind bereits abgeschlossen gewesen.

Ins Rollen gekommen war der Skandal durch Schauspielkollege Anthony Rapp („Star Trek: Discovery“), der am vergangenen Wochenende von einer sexuellen Belästigung in den 1980er Jahren berichtet hatte, als er selbst erst 14 und Spacey 26 Jahre alt war. Nachdem Netflix daraufhin die Produktion von „House of Cards“ bis auf weiteres unterbrochen hatte (fernsehserien.de berichtete), meldeten sich weitere Mitarbeiter der Serie, die von einer „vergifteten Atmosphäre“ am Set aufgrund der häufigen Übergriffe des 58-Jährigen gegenüber jungen männlichen Angestellten sprachen.

Kevin Spacey hat sich derweil noch nicht zu den neuen Vorwürfen geäußert. In Bezug auf die Anschuldigung Rapps gab er zu Protokoll, sich nicht an den Vorfall vor 30 Jahren erinnern zu können – sollte er sich jedoch tatsächlich so zugetragen haben, bitte er zutiefst um Entschuldigung. Spacey outete sich darüber hinaus als homosexuell, was ihm zu diesem Zeitpunkt wegen der negativen Begleitumstände von der Öffentlichkeit heftige Kritik einbrachte.

Dem zweifachen Oscar-Preisträger könnten weitere folgenschwere Konsequenzen drohen: Neben einem stark beschädigten Image und der Entlassung durch Netflix hatten kürzlich auch seine Publizistin Staci Wolfe und sein Management bei CAA die Zusammenarbeit mit ihm beendet. Zusätzlich bestätigte Scotland Yard eine Untersuchung zu einem sexuellen Übergriff aus dem Jahr 2008 in London, bei dem es sich laut britischen Medien um Spacey handeln soll. Inwieweit die aktuellen Vorwürfe strafrechtliche Folgen nach sich ziehen, wurde indes noch nicht bekannt. Dass eine bislang schillernde Karriere hiermit ihr abruptes Ende finden könnte, gilt jedoch als sicher.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    @MarkoP: sehe ich auch so, zumal an so einem Film viel mehr Menschen gearbeitet haben als nur Spacey, denen gegenüber wäre es unfair wenn man nun den ganzen Film wegen ihm boykottieren würde. Würde einfach das falsche Signal setzen. Und es ändert auch nichts an seiner guten Schauspielarbeit, wegen diesen Dingen ist diese nicht plötzlich schlecht.

    Ändert aber natürlich null an diesen Vorwürfen, wenn sie stimmen muss er dafür auch gerade stehen. Dennoch sollte man es nicht übertreiben und abwarten. Bevor nicht fest steht das die Vorwürfe stimmen, egal wie viele, ziehe ich da nichts daraus, das haben Gerichte etc. zu entscheiden, dafür haben wir sie. Mir geht das Teils zu sehr wie im Mittelalter mit der Hexenjagt ab, weil einfach nur auf Behauptungen ohne Beweise reagiert wird und die Heugabel ausgepackt wird. Ohne mich, egal wie offensichtlich es zu sein scheint, dass es stimmen könnte.
    • am via tvforen.de

      Ist bestimmt nur die Spitze des Eisbergs!

      Jetzt kommen auch andere Schauspieler, wie Dustin Hoffman, in arge Bedrängnis.

      Der Sumpf ist sicherlich noch viel größer.
      Da fällt mir noch folgendes ex Wikipedia ein:
      Nach Corey Haims Tod bestätigte sein Filmpartner Corey Feldman in einem Interview der ABC-Show Nightline im August 2011 Aussagen aus ihrer Reality-Show The Coreys zum Kindesmissbrauch in der Unterhaltungsindustrie der 1980er Jahre.
      Beide seien sexuellem Missbrauch zum Opfer gefallen.

      Möchte nicht wissen, was da früher und heute so alles im Hintergrund lief!

      Und von Roman Polanksi will ich hier gar nicht erst anfangen!
      • am via tvforen.de

        .

        Reine Überreaktion, um gut dazustehen. Ekelhaft, diese Scheinmoral.
        • am via tvforen.de

          Anfangs dachte ich auch so wie du, als nur von diesem ersten Fall die Rede war und er zu diesem Zeitpunkt viel jünger und betrunken gewesen sein soll.
          Aber inzwischen melden sich soviele Betroffene, dass von einer Jugendsünde keine Rede sein kann. Spacey scheint ja gewohnheitsmäßig jeden jungen Mann auf dem Set - und sonstwo - belästigt zu haben. Das ist inakzeptbel. Ich würde nicht wollen, dass mein Sohn oder meine Tochter in solch eine Situation geraten.
          Und als Unternehmen würde ich nicht mit solchem Verhalten in Verbindung gebracht werden wollen. Es haben wohl viele davon gewusst, die sich jetzt aufregen. Stimmt. Aber es muss ja trotzdem gehandelt werden.
        • am via tvforen.de

          Werner111 schrieb:
          -------------------------------------------------------
          > .
          >
          > Reine Überreaktion, um gut dazustehen. Ekelhaft,
          > diese Scheinmoral.

          Oder Netflix zieht schlicht die Konsequenzen, dass einer ihrer Angestellter andere Angestellte belästigt hat. Das Gleiche passiert einem normalen Angestellten auch, wenn solche Vorwürfe gegen ihn erhoben werden.
          Die Alternative wäre eine Suspendierung, denn Kevin Spacey weiter arbeiten zu lassen, kommt wohl kaum in Frage.
        • am via tvforen.de

          Werner111 schrieb:
          -------------------------------------------------------
          > .
          >
          > Reine Überreaktion, um gut dazustehen. Ekelhaft,
          > diese Scheinmoral.

          Wieso Scheinmoral und Ekelhaft?
          Ein normaler Prozess, den es bei jedem Unternehmen so geben würde, bis die Vorfälle nicht geklärt sind.

          Und wenn sich alles bewahrheitet und man ihn dann nicht suspendiert hätte, was dann?
          Auch ekelhaft?
          Fragt sich nur dann für wen!
      • am

        Sehe ich auch so. Frau Wright kann die Serie jedenfalls nicht alleine tragen. Spacey ohne sie, ja, umgekehrt aber keinesfalls.
        • am

          Dann braucht die Serie auch keine Staffel 6 mehr.
          • (geb. 1976) am

            Also ich werde diesen Spießrutenlauf nicht unterstützen und mir seine Filme weiter ansehen bzw. leihen. Was hat die Schauspielerei mit einer etwaigen Rechtsverletzung zu tun.
            Zieht man vielerorts doch wohl eher die Reißleine um nicht selber in die Schusslinie zu geraten.
            • (geb. 1967) am

              Nun, seine Karriere duerfte damit endgueltig vorbei sein. Tja, wer weis, ob man ihn ueberhaupt nochmal irgendwie in einem Film sehen wird in den naechsten Jahren...

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