Larissa Marolt im Interview: „Es sind oft die Menschen mit Ecken und Kanten, die interessant sind“

Über ihre neue Serie „Blutige Anfänger“, „Sturm der Liebe“ und „Ich bin ein Star“

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 28.01.2020, 10:00 Uhr

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Larissa Marolt ARD/​Christof Arnold

fernsehserien.de: Mit Ihrem Engagement bei „Sturm der Liebe“ hat sich die Wahrnehmung Ihrer Person bei vielen Menschen sicherlich verändert. Von November 2017 bis Oktober 2018 haben Sie Alicia Lindbergh in der Telenovela verkörpert. Dabei war Ihre Rolle doch eigentlich nicht als Hauptrolle geplant, oder?

Larissa Marolt: Richtig, sie war als Nebenrolle geplant und ist dann ausgebaut worden. Die Geschichte hat es zugelassen, dass man die Rolle größer machen konnte.

Wie arbeitsintensiv ist es, für eine tägliche Serie zu drehen?

Larissa Marolt: Ich glaube, das ist eine der härtesten Sachen, die man als Schauspieler machen kann. Bei „Sturm der Liebe“ werden täglich 50 Minuten Sendezeit produziert – das ist einmalig in Deutschland und im europäischen Raum. Als Hauptdarstellerin werden 25 bis 35 Minuten mit dir gedreht. Bei Dreharbeiten zu Filmen werden vielleicht 3 Minuten Sendezeit am Tag produziert. Deshalb trägt man als Schauspieler bei „Sturm der Liebe“ eine unfassbare Verantwortung. Man dreht von Montag bis Freitag den ganzen Tag. An den Wochenenden lernt man den Text.

Alicia Lindbergh (Larissa Marolt) und Viktor Saalfeld (Sebastian Fischer) gaben sich in „Sturm der Liebe“ das Ja-Wort ARD/​Christof Arnold

Das war für Sie also eine intensive Lernphase?

Larissa Marolt: Richtig, ich habe in zwei Jahren so viel gespielt, wie es in einem Film niemals möglich gewesen wäre. Ich habe das Handwerk gelernt und mein Kurzzeitgedächtnis trainiert. Man muss jeden Tag funktionieren – egal, wie man sich fühlt. Wenn man das zwei Jahre lang gemacht hat, ist man wirklich sehr trainiert. Man kann leider nicht jede Szene perfekt ausarbeiten, wie man es gerne machen würde. Das ist aufgrund der Menge oft einfach nicht möglich, aber man macht das Beste daraus. Trotzdem macht der Dreh viel Spaß, weil man die Rolle entwickeln kann. Ich konnte so viele Seiten von mir zeigen. Das war wirklich eine sehr wichtige Zeit für mich, die ich nicht missen möchte und in der ich mich als Schauspielerin unglaublich entwickelt habe.

Bei „Sturm der Liebe“ ist es üblich, dass die Hauptdarsteller nach einer gewissen Zeit die Serie verlassen. Hätten Sie gerne noch länger mitgespielt, wenn es die Möglichkeit gegeben hätte?

Larissa Marolt: Ich habe ohnehin schon länger mitgespielt als es üblich ist – statt zehn Monate waren es mehr als eineinhalb Jahre. Aber irgendwann muss man als Schauspielerin sagen: Es ist an der Zeit, weiterzugehen. Und das war für mich nach fast zwei Jahren der Fall. Ich habe anschließend zunächst in zwei Theaterproduktionen mitgespielt – neben den Karl-May-Festspielen im „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal. Und jetzt die neue Krimiserie „Blutige Anfänger“.

Larissa Marolt und Gedeon Burkhard in „Blutige Anfänger“ ZDF/​Conny Klein

Einen sehr bleibenden Eindruck haben Sie natürlich einige Jahre zuvor mit Ihrer Teilnahme im Dschungelcamp hinterlassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Kandidaten wurden Sie nicht Dauergast in Trashformaten oder sind in der Versenkung verschwunden, sondern haben eine respektable Karriere als Schauspielerin hingelegt. Was haben Sie besser gemacht als andere?

Larissa Marolt: Ich weiß nicht, was ich besser gemacht habe. Ich weiß nur, dass ich meinen eigenen Weg gegangen bin. Es will ja nicht jeder, der in Realityformaten mitmacht, Schauspieler werden. Es kommt immer darauf an, was man für ein Typ ist und was man möchte. Jeder hat ein anderes Ziel. Ich kenne nicht viele, die danach in die Schauspielerei gegangen sind. Aber mein Ziel war es immer, Schauspielerin zu werden.

Sie bereuen Ihre Teilnahme bei „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und ähnlichen Formaten demnach nicht?

Larissa Marolt: Überhaupt nicht, im Gegenteil. Ich habe durch diese reichweitenstarken TV-Formate auch einen gewissen Vorteil als Schauspielerin, weil das Publikum angelockt wird, das mich in diesen Sendungen kennengelernt hat. Wenn man dann noch schauspielerisch etwas drauf hat, ist das eine gute Kombination. Ich sehe deshalb auch nicht ein, nicht mehr an TV-Formaten teilzunehmen, wenn ich Spaß daran habe. Zwar würde ich heute nicht mehr alles machen, aber ich bin auch nicht abgeneigt, wieder bei einem Format mitzumachen, wenn mir das Konzept gefällt und ich dahinter stehen kann. Es könnte zum Beispiel auch etwas Sportliches oder Lustiges sein. Dagegen spricht eigentlich nichts – und das hat ja auch nichts mit meinen schauspielerischen Fähigkeiten zu tun.

Larissa Marolt ARD/​Christof Arnold

„Blutige Anfänger“ ist eine Krimiserie. Wo soll es für Sie schauspielerisch hingehen?

Larissa Marolt: Ich mag Serien, weil man dort eine Rolle über einen längeren Zeitraum entwickeln kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass man längere Zeit an einem Ort bleiben kann. Als Schauspieler reist man normalerweise sehr viel. Dennoch ist mein langfristiges Ziel, in Filmen mitzuspielen.

Gibt es ein bestimmtes Genre, in dem Sie sich gerne mal ausprobieren würden?

Larissa Marolt: Ich bin großer Fan von Independent- und Arthouse-Filmen und schaue sehr viel aus dieser Richtung. Ich könnte mir gut vorstellen, in solchen Filmen mitzuspielen.

Könnten Sie sich auch vorstellen, „Tatort“-Kommissarin zu werden? Für so eine Rolle sind schließlich toughe Frauen gefragt, die nicht auf den Mund gefallen sind …

Larissa Marolt: (lacht) Wenn eine Anfrage auf den Tisch kommt, wäre ich natürlich nicht abgeneigt. Es ist einfach der „Tatort“, der in Deutschland so ein enormes Ansehen hat. Auch ich gucke gerne „Tatort“ und ich als Kommissarin – warum nicht? Mit „Blutige Anfänger“ habe ich quasi schon Vorarbeit geleistet.

Sie sind jetzt hauptberuflich Schauspielerin. Ist das Modeln demnach abgeschlossen oder werden Sie das nebenbei noch irgendwie weiterverfolgen?

Larissa Marolt: Obwohl ich immer noch viele Anfragen bekomme, muss es der Laufsteg für mich nicht mehr sein. Mein Fokus ist die Schauspielerei. Falls aber ein großes Label für eine Kampagne anfragt – warum nicht? In Amerika ist es völlig normal, dass Schauspieler nebenbei mal eine Kampagne machen oder Werbegesicht sind. Ich sehe darin nur Vorteile.

Vielen Dank für das interessante Gespräch und alles Gute für die Zukunft!

Der Hauptcast von „Blutige Anfänger“ ZDF/​Conny Klein

Die erste Staffel von „Blutige Anfänger“ ist ab dem 29. Januar mittwochs um 19:25 Uhr im ZDF zu sehen. Alle zwölf Folgen liegen schon jetzt in der ZDFmediathek auf Abruf bereit. Neben Larissa Marolt besteht der Hauptcast aus Luise von Finckh, François Goeske, Timmi Trinks und Jane Chirwa. In den Rollen der Ausbilder sind Esther Schweins, Neil Malik Abdullah, Werner Daehn, Salvatore Greco, Steffen Groth sowie Gedeon Burkhard zu sehen.

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Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Die beiden eben entdeckten abwertenden Kommentare vom Februar (s.u.) machen mich sprachlos.
    Ich teile die Meinung wohl so gut wie aller Fachleute, die die Verkörperung der Leonie durch Larissa Marolt in den höchsten Tönen lobten. Die beiden negativen Beurteilungen sind meiner Ansicht nach völlig daneben und lassen in mir den Verdacht aufkommen, "User 1444810" und "Arsinoe" gehören zu diesen destruktiven und lächerlichen "Hatern".
    Den aus der ersten Staffel schon bekannten guten DarstellerInnen in den neuen Folgen der "Blutigen Anfänger", darunter auch wieder Larissa Marolt als "Leonie Ruska"", sowie allen anderen für deren Gelingen Verantwortlichen wünsche ich viel Erfolg.
    • am

      Sie spielt immer noch zu sehr auswendiggelernt - und die Natürlichkeit und Glaubhaftigkeit macht eben einen guten Schauspieler aus.
      Ich mag sie nicht. Und bitte nicht zum Tatort, sonst muß ich immer einen auslassen.
      • am

        Bei aller Großzügigkeit, aber von einer guten Schauspielerin ist Frau Marolt mit ihrer steifen und hölzernen Ausdrucksweise inkl. Immer gleichen Mimik noch weit entfernt und das Talent bisher überschaubar.

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