Interview-Reihe mit Willy Brandt, Hannah Arendt und anderen wichtigen Personen der Nachkriegszeit neu in ZDFmediathek

Historische Interview-Reihe „Zur Person“ online gestellt

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 29.06.2022, 14:40 Uhr

Alle 32 Folgen von „Zur Person“ mit Günter Gaus von 1963 bis 1966 sind nun in der ZDFmediathek abrufbar – auch die mit Hannah Arendt (l.), Willy Brandt (m.) und Franz Josef Strauß (r.) – Bild: ZDF/M
Alle 32 Folgen von „Zur Person“ mit Günter Gaus von 1963 bis 1966 sind nun in der ZDFmediathek abrufbar – auch die mit Hannah Arendt (l.), Willy Brandt (m.) und Franz Josef Strauß (r.)

Das Zweite Deutsche Fernsehen war gerade mal zehn Tage alt, als im April 1963 die Interviewreihe „Zur Person“ Premiere feierte. Die Prämisse war so einfach wie genial: Wichtige Personen der Nachkriegszeit wurden vom Journalisten, Publizisten und späteren Diplomaten Günter Gaus zu einem umfassenden Einzel-Interview gebeten. Bis 1966 entstanden im ZDF 32 Folgen, die ab sofort alle in der ZDFmediathek abrufbar sind.

Darunter befinden sich Episoden mit den früheren oder späteren Bundeskanzlern Willy Brandt, Ludwig Erhard, Konrad Adenauer und Helmut Schmidt, weiteren Politikern wie Franz Josef Strauß oder Herbert Wehner, dem Autor Günter Grass, dem Wissenschaftler und Erfinder der Wasserstoffbombe Edward Teller – und mit der Publizistin Hannah Arendt, der einzigen Frau innerhalb der Ursprungs-Reihe.

Möglich wurde das neue Retro-Angebot durch die Digitalisierung des kompletten ZDF-Programmstocks, die mehrere Jahre in Anspruch nahm und nun Ende Juni 2022 abgeschlossen worden ist. Mehr als 400.000 Videobänder wurden laut Sender kopiert und deren Inhalte in einem Massenspeichersystem dauerhaft gesichert.

Geschichte beleuchtet immer die Gegenwart. Sie hilft, das Heute besser zu verstehen und einzuordnen. Deshalb ist das Projekt so wichtig, so Eckart Gaddum, Leiter der ZDF-Hauptredaktion Digitale Medien. Programmdirektor Norbert Himmler fügt hinzu: Rechtzeitig vor dem 60-jährigen Jubiläum im kommenden Jahr ist das ZDF-Programmvermögen rundum digital und nachhaltig gesichert. 300.000 Stunden Programmgeschichte stehen damit auf Knopfdruck bereit, um Aktuelles und Relevantes mit Blick auf unsere gemeinsame Vergangenheit einzuordnen.

Günter Gaus setzte seine Interview-Reihe auch nach seinem Weggang vom ZDF fort. Zunächst lief sie als „Zu Protokoll“ im SWF weiter (1967–1973), dann nach einer längeren Pause als „Deutsche“ im WDR (1984–1989). Nach dem Fall der Mauer kehrte der Titel „Zur Person“ mit Gaus zunächst im Angebot des DFF (1990–1991) zurück und war danach noch bis 2004 im ORB und rbb zu sehen. Alles in allem hatte Günter Gaus in den Jahren 245 Fernsehinterviews geführt. 2001 wurde er mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    TV Wunschliste schrieb:
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    > Möglich wurde das neue Retro-Angebot durch die
    > Digitalisierung des kompletten ZDF-Programmstocks,
    > die mehrere Jahre in Anspruch nahm und nun Ende
    > Juni 2022 abgeschlossen worden ist. Mehr als
    > 400.000 Videobänder wurden laut Sender kopiert
    > und deren Inhalte in einem Massenspeichersystem
    > dauerhaft gesichert.
    >
    > Geschichte beleuchtet immer die Gegenwart. Sie
    > hilft, das Heute besser zu verstehen und
    > einzuordnen. Deshalb ist das Projekt so wichtig,
    > so Eckart Gaddum, Leiter der ZDF-Hauptredaktion
    > Digitale Medien. Programmdirektor Norbert Himmler
    > fügt hinzu: Rechtzeitig vor dem 60-jährigen
    > Jubiläum im kommenden Jahr ist das
    > ZDF-Programmvermögen rundum digital und
    > nachhaltig gesichert. 300.000 Stunden
    > Programmgeschichte stehen damit auf Knopfdruck
    > bereit, um Aktuelles und Relevantes mit Blick auf
    > unsere gemeinsame Vergangenheit einzuordnen.


    Als dieser Thread damals eröffnet wurde, hatte ich erwartet, dass das ZDF – analog zu "ARD-Retro" – weitere Archivschätze aus dieser Zeit online stellen würde. Die ZDF-Mediathek bedient unter der Rubrik "Retro-Klassiker" hauptsächlich die Serienerfolge aus den 1980ern. Daneben gibt es noch die online gestellten "Sportstudio Archivperlen", die aber leider keine Erweiterungen bekommen.

    https://www.zdf.de/sport/archiv

    Habe ich die Meldung der ZDF-Hauptredaktion von 2022 falsch verstanden? Denn wenn der Sender so viele Videobänder kopiert, digitalisiert und somit dauerhaft gesichert hat, müssten da nicht etliche interessante Beiträge dabei sein, die zumindest aus der Zeit vor dem 01.01.1966 (Inkrafttreten des Urheberrechtsgesetzes) stammen? 300.000 Stunden Programmgeschichte entsprechen über 34 Jahre nonstop.
    • am via tvforen.de

      Mr. Koofen schrieb:
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      > Habe ich die Meldung der ZDF-Hauptredaktion von
      > 2022 falsch verstanden? Denn wenn der Sender so
      > viele Videobänder kopiert, digitalisiert und
      > somit dauerhaft gesichert hat, müssten da nicht
      > etliche interessante Beiträge dabei sein, die
      > zumindest aus der Zeit vor dem 01.01.1966
      > (Inkrafttreten des Urheberrechtsgesetzes) stammen?
      > 300.000 Stunden Programmgeschichte entsprechen
      > über 34 Jahre nonstop.

      Wie so oft wird das am Personalaufwand scheitern und dass die allgemeine Nachfrage danach relativ gering sein wird. Wer sich wirklich tiefergehend die ARD-Retro-Beiträge anschaut, ist halt auch die Frage. Grundsätzlich finde ich es immer schön, dass sowas gemacht wird, muss fairerweise aber zugeben, dass ich außer stichprobenartig jetzt auch nicht stundenlang solche Beiträge konsumiere. Irgendwo ging es da glaub ich auch mehr darum, dass man das für irgendwelche Forschungszwecke in Bibliotheken oder so verfügbar machen wollte und nicht zwingend in der Mediathek im großen Umfang zur Verfügung stellt. Vieles, was 2022 und 2023 da passierte, war wohl einfach auch nur wegen 60 Jahre ZDF und nicht als Dauereinrichtung geplant.
  • am via tvforen.de

    Das ist ein unglaublich wichtiger Schatz der da gesichert wurde! Selten kann man so viel über Zeitgeschichte erfahren, wie durch Protagonisten der selbigen....

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