ESC 2023: Das sind unsere Favoriten im ersten Halbfinale

Die Redaktion stellt ihre Lieblingssongs des heutigen Abends vor

Lukas Respondek, Daniel Teuteberg, Ralf Döbele und Bastian Knümann – 09.05.2023, 08:00 Uhr

The Busker aus Malta bei den Proben zum Eurovision Song Contest in Liverpool – Bild: Sarah Louise Bennett / EBU
The Busker aus Malta bei den Proben zum Eurovision Song Contest in Liverpool

Der Eurovision Song Contest 2023 beginnt: Heute Abend findet das erste Halbfinale statt, in dem 15 Kandidaten mit ihren Songs antreten, um sich für das große Finale am Samstagabend zu qualifizieren. One überträgt die Show, bei der das deutsche Publikum stimmberechtigt ist, ab 21:00 Uhr live aus Liverpool. Mit dabei sind Favoriten wie Loreen aus Schweden und Käärijä aus Finnland – doch welche Acts will die Redaktion von fernsehserien.de unbedingt im Finale sehen? Wir stellen unsere persönlichen Favoriten des heutigen Abends vor.

Malta: The Busker – „Dance (Our Own Party)“ (Startnummer 02)

Ein Saxofon als prägendes Instrument in einem ESC-Lied ist wahrlich keine Neuheit. Trotzdem gelingt es der dreiköpfigen Band The Busker aus Malta, im Gedächtnis und im Ohr zu bleiben: „Do you wanna dance?“ ist die zentrale Frage in ihrem eingängigen Song „Dance (Our Own Party)“, in dem die Jungs eine gemütliche Hausparty in kleinerer Runde dem lauten Feiern auf überfüllten Tanzflächen vorziehen.

Die geniale Zeile „I feel better in my sweater“ – ich fühle mich besser in meinem Pullover – fasst die Botschaft des Wohlfühl-Popsongs pointiert zusammen. Schon beim Auftritt im maltesischen Vorentscheid wurde klar: Die Pullis sind die Stars des Songs. Die durchdachte und detailverliebte Drei-Akt-Erzählung auf der Bühne beginnt mit dem Unwohlsein des Leadsängers David auf einer vollen Party mit Pappfiguren früherer maltesischer ESC-Kandidaten, setzt sich fort in der Heimfahrt im Auto und erreicht nach der Ankunft auf der eigenen Couch ihren Höhepunkt, wenn sich David seines Pullovers entledigt, um im glitzernden Sweater Disco-Tanzmoves über die Bühne zu bringen. Der Strickpullover wird quasi zum Trickpullover!

Wenn dem Sänger, dessen attraktives Auftreten breiter Konsens ist, bei all der gelungenen Bühnen-Action nicht die Puste ausgeht, steht der Weiterfahrt ins Finale nichts im Wege. Wir tanzen mit – im Pulli, versteht sich.

von Daniel Teuteberg und Lukas Respondek

Serbien: Luke Black – „Samo mi se spava“ (Startnummer 03)

Hummer auf dem Teller? Gar nicht meins. Hummer auf der Bühne? Erstaunlich lecker! Luke Black und sein knallroter Zehnfußkrebs haben es bei mir seit dem serbischen Vorentscheid gleich auf diverse Playlists geschafft. Die düstere Eleganz, die dieser Dance-Track verströmt, ist betörend und könnte auch Filmen wie „Matrix“ oder „Wir sind die Nacht“ entstammen. Insgesamt dürften sich Steampunk-Fans in der surrealen und verstörenden Welt, die Black auf die Bühne bringt, pudelwohl fühlen.

Geburtswanne? Virtuelle Realität? Tänzer, die an ein höheres Bewusstsein angeschlossen zu sein scheinen – oder doch eher an ein eine Art Borg-Kollektiv, das sie zwar berauscht, aber doch beständig davon abhält, eigene Entscheidungen zu treffen, ihr Leben in die Hand zu nehmen? Im Laufe der Performance entstöpselt Black all die Abhängigen und entlässt sie, ja, in was? Neue Freiheit oder einen Abgrund voller einstweiliger Leere und ihrer Kämpfe um Behauptung? Vielleicht auch vergleichbar mit dem sehnsuchtsvollen Kater, den ESC-Fans regelmäßig nach dem Ende der aktuellen Saison verspüren. Die Bühnen-Performance bietet die verschiedensten Lesarten an und gerade darin liegt ihre Brillanz.

So erweist sich Luke Black, Sieger eines der vielfältigsten und besten ESC-Vorentscheide dieses Jahres, auch als würdiger Nachfolger von Konstrakta, die 2022 mit dem serbischen Titel „In corpore sano“ die Latte anspruchsvoller Pop-Performances beim Song Contest nachhaltig nach oben justiert hat.

von Ralf Döbele

Lettland: Sudden Lights – „Aijā“ (Startnummer 04)

„Aijā“ ist der beste Song, den Lettland jemals zum ESC geschickt hat. Ich gehe sogar weiter und behaupte: „Aijā“ ist einer der besten Songs, die überhaupt jemals zum ESC geschickt wurden. Es ist der beste Song, da er meinen persönlichen Indie-Rock-Musikgeschmack so präzise trifft wie kein anderer ESC-Beitrag in den vergangenen Jahren.

Der spezielle Sound, den die Band Sudden Lights durch die verschiedenen Einstellungen der Instrumente erzeugt (die mir das wohlige Gefühl der Wiedererkennung aus diversen „The Killers“-Songs geben), der zunächst nicht eindeutig definierbare Takt, die Tempoveränderungen, das teils konträre Zusammenspiel von Gesang und Melodien – sie alle münden nach einer Stimulierung der Gehörgänge in einen Instrumentalpart, der in mir einen audiovisuellen O(h)rgasmus auslöst. „Aijā“ ist ein Song, den man fühlen muss. Und wenn man ihn fühlt, dann liebt man ihn.

Um realistisch zu bleiben: Sudden Lights werden den ESC in diesem Jahr nicht gewinnen. „Aijā“ ist zu anders, zu wenig Mainstream, zu wenig Schublade. Es ist ohnehin erstaunlich, dass diese musikalische Farbe in diesem Jahr auf der großen ESC-Bühne in Liverpool vertreten ist. Bei den Buchmachern steht Lettland als krasser Außenseiter da, für den selbst der Finaleinzug eine unüberwindbare Hürde scheint. Doch wer weiß, vielleicht geschieht am Dienstagabend doch noch ein Wunder. Das deutsche Publikum darf mit darüber abstimmen, ob eine solche Indie-Perle das Finale am Samstag bereichern darf. Es wäre ein süßer Traum!

von Bastian Knümann

Das erste Halbfinale

Anders als in den Vorjahren entscheidet in den Halbfinals dieses Jahr einzig die Publikumsabstimmung darüber, welche jeweils zehn Songs ins Finale am 13. Mai ziehen. Jurywertungen fließen erst im Finale wieder in die Wertung ein. Neben den 15 heute teilnehmenden Ländern darf im ersten Halbfinale auch das Publikum in Deutschland, Italien und Frankreich abstimmen. Auch das Publikum in einigen Ländern, die dieses Jahr gar nicht am ESC teilnehmen, darf erstmals mitvoten und bildet gemeinsam ein „Rest der Welt“-Voting, das so viel zählt wie die Wertung eines teilnehmenden Lands.

Julia Sanina, Hannah Waddingham und Alesha Dixon moderieren die Liveshow. Gastauftritte gibt es heute Abend vom britischen Popstar Rita Ora sowie von der Sängerin Aljosha, die 2010 für die Ukraine antrat, zusammen mit der Liverpoolerin Rebecca Ferguson. Kommentiert wird der ESC dieses Jahr zum letzten Mal von Peter Urban.

Die heutigen Kandidaten und ihre Startnummern im Überblick:

  • 01 Norwegen: Alessandra – „Queen Of Kings“
  • 02 Malta: The Busker – „Dance (Our Own Party)“
  • 03 Serbien: Luke Black – „Samo mi se spava“
  • 04 Lettland: Sudden Lights – „Aijā“
  • 05 Portugal: Mimicat – „Ai coração“
  • 06 Irland: Wild Youth – „We Are One“
  • 07 Kroatien: Let 3 – „Mama ŠČ“
  • 08 Schweiz: Remo Forrer – „Watergun“
  • 09 Israel: Noa Kirel – „Unicorn“
  • 10 Moldau: Pasha Parfeni – „Soarele și luna“
  • 11 Schweden: Loreen – „Tattoo“
  • 12 Aserbaidschan: TuranTuralX – „Tell Me More“
  • 13 Tschechien: Vesna – „My Sister’s Crown“
  • 14 Niederlande: Mia Nicolai & Dion Cooper – „Burning Daylight“
  • 15 Finnland: Käärijä – „Cha Cha Cha“

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Deutschland finanziert den größten Teil des Spektakels und ist damit schon in der Endrunde. Auch das wird nicht helfen zu gewinnen.
    Muss man auch dafür GEZ-Gebühren verschleudern?

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