Ende für „Open End“: Keine Fortsetzung für Michel Friedmans Talk ohne Zeitlimit

Ambitioniertes WELT-Format war zu aufwendig

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 07.02.2022, 15:49 Uhr

„Open End“ mit Gastgeber Michael Friedman (2. v. r.) – Bild: WELT/Screenshot
„Open End“ mit Gastgeber Michael Friedman (2. v. r.)

Eines der ambitioniertesten TV-Experimente des vergangenen Jahres war „Open End“. Das Konzept des Formats von WELT besteht darin, dass Talkmaster Michel Friedman und seine Gäste ohne Zeitlimit diskutieren und Themen aus allen Blickwinkeln beleuchten konnten. Die jeweilige Sendung endete erst, nachdem das Thema erschöpfend ausdiskutiert wurde und Michel Friedman darum bat, Schluss zu machen. Insgesamt sieben Mal war der bis zu vierstündige Talk in der Samstagnacht zu sehen. Doch dabei wird es bedauerlicherweise bleiben: WELT hat beschlossen, das Format nicht weiter fortzusetzen.

Gegenüber den Kollegen von DWDL teilte Sendersprecherin Kristina Faßler mit, dass das Format für alle ein Experiment war und man auf die sieben Sendungen tolles Feedback bekommen habe. Allerdings bedeuteten die Sendungen von bis zu knapp vier Stunden „wirklich sehr großen Aufwand bei allen Teams“, den man offenbar etwas unterschätzt hat. Mit Michel Friedman wolle man aber weiterhin zusammenarbeiten. Sein aktueller Vertrag läuft noch bis Ende 2023.

„Open End“ zeichnete sich durch eine in TV-Talkformaten selten gewordene Ruhe und Tiefe aus. Der fehlende Zeitdruck wirkte sich positiv auf das Gesprächsklima und die Diskussion aus, da jeder Teilnehmer seine Punkte ausführlich darlegen konnte, ohne dass Moderator Friedman mit Blick auf die Uhr zum nächsten Aspekt überleiten musste. Unter anderem wurde über die Themen Wut, Angst, Freiheit und Identität debattiert und philosophiert.

Besondere Aufmerksamkeit generierte „Open End“ mit einer kurzfristig ins Programm genommenen Ausgabe zum Thema Antisemitismus, als Mitte Mai 2021 die Situation im Nahen Osten eskalierte und es zu gewalttätigen Übergriffen mit islamistischem Hintergrund kam. Friedman meldete sich mit einer außerplanmäßigen Live-Ausgabe zur Stelle.

In der WELT-Mediathek sind alle Folgen noch abrufbar. In unserer Reihe „Versteckte TV-Perlen“ lobte Ralf Döbele „Open End“ dafür, das Niveau von Talk-Formaten und Diskussionsrunden im deutschen Fernsehen spürbar anzuheben (zur ausführlichen Besprechung).

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