Deutscher ESC-Song 2021 veröffentlicht

Jendrik tritt mit „I Don’t Feel Hate“ beim Eurovision Song Contest an

Bastian Knümann
Bastian Knümann – 25.02.2021, 14:59 Uhr

Unser Künstler für Rotterdam: Jendrik Sigwart – Bild: NDR
Unser Künstler für Rotterdam: Jendrik Sigwart

Am heutigen Donnerstag wurde der deutsche Beitrag für den „Eurovision Song Contest“ 2021 enthüllt: Jendrik Sigwart wird am 22. Mai in Rotterdam mit seinem eigenkomponierten Song „I Don’t Feel Hate“ für Deutschland antreten. Die Premiere des Musikvideos fand um 17:41 Uhr im Ersten sowie um 18:00 Uhr auf YouTube statt.

Der 26-jährige Hamburger setzte sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren gegen 152 Teilnehmer und 322 konkurrierende Songs durch und konnte dabei zwei unabhängige Jurys von sich und seinem Lied überzeugen. Dazu zählten sowohl eine Fachjury aus Musikprofis als auch eine Eurovisionsjury, die den Geschmack der Zuschauer beim ESC besonders gut einschätzen kann.

Was „I Don’t Feel Hate“ besonders hervorhebt: Der Song entstand nicht erst während eines der fünf Songwritingcamps, die für diesen Vorentscheid veranstaltet wurden, oder wurde ihm von einem unabhängigen Songschreiber einfach nur aufs Auge gedrückt. Jendrik hat ihn selber geschrieben und auf seiner Ukulele komponiert, um sich damit für den ESC zu bewerben. Auch das dazugehörige Musikvideo drehte er im August vergangenen Jahres in Eigenregie zusammen mit Freunden – lange bevor klar sein würde, dass es mit einer ESC-Teilnahme überhaupt klappen würde. Den im Video zu sehenden Waschsalon hat er selbst zusammengestellt, indem er sich über die Kleinanzeigenplattform eines bekannten Onlineauktionshauses insgesamt 18 (!) kaputte Waschmaschinen zulegte. Wenn schon, denn schon.

Die Hauptbotschaft des dynamischen Gute-Laune-Songs mit eingängigen Ukulele-Akkorden und des knallbunten, schnellgeschnittenen Musikvideos, das aus sechs kurzen Geschichten zu den Themen Mobbing und Ausgrenzung besteht, ist simpel: auf Hass nicht mit Hass zu reagieren. Steh dadrüber und zeige ihr auf einem anderen Weg, einem Weg von Liebe oder Respekt, dass das, was die Person sagt und tut, falsch ist, so Jendrik über die Message des Songs, den der selbsternannte „Optimist im Training“ auch als eine Belehrung an sich selbst geschrieben hat. Der Song ist mein Baby. Ich habe den Song alleine in einer Situation geschrieben, in der ich gefühlt habe, dass ich diese Message brauche. Dadurch stehe ich auch zu einhundert Prozent hinter dem Song.

In eine bestimmte musikalische Schublade will Jendrik den Beitrag nicht stecken. Der Song passe in kein Genre, er habe einfach den typischen Jendrik-Style. Was den eigenen Musikgeschmack angeht, ist die Sache hingegen eindeutig: Es ist peinlich. Ich höre eigentlich nur Taylor Swift. Und Popmusik im Radio. Neben seinem aktuellen Lieblingslied „Think about Things“ von Daði og Gagnamagnið, dem ESC-Beitrag aus Island aus dem vergangenen Jahr, zählen die Lighthouse Family, Jack Johnson, Jeremy Zucker und dodie zu seinen weiteren Favoriten.

ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber ist von Jendriks großer handwerklichen Sicherheit begeistert. Er kann spielen, steppen, sich sensationell bewegen. Er bringt eine ESC-Begeisterung mit, die echt ist. Auch die deutsche Delegationsleiterin Alexandra Wolfslast kann sich nur anschließen: Jendrik hat mich sehr geflasht. Man hat gesehen, dass er das wirklich will. Das ist die wichtigste Grundvoraussetzung – und das hat er.

Und wie steht es um die Erfolgsaussichten? Natürlich sei das Ziel der erste Platz, aber an erster Stelle stehe der Spaß und die Freude. Sein Traum, am ESC teilzunehmen, habe sich nun jedenfalls erfüllt. Der ESC ist in erster Linie nicht als Wettbewerb entstanden, sondern als Zelebrierung von Musik und als Zelebrierung von Europa und den Ländern. Das vergessen viele, so Jendrik. Ich gucke nicht auf die Konkurrenz, sondern freue mich einfach, diese Künstler kennenzulernen, weil jeder einen geilen Song mitbringt, sein Land präsentieren kann und wir dann zusammen Musik zelebrieren können. Auch Thomas Schreiber will kein genaues Ziel ausgeben: Eine Top-10-Platzierung ist toll, denn sie ist keine Selbstverständlichkeit.

Einen ersten Eindruck, wie „I Don’t Feel Hate“ auf einer großen Bühne wirkt, können sich die Zuschauer schon am kommenden Samstag um 20:15 Uhr im Ersten machen. Dann wird Jendrik seinen ESC-Beitrag bei den „Schlagerchampions – Das große Fest der Besten“ mit Florian Silbereisen vorstellen. Am Freitag ist zudem gegen 22 Uhr eine halbstündige Reportage über Jendriks Weg bis hierhin in der ARD Mediathek abrufbar. Am selben Abend ist der Sänger ab 22 Uhr zu Gast in der „NDR Talk Show“.

Der 65. Eurovision Song Contest wird vom 18. bis 22. Mai 2021 in der Ahoy-Arena in Rotterdam stattfinden. Das Finale übertragen das Erste und One live am Samstag, den 22. Mai ab 21 Uhr. Bereits um 20:15 Uhr meldet sich Barbara Schöneberger mit einer Warm-up-Show, allerdings nicht wie bislang von der Reeperbahn, sondern aus einem Fernsehstudio. Für diese Sendung hat Thomas Schreiber einen Künstler, den er über alles liebe, mit ESC-Geschichte angekündigt, der dort mit seiner Band eine kleine Premiere präsentieren wird. Wir sind froh, dass wir die Sendung überhaupt machen können, so Schreiber weiter angesichts der Einschränkungen durch Corona. Im Anschluss an das Finale aus Rotterdam wird es einen Nachklapp geben.

Die beiden Semifinals am 18. und 20. Mai werden jeweils ab 21 Uhr live in One gezeigt. Bereits im März dreht die Delegation mit Jendrik ein Live-on-Tape-Auftrittsvideo, das dann am Finalabend abgespielt wird, sollte ein Live-Auftritt im Mai Corona-bedingt nicht möglich sein.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Nix für den ESC, schon gar nicht in dieser Zeit. Absolut für das junge Publikum und einfach viel zu viel LGBTQ - manchmal ist weniger mehr lieber NDR🙄
    • am

      Wieso wird nicht endlich mal eine Muslima mit einem schönen religiösen Song von Deutschland in den Wettbewerb gebracht? Das würde unsere gesellschaftliche Vielfalt besser abbilden als dieses bunte Gejodel...
      • am via tvforen.de

        Na gut, mit einer unbedarft wirkenden Blondine, die ein naives Liedchen trällert, durch das irgendwie alles besser werden soll, hat Deutschland ja schon einmal gewonnen.
        • am via tvforen.de

          Ich wünsche sowohl Interpret als auch Song viel Erfolg.
          Meinen persönlichen Geschmack trifft es nicht, ich finde es unstrukturiert und verwaschen... fängt gut an, dann kommt plötzlich so ein 80er-Synthesizer-Rock... Vielleicht hab ich auch keine Ahnung, auf queer.de wurde das Lied als "Rockabilly"-Song bezeichnet. Davon kann ich beim besten Willen nix darin finden.
          Auch wenn es nichts ist, was ich mir anhören würde, bin ich trotzdem gespannt, wie es im ESC ankommt und rechne mit allem.
        • am via tvforen.de

          Besserwisserin schrieb:
          -------------------------------------------------------
          > Na gut, mit einer unbedarft wirkenden Blondine,
          > die ein naives Liedchen trällert, durch das
          > irgendwie alles besser werden soll, hat
          > Deutschland ja schon einmal gewonnen.


          LOL
          Ja schon,aber das waren andere Zeiten :-)
      • am via tvforen.de

        Obst des Monats Mai
        • (geb. 1978) am

          @User 1014669: Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Wenn ich allerdings auf die Sieger der letzten 30 Jahre schaue, entsprechen etwa 2/3 dem von mir beschriebenen Klischee, während nur etwa 3 oder 4 explizit aus der LGBT-Community stammen.
          • am via tvforen.de

            Witziges Video,nettes Lied,aber nix für den Eurovision Song Contest
            • (geb. 1979) am

              oh mein Gott, da wartet man auf die Tagesschau sitzt am pc un denkt was läuft das für eine schrott werbung aber nein dieses grausame gejodel ist unser Esc hit, einer der letzten plätze ist uns sicher
              • am

                Wenn es stimmen würde, dass "die Traditionalisten" beim ESC das Sagen haben, hätte eine Conchita Wurst niemals gewonnen. Und eine Marija Šerifović ebenso wenig. Also, bitt erst mal über die ESC-Geschichte nachlesen!

                Ich denke, dass eher umgekehrt ein Schuh draus wird. Und das ist auch gut so! ;-)
                • (geb. 1978) am

                  Ganz offensichtlich will man mit dem Song bei der Gay-Community punkten. Dort ist die ESC-Affinität zwar bekanntlich groß, aber wenn man gewinnen will, braucht man am Ende vor allem die Unterstützung der vielen osteuropäischen Staaten, wo noch immer eher die "Traditionalisten" das Sagen haben. Die wollen entweder attraktive Diven oder kernige Burschen sehen, die wahlweise melodramatische Balladen oder eingängige Pop-Songs trällern. Somit dürfte es aus deutscher Sicht mal wieder ein Kampf um die "rote Laterne" werden.
                  • am

                    Gefällt mir nicht. Aber ich muss es ja nicht wählen. ;D
                    • (geb. 1984) am

                      Besser kann man ein Künsler nicht promoten. Man kündigt die Premiere für 19:54h an, dann gibts den Song vorab bei YouTube und doch 2h früher schon im TV.
                      • am via tvforen.de

                        Nichts was aufmerksamkeit erregt, abseits der gängingen 08/15 hörgewohnheiten aus dem Dudelfunk.

                        Und der ESC war von anfang an ein Komponistenwettbewerb, um den Beitrag oben zu ergänzen.
                        • am via tvforen.de

                          Ich finde das Lied irgendwie lustig.
                          Besser als so manches anderes der Vergangenheit.

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