College-Bestechungs-Skandal: Lori Loughlin erwartet höhere Strafe als Felicity Huffman

Ricardo Chavira („Desperate Housewives“) bemängelt „White Privilege“

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 09.10.2019, 15:32 Uhr

Felicity Huffman (l.) und Lori Loughlin (r.) wurden angeklagt. – Bild: ABC/Hallmark
Felicity Huffman (l.) und Lori Loughlin (r.) wurden angeklagt.

In den USA ist der Skandal um Bestechungen für die Uni-Aufnahmen von Kindern wohlhabender Personen weiterhin ein Politikum. Durch einen Fernsehauftritt des zuständigen US-Staatsanwalts kam das Thema erneut in die Schlagzeilen. Aufhänger ist dabei unter anderem das Strafmaß für Felicity Huffman, das eine zweiwöchige Haftstrafe vorsieht. Während der Staatsanwalt es beleuchtete und Huffmans Fall mit dem noch offenen von Lori Loughlin verglich, äußerte Ex–„Desperate Housewives“-Star Ricardo Chavira sein missfallen: Es sei ein weiterer Beweis für „white privilege“, also die Erwartung hellhäutiger Personen, sich alles erlauben zu können, ohne dafür ernsthafte Konsequenzen fürchten zu müssen – im Gegensatz zu Schwarzen, Latinos und Asiaten.

Hintergrund
Dem FBI war in der Operation Varsity Blues ein betrügerischer Ring ins Netz gegangen, der gegen „Spenden“ über verschiedene Methoden die Aufnahme von Promikindern bei Eliteuniversitäten sicherstellte. Das FBI konnte den Drahtzieher dingfest machen, der dem FBI schließlich half, stichhaltige Beweise und selbstbelastende Aussagen gegen zahlreiche wohlhabende Personen zu sammeln, die zuvor seine Dienste in Anspruch genommen hatten – etwa 30 Personen wurden angeklagt. Aufgrund der amerikanischen Rechtslage konnten die Bundesbehörden den Beschuldigten allerdings hauptsächlich den Missbrauch von Post und Telefonnetzen für betrügerische Zwecke zur Last legen sowie die Tatsache, dass sie ihre Zahlungen als Spenden von der Steuer absetzen, obwohl sie wussten, dass die Gelder keinem wohltätigen Zweck zukamen.

In den USA entscheidet jede Universität individuell über die Aufnahme von Studenten. Gerade bei prestigeträchtigen Instituten ist es schwierig, allein mit guten Noten eine Aufnahme zu erhalten.

Die Schauspielerinnen Felicity Huffman sowie Lori Loughlin (sowie deren Ehemann, Modedesigner Mossimo Giannulli) gehören zu den Beschuldigten, ihren Kindern auf betrügerische Weise einen Vorteil verschafft zu haben.

Huffman
Huffman wurde vorgeworfen, 15.000 US-Dollar gezahlt zu haben, damit jemand anderes anstatt ihrer Tochter den wichtigen SAT ablegt: Ein guter Score in diesem standardisierten Test ist Voraussetzung für gute Aufnahmechancen – ein exzellentes Ergebnis hebt die Bewerbung aus der Masse hervor und öffnet viele Türen.

Huffman hatte der Anklage nicht widersprochen und sich generell in das Schicksal gefügt, aufgeflogen zu sein und dafür eine Strafe verdient zu haben. Die Staatsanwaltschaft hatte unter anderem einen Monat Haft für sie gefordert. Huffman erhielt schließlich zwei Wochen Haft, ein Jahr Bewährung, Geldstrafe und Sozialdienst (fernsehserien.de berichtete). Wie viel der Haftstrafe sie wird verbüßen müssen, ist noch offen – in den USA sind die Gefängnisse überfüllt und „nicht gewalttätige“ Verurteilte werden oft bald nach der Aufnahme wieder entlassen. Hier ist dann eher das entwürdigende Aufnahmeprozedere im Gefängnis die Strafe, nicht so sehr die Zeit hinter Gittern.

Loughlin
Loughlin und ihr Ehemann hatten sich bei einer Anhörung gegenüber der Anklage als „nicht schuldig“ bekannt – und damit auch ein Angebot der Staatsanwaltschaft ausgeschlagen, für ein Schuldbekenntnis ein gemäßigteres Strafmaß zu erhalten. Ihnen wird vorgeworfen, insgesamt um die 500.000 US-Dollar investiert zu haben. Mithilfe eines bestechlichen Sport-Lehrers erhielten die beiden Töchter des Paares Zugang zur USC, wobei sie Studienplätze erhielten, die die Universität eigentlich für herausragende Rudersportlerinnen vorbehalten hatte. Wegen dieser gewaltigen Summe, die sie insgesamt an vorgeblich wohltätige Organisation „gespendet“ hatten und auch als Spenden bei der Steuerberechnung angaben, wäre aber laut Deadline wohl auch das „mäßigere Strafmaß“ nicht unter zwei Jahren Gefängnis gewesen.

US-Staatsanwalt Andrew Lelling wurde bei einem allgemeinen Interview-Auftritt auch zu dem von ihn betreuten Fall Varsity Blues befragt. Er bewertete: Hufmann habe sehr schnell die Verantwortung für ihr Fehlverhalten übernommen. Daneben sei in ihrem Fall die geflossene Summe von 15.000 US-Dollar mit die niedrigste gewesen. Daher die geringe Strafmaßempfehlung. Aber auch: Selbst Huffman, die nach ihrem Auffliegen ein vorbildliches Verhalten gezeigt habe, sei nicht um eine Gefängnisstrafe herumgekommen. Entsprechend sei die „Signalwirkung“ in diesem Einzelfall, dass Kooperation natürlich berücksichtigt werde, solch ein Vorgang aber keinesfalls ein harmloses Kavaliersdelikt sei.

Für Loughlin wollte sich Lelling nicht auf ein anvisiertes Strafmaß festnageln lassen, zumal er in seinen Ausführungen durchblicken ließ, dass sie bis zum Prozessbeginn (im Januar) noch Gelegenheit habe, sich schuldig zu bekennen, was dann auch beim Strafmaß-Vorschlag der Staatsanwaltschaft berücksichtigt würde.

Generell geht Lelling davon aus, dass gerade der „Verkauf“ von für Sportprogramme „in der zweiten Reihe“ (also Rudern, nicht Basketball oder Football) vorgesehenen Studienplätze wegen bisher geringer Aufsicht der Universitäten über die verantwortlichen Coaches ein eher weit verbreitetes Problem sei – und das jetzt Gefängnisstrafen dort die Täter abschrecken sollen, während die Universitäten ihren Coaches vielleicht durch Varsity Blues genauer auf die Finger schauen.

Ricardo Chavira
In „Desperate Housewives“ hatte Ricardo Chavira acht Staffeln lang als Carlos Solis den Ehemann von Eva Longorias Gabrielle gespielt. In einem Beitrag bei Twitter brachte er seine Meinung zum Ausdruck, dass die weiße Hauptfarbe von Huffman und „white privilege“ eine wichtige Rolle im Gesamtzusammenhang gespielt habe. So brachte er zum Ausdruck, dass er damals am Set ständig Zeuge von mangelndem Unrechtsbewusstsein geworden sei – ob sich das direkt auf Huffman oder auch Costars wie Teri Hatcher und Marcia Gross bezog, wird nicht ganz deutlich.



Anzumerken sei, dass Longoria im Rahmen der Strafbemessung für Huffman einen sie im positiven Licht dastehenden Brief verfasst hatte – die Verteidigung hatte knapp ein Dutzend ähnlicher Briefe eingereicht.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1983) am

    Das Ganze, ist ein schlechter Witz! In mehrfacher Hinsicht!

    Erstens, zeigt es glasklar, was man von den sogenannten Eliteunis halten kann wenn, so etwas seit Jahr und Tag, gang und gäbe ist.
    Zweitens, es ist wohl mehr als offensichtlich, dass auch hier wieder der Promibonus voll zum Tragen gekommen ist. Auch wenn, ich es bis zu einem gewissen Grad verstehen kann, dass man die ohnehin überbelegten Gefängnisse, wegen einer relativ harmlosen Straftat nicht noch mehr überfrachten wollte.

    Im Gesamten gesehen, ist die Bestrafung sicherlich ein Witz. Und wird auch im Falle von Loughlin, wohl nicht sehr drastisch ausfallen - leider! Ich sage mal vorraus, dass sich die gute "FRAU" einen Aufenthalt in einer Strafanstalt ersparken kann bzw. wird, in dem Sie eine deutliche höhrere Bußgeldsumme zahlen wird. Alternativ zum Knast, gibt es dann wenn, überhaupt ein paar Jahre Hausausrest mit Fußfessel und gemeinnütziger Arbeit.
    • am

      Wow, wow! Mal ganz langsam bitte. "Der nach dem Houswives-Ende nicht mehr viel auf die Reihe gekriegt hat", ist eine absolute Falschbehauptung!!

      Seit dem Ende von DH hat Chavira vier Kinorollen gehabt und dreht aktuell wieder für die Leinwand und außerdem im Fernsehen in 55 Serienepisoden oder Fernsehfilmen mitgespielt. Für sechs Jahre ist das eine sehr hohe Zahl an Rollen, die ihm erst Mal jemand nachmachen muss. Man mag also über ihn denken, wie man will, aber ihm hier vorzuwerfen, dass er mit seinem Kommentar nur ins Rampenlicht zurück will, dürfte kaum zutreffen. Er ist immer noch ein Star und war schon vor DH kein Unbekannter, der genau das nicht nötig hat!

      Mit seiner Äußerung hat er zudem generell Recht. Es gibt diesen strukturellen Rassismus leider überall in den USA und nicht nur dort. Selbst wenn er in diesem Fall wohl nicht vollständig zutrifft, denn ich bin auch der Meinung, dass er damit, jedenfalls so wie es hier dargestellt wurde, ein Stück daneben liegt. Laughlin muss bei ihrem uneinsichtigen Verhalten und der höheren Schwere der Schuld in ihrem Fall eine höhere Strafe erhalten, das hat aber nichts mit Hautfarbe zu tun.

      Allerdings finde ich ebenfalls, dass Huffman ruhig für einen vollen Monat hätte einsitzen sollen. Setzt man das in Bezug zu Chaviras Aussage, hat er nämlich wirklich nicht ganz unrecht. Ihre Strafe ist lächerlich gering ausgefallen.
      • am

        Mag ja durchaus sein, daß Ami-Gerichte oft mit zweierlei Maß messen. Aber gibt es in diesem konkreten Fall auch nicht-weiße Angeklagte, die härtere Strafen erhalten haben oder mußte da jemand, der nach dem Houswives-Ende nicht mehr viel auf die Reihe gekriegt hat, nur mal so mit Gewalt auf sich aufmerksam machen?

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