arte zeigt BBC-Miniserie „Parade’s End“ im Juni

Benedict Cumberbatch zwischen Liebe und Pflicht

Stefan Genrich
Stefan Genrich – 14.04.2013, 11:46 Uhr

Gentleman Christopher Tietjen (Benedict Cumberbatch) steht zwischen zwei Frauen in „Parade’s End“ – Bild: BBC
Gentleman Christopher Tietjen (Benedict Cumberbatch) steht zwischen zwei Frauen in „Parade’s End“

arte übernimmt von der BBC ab 7. Juni die Miniserie „Parade’s End – Der letzte Gentleman“, mit der Benedict Cumberbatch wie mit seinem internationalen Erfolg „Sherlock“ Lorbeeren bei den Kritikern eingeheimst hat: Als britischer Gentleman Christopher Tietjen pflegt er die Traditionen, obwohl er den Zeitenwandel kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs spürt und sich nur schwierig zwischen Leidenschaft und überlieferten Werten entscheiden kann.

In dem Fünfteiler heiratet Christopher Tietjens 1911 die rücksichtslose und vergnügungssüchtige Sylvia (Rebecca Hall), die nicht viel später schwanger wird – doch stammt das Kind wirklich von ihm? Der englische Aristokrat mit holländischem Ursprung nimmt den Jungen an und hält treu zu seiner Ehefrau, sogar als sie ihn zwischenzeitlich für einen anderen Mann verlässt. Sein Pflichtgefühl wird auf eine harte Probe gestellt, als er sich in die freigeistige Frauenrechtlerin Valentine Wannop (Adelaide Clemens) verliebt, die als sogenannte Suffragette für ein allgemeines Frauenwahlrecht kämpft. Die feine Gesellschaft debattiert erregt sowohl solche Ehekrisen als auch die politischen Wirren, die durch die Demonstrantinnen angeheizt werden. Aber wenige Engländer wie Christopher ahnen, dass Europa bald in die bislang größte Katastrophe stürzt. Als die Völker schließlich das große Schlachten mit ihren Soldaten beginnen, sieht der Glitter Londons nicht nur für Christopher in den französischen Schützengräben wie eine Fata Morgana aus. Unterdessen bewältigen Sylvia und Valentine in der Stadt die Umbrüche auf ihre ganz eigene Weise.

Ford Madox Ford hat den gleichnamigen Roman in vier Teilen geschrieben, nach dem die dramatische TV-Saga entstanden ist, wobei das letzte Viertel allerdings weitgehend unter den Tisch gefallen ist. Der Klassiker erschien erstmals zwischen 1924 und 1928 und zählt zum Kanon englischer Kriegsliteratur. Die BBC verfilmte das Buch bereits 1964 als TV-Dreiteiler mit Judi Dench und Ronald Hines. Zum Bestseller wurde die Erzählung 2012 nach Ausstrahlung der neueren Fernsehfassung, die durch deutlichere Sexszenen, die symbolträchtige Inszenierung von Regisseurin Susanna White und schauspielerische Glanzleistungen aufgefallen ist.

Die fünfteilige Miniserie wurde für den internationalen Markt auf sechs Folgen mit jeweils 45 Minuten Laufzeit umgeschnitten. Arte sendet die ersten drei Episoden am Stück am Freitag, 7. Juni ab 20:15 Uhr. Während das Publikumsinteresse in Großbritannien nach dem erfolgreichen Auftakt mit rund 3,5 Millionen Zuschauern stark nachließ, blieben die Kritiker begeistert. The Independent hat „Parade’s End“ zum „Downton Abbey“ der „denkenden Menschen“ erhoben.

In den USA hinterließ die Miniserie im Februar bei HBO mit nicht mal 170.000 Zuschauern keinen bleibenden Eindruck, und die meisten Rezensenten vermieden überschwängliche Lobeshymnen. Dafür hat die Produktion von David Parfitt und Selwyn Roberts im Heimatland zahlreiche Auszeichnungen wie den ‚Broadcasting Press Guilde Award‘ abgeräumt. Am 12. Mai zeigt sich schließlich, ob die Miniserie auch bei den renommierten ‚BAFTA Awards‘ gewinnt (fernsehserien.de berichtete). Auf die Popularität von Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch dürfte sich diese Entscheidung freilich nicht auswirken, denn er steht als internationaler Star in Blockbustern wie „Star Trek Into Darkness“ inzwischen jenseits von Gut und Böse.

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