ARD und ZDF unter Doppelbeschuss

Klagen von EU-Kommission und Deutschem Privatsender-Verband

Mario Müller
Mario Müller – 27.06.2007

ARD und ZDF unter Doppelbeschuss – Klagen von EU-Kommission und Deutschem Privatsender-Verband

Was ist der Unterschied zwischen der EU-Kommission und Jürgen Doetz, dem Präsidenten des Verbands privater Rundfunk und Telemedien (VPRT)? Die Kommission hat ARD und ZDF vor dem Europäischen Gerichtshof in Brüssel verklagt, Doetz hingegen droht zunächst erstmal nur damit.

Die EU-Kommission klagt, weil ARD und ZDF jahrelang bestimmte Aufträge ohne europaweite Ausschreibung vergeben haben, wie z.B. die Reinigung der GEZ-Zentrale in Köln.

Jürgen Doetz dagegen kritisiert in einem aktuellen Interview mit der FAZ die neuesten digitalen Expansionspläne der ARD. Vor allem, dass ab 16. Juli eine speziell für Handys produzierte „Tagesschau“ ausgestrahlt wird (fernsehserien.de berichtete) und dass der Digitalsender EinsExtra zum Nachrichtenkanal umgebaut werden soll, kann er nicht akzeptieren: „Natürlich schauen das heute nur wenige Zuschauer, weil das Programm digital ausgestrahlt wird und viele noch analog fernsehen. Aber das Digitalfernsehen wird sich in den nächsten Jahren durchsetzen, und dann würden private Nachrichtensender wie n-tv und N24 massive Probleme wegen Eins Extra kriegen.“

Und die im Rundfunkstaatsvertrag festgelegte Obergrenze, die besagt, dass ARD und ZDF nur insgesamt 0,75 Prozent der GEZ-Gebühren für digitale Angebote verwenden dürfen, hält Doetz für eine Farce. Er behauptet, dass diese Grenze schon bald abgeschafft werden würde und dass es schon lang Quersubventionen für die Digitalprogramme gäbe, so auch für EinsExtra: „Die Entwicklungsredaktion des Programms ist aus anderen Töpfen bezahlt worden.“

Doetz sieht durch die Internetaktivitäten der öffentlich-rechtlichen Sender eine akute Gefährdung nicht nur privater TV-Anstalten sondern auch kommerzieller Angebote von Zeitungen und Zeitschriften. Er fordert deshalb „eine große Allianz der privaten Medienunternehmen – Fernsehsender, Zeitungen, Zeitschriften und Onlinemedien – gegen die Digitalexpansion der ARD“.

Zwar haben sich EU und die Bundesländer geeinigt, dass jedes neue Angebot von ARD und ZDF in Zukunft genehmigt werden müsse, aber diese Regelung würde erst ab 2009 gelten. Klar, dass die ARD jetzt vorprescht, und schnellstmöglich so viele Angebote wie möglich an den Start bringen will. Um das zu verhindern, will der VPRT notfalls vor dem Europäischen Gerichtshof klagen.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    wunschliste.de schrieb:
    >
    > Doetz sieht durch die Internetaktivitäten der
    > öffentlich-rechtlichen Sender eine akute Gefährdung nicht nur
    > privater TV-Anstalten sondern auch kommerzieller Angebote von
    > Zeitungen und Zeitschriften. Er fordert deshalb "eine große
    > Allianz der privaten Medienunternehmen - Fernsehsender,
    > Zeitungen, Zeitschriften und Onlinemedien - gegen die
    > Digitalexpansion der ARD".
    >

    Haha! Das ist mal wieder typisch Wirtschaftsverband. Bei jeder Gelegenheit nach freiem Wettbewerb rufen und die weitgehende Abschaffung staatlicher Kontrollinstanzen forden, um dann, wenn die eigenen Felle davonschwimmen, weil man jahrelang zu geizig war, in neue Technologien zu investieren, zu den Gerichten zu rennen und das Recht auf Millionengewinne einzuklagen.
    • am via tvforen.de

      Warum klagt die EU nicht mal gegen die verkappte Subventionspolitik der ÖR?

      Wollte sie zwar schon einmal machen, hat dann aber wieder den Schwanz eingekniffen :/
      • am via tvforen.de

        wunschliste.de schrieb:

        > Die EU-Kommission klagt, weil ARD und ZDF jahrelang bestimmte
        > Aufträge ohne europaweite Ausschreibung vergeben haben, wie
        > z.B. die Reinigung der GEZ-Zentrale in Köln.

        Nun, das mit Europa ist eben schwierig. Das Fernsehen ohne Grenzen hat eben doch Grenzen. Zwar darf kein Land den Empfang behindern, verhindern darf man den Empfang über Landesgrenzen allerdings schon. Interessant wäre sicherlich auch zu erfahren ob eine Putzkolone aus Warschau nun jedesmal nach Köln gekarrt werden soll?

        > und dass der Digitalsender EinsExtra zum Nachrichtenkanal umgebaut werden
        > soll, kann er nicht akzeptieren: "Natürlich schauen das heute nur wenige
        > Zuschauer, weil das Programm digital ausgestrahlt wird und viele noch analog
        > fernsehen. Aber das Digitalfernsehen wird sich in den nächsten Jahren
        > durchsetzen, und dann würden private Nachrichtensender wie n-tv und N24
        > massive Probleme wegen Eins Extra kriegen."

        n-tv und N24 sind Nachrichtenkanäle? Das ist mir neu, ich sehe da zu 99,9% uralt Dokus und keine Nachrichten. Den Doetz dürfte außerdem sehr genau bekannt sein das kein privater Nachrichtensender profitabel arbeitet.

        > Doetz sieht durch die Internetaktivitäten der
        > öffentlich-rechtlichen Sender eine akute Gefährdung nicht nur
        > privater TV-Anstalten sondern auch kommerzieller Angebote von
        > Zeitungen und Zeitschriften. Er fordert deshalb "eine große
        > Allianz der privaten Medienunternehmen - Fernsehsender,
        > Zeitungen, Zeitschriften und Onlinemedien - gegen die
        > Digitalexpansion der ARD".

        Das übliche Geblubber eben.
        • am via tvforen.de

          Puh, in einem Sommer ohne Oderflut kommen aber ganz schön schwachsinnige Meldungen im Umlauf. Wer interessiert sich denn dafür, ob Putzfrauen europaweit ausgeschrieben worden sind? Und die Binsenweisheit, das man beim Privatfernsehen etwas gegen nichtprivate Konkurrenz hat, kann man doch wohl kaum als Nachricht durchgehen lassen.
          • am via tvforen.de

            "Aber das Digitalfernsehen wird sich in den nächsten Jahren durchsetzen, und dann würden private Nachrichtensender wie n-tv und N24 massive Probleme wegen Eins Extra kriegen."


            Das soll doch wohl ein Witz sein. Wann immer ich mal in ntv oder n24 reinzappe, sehe ich alles mögliche, aber keine Nachrichten.

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