„Alles muss raus“: ZDF nimmt sich Schlecker-Pleite als Fernsehfilm an

Zweiteiler mit Atzorn und Preuß läuft im Oktober

Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski – 29.08.2014, 12:05 Uhr

„Alles muss raus“ mit Josefine Preuß als „Schlecker-„ bzw. „Faber-Frau“ – Bild: ZDF/Hans-Joachim Pfeiffer
„Alles muss raus“ mit Josefine Preuß als „Schlecker-„ bzw. „Faber-Frau“

Das ZDF will im Oktober ein viel diskutiertes deutsches Wirtschafts- und Gesellschaftsthema der jüngsten Vergangenheit in fiktionalisierter Form aufgreifen: Der zweiteilige Fernsehfilm „Alles muss raus“ erzählt von einer großen Drogeriekette, die Insolvenz anmelden muss. Das dramatische Geschehen um Firmenpleite oder Firmenrettung soll dabei aus zwei Perspektiven beleuchtet werden: der der Chefetage ebenso wie der einer einfachen Verkäuferin in einer der zahlreichen von der Schließung bedrohten Filialen. Parallelen zur Schlecker-Pleite sind wohl in diesem Fall mehr als nur zufällig. Die beiden Teile sind am Montag, den 13. sowie am Mittwoch, den 15. Oktober jeweils um 20:15 Uhr im Zweiten zu sehen.

Firmeninhaber Max Faber (Robert Atzorn) hat sich an der Börse verspekuliert, sein Drogerieimperium Faber steht vor dem Aus. Seine Tochter und Geschäftsführerin Kerstin (Lisa Martinek) will das Unternehmen nach ihren eigenen modernen Vorstellungen sanieren, wovon der „Alte“ wiederum gar nichts hält. Gleichzeitig kämpft Verkäuferin Janine (Josefine Preuß) darum, ihren Job zu behalten. Bei einem Überfall auf ihre Filiale, der auch durch die miserable Ausstattung der Geschäfte motiviert ist, in denen es keine Sicherheitskameras gibt, wird sie angeschossen. Kerstin erfärt davon und versucht, das Schicksal der Angestellten mit Hilfe eines befreundeten Journalisten zu nutzen, um sich gegen ihren Vater durchzusetzen. Janine klagt mit ihrer Hilfe gegen ihren Arbeitgeber für die Weiterbeschäftigung.

„Gemeinsam mit unserem Produzenten [Oliver Berben, „Rosa Roth“] und mit Autor Kai Hafemeister haben wir uns für eine doppelte Erzählperspektive entschieden“, erklärten die zuständigen ZDF-Redakteurinnen in einer Pressemitteilung, „weil wir in Wedel’scher Tradition parallel schildern wollten, wie ‚die oben‘ versuchen, den selbstverschuldeten eigenen Untergang mit allen Mitteln abzuwenden, und zugleich ‚die unten‘ in den Sog des sinkenden Großunternehmens geraten und diesem nicht entkommen können.“ Die Angst vor dem Absturz in die Armut ist beiden Seiten zu eigen. Für die einen fängt Armut aber schon an, wenn sie ihre Luxusuhr verkaufen müssen, bei den anderen drohen hingegen der Verlust der Wohnung und die Angst, wie sie ihre Kinder großziehen sollen. Der Zweiteiler sei eine „Geschichte vom Ende eines Familienimperiums, vom Versagen der Eigeninitiative gegenüber global geregelten Investitionen und vom allgemeinen Wunsch nach Wachstum und Wohlstand“, so das ZDF.

Neben Atzorn, Martinek und Preuß werden unter anderen Florian Lukas („Weissensee“) als Janines aus dem Gefängnis entlassener Freund und die als „Polizeiruf 110“-Kommissarin bekanntgewordene Imogen Kogge als Gattin des Firmenpatriarchen zu sehen sein. Regie bei den beiden jeweils 90-minütigen Teilen führte Dror Zahavi, der vorher unter anderem die Reich-Ranicki-Autobiografie „Mein Leben“ verfilmte.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    hat das jemand gesehen?

    vor kurzem kam ja auch die Schlikker-Frauen auf Sat1, der war ja eher als Komödie angelegt, dieser hier ja eher als Wirtschaftsdrama mit kriminalistischem Einschlag - aber schon komisch, dass die beide so zeitnah laufen, inklusive anschließender Dokus zum realen Fall Schlecker, und dass auch Sat1 die vom ZDF gerühmte doppelte Perspektive hatte (einmal Verkäufer- und einmal Management-Ebene)

    schlecht war der Zweiteiler ja nicht, aber es blieben schon noch Fragen offen (mit Spoiler-Gefahr):

    ist das Tattoo-Entfernen mit dem Korkenzieher jetzt doch nicht zu empfehlen?

    warum wurde Landers nicht verhaftet, wenn die Zeitung doch groß über den Raub berichtete (und warum gab Achim Rohde dem Reporter für ein paar Euro ein Tatwerkzeug, obwohl er doch dann wegen Mordversuchs dran wäre ...) ?

    ergibt die kriminaltechnische Untersuchung vielleicht stattdessen, dass Max Faber mit seiner Selbstmordwaffe vorher die Filiale überfallen hat?

    ist Insider-Handel jetzt in Ordnung, wenn der Banken-Vorstand von Langmaak das nicht weiter kommentiert ... )

    ist Josefine Preuß die neue Christine Neubauer
    • am via tvforen.de

      chrisquito schrieb:
      -------------------------------------------------------
      > hat das jemand gesehen?
      >
      > vor kurzem kam ja auch die Schlikker-Frauen auf
      > Sat1, der war ja eher als Komödie angelegt,
      > dieser hier ja eher als Wirtschaftsdrama mit
      > kriminalistischem Einschlag


      Das ist aber eine sehr schmeichelhafte Beschreibung! Ich empfand es eher als ein seifiges Melodram à la "Inga Lindström" und Konsorten, mit einer paar Einsprengseln Wirklichkeit, damit man das ganze als ungeheuer anspruchsvoll verkaufen konnte (Grimme-Preis, ick erwarte dir!). Um irgendwelche wirtschaftlichen oder gar politischen Mechanismen (erinnert sich noch jemand an eine unsympathische Partei, deren Akteure sich bald darauf "pro-aktiv" um eine Anschlußverwendung bemühen mußten?) ging es im Laufe der drei Stunden immer weniger, dafür kam noch jener Schicksalsschlag und diese "emotionale" Situation, dann entpuppte sich noch jener als Freund von diesem und dieser als Sohn von jenem, der Böse bekam seine gerechte Strafe - was für ein Quark!
  • am

    Ich hoffe dass auch die "Gewerkschaft" passend dargestellt wird, denn schließlich trägt sie auch einen nicht unwesentlichen Beitrag zu dem ganzen Schlamassel bei !
    • am

      Niemand kann nachspielen was wir durchgemacht haben.

      weitere Meldungen