NDR Story Folge 393: Voll, voller, Ostsee – das überrannte Naturparadies
Folge 393
Voll, voller, Ostsee – das überrannte Naturparadies
Folge 393 (45 Min.)
Die Ostsee mit ihren Sandstränden, Inseln, Nationalparks und den meisten Sonnenstunden Deutschlands wird immer beliebter. Über sieben Millionen Menschen sind 2020 an die Ostsee gereist, 97 Prozent von ihnen sind Deutsche. Auch im zweiten Coronajahr laufen die Vorbereitungen für die Sommersaison auf Hochtouren: digitale Strandampeln, Warnschilder mit Hygieneregeln, Zählsysteme, gesperrte Zufahrtsstraßen sollen Massenaufläufe an den Stränden vermeiden. Die Ranger im Nationalpark Jasmund auf der Insel Rügen verzweifeln an den Menschenmassen. „Der letzte Sommer war die Hölle“, sagt Ingolf Stodian, der Leiter des Nationalparks, zu dem auch die berühmten Kreidefelsen gehören. „Nach Ende des Lockdowns hatte uns eine Touristenwelle erfasst, wie wir sie noch nie erlebt haben.“ Immer häufiger ist von „Versyltung“ der Ostseeorte die Rede: Fast jede frei werdende
Immobilie wird in ein Ferienhaus umgewandelt, Verkaufspreise und Mieten haben sich in den letzten Jahren in Timmendorf, Scharbeutz und anderen Urlaubsorten verdreifacht. Wer hier eine neue Wohnung sucht, hat ein Problem. Auf der größten deutschen Insel Rügen leben zwar 80 Prozent der Einheimischen vom Tourismus, aber den Immobilienboom verfolgen sie mit Sorge. Eine ausländische Investorengruppe will die schmale Halbinsel Bug mit einem 680 Millionen Euro teuren Ferienprojekt bebauen. Im verschlafenen Ort Promoisel soll ein Hotel für 50 Millionen Euro entstehen, auf der Halbinsel Pütnitz will die niederländische Kette Center Parcs eine riesige Ferienanlage bauen. Was bleibt von der schönen Ostseelandschaft, wenn immer mehr davon neuen Touristenunterkünften geopfert wird? Die Ostsee ist für viele Menschen ein Natur- und Urlaubsparadies. Aber wie lange noch? (Text: NDR)
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