NDR Kultur – Das Journal Folge 27: Folge 27 (2016/2017)
Folge 27
Folge 27 (2016/2017)
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Wie emanzipiert ist der Norden? Der „Kulturjournal“-Check zum Internationalen Frauentag Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Wie jedes Jahr. Mal ganz ketzerisch gefragt: Brauchen wir den eigentlich noch? Läuft doch eigentlich alles rund in Sachen Gleichberechtigung. Oder? Wohl eher nicht, wenn man einmal die reinen Zahlen betrachtet: Berufstätige Frauen machen täglich etwa 2,3 Stunden den Haushalt, Männer gerade mal 0,8 Stunden. In Leitungspositionen liegt der Anteil von Frauen bei elf Prozent. Und nur 37 Prozent der Männer kommen damit klar, wenn die Frau Hauptverdienerin ist. Das ist das eine. Aber es wird auch jede vierte Frau Opfer von Gewalt. Und laut einer EU-Studie denkt jeder vierte Mann, dass Geschlechtsverkehr ohne Einwilligung gerechtfertigt sein kann. Klingt erschreckend. Darum hat das „Kulturjournal“ Reporter Philipp Jeß einmal losgeschickt, um zu schauen: Wie emanzipiert sind die norddeutschen Männer? Endlich fertig, aber auch gut? Eröffnung des Libeskind-Baus der Uni Lüneburg Es sieht ein bisschen aus wie ein „Raumschiff“, das nun endlich gelandet ist. Endlich, weil es eigentlich schon vor drei Jahren landen sollte. Und ein teures „Raumschiff“ ist es obendrein: Statt 57,7 Millionen Euro hat es über 100 Millionen verschlungen: der Neubau der Leuphana Universität Lüneburg. Umstritten, schräg, teuer. Am 11. März wird er feierlich eröffnet. Und die Lüneburger Uni hat endlich wieder ein Zentralgebäude mit Audimax, von keinem Geringeren gebaut als Stararchitekt Daniel Libeskind. Jetzt ist es also fertig, aber ist es auch gut? Das „Kulturjournal“ hat sich in Lüneburg vor der Eröffnung umgehört. Ed Sheeran stürmt die Charts: Interview mit einem Weltstar Das dritte Album „Divide“ des Sängers und Songwriters Ed Sheeran ist schon wieder ein Bestseller. Der Brite ist seit fünf Jahren extrem erfolgreich, zwei ECHO-Preise, zwei Brit Awards und zwei Grammys. Seine Popmusik ist die am meisten gestreamte aller Zeiten. Bisher hat er außerdem über 20 Millionen Alben verkauft. Seine Deutschland-Tour im März war innerhalb von wenigen Minuten ausverkauft. Wie hat es dieser gerade 26-Jährige nur geschafft, über 275 Millionen Dollar schwer zu werden? Das „Kulturjournal“ ist dem Phänomen auf den Grund gegangen und hat ein Experiment mit ihm gemacht: Schafft er es, aus drei Standardakkorden
und ein paar Liebesliedphrasen einen besonderen Song zu machen? Ein sprachgewaltiger Luther-Roman: das „NDR Buch des Monats“ von Feridun Zaimoglu So sprachgewaltig, so kunstvoll ist wohl kaum ein anderes Buch zum Luther-Jahr: Der Schriftsteller Feridun Zaimoglu hat einen Roman über den Reformator geschrieben, der die Leser sprachlich ins ausgehende Mittelalter schleudert. Zaimoglu erzählt von der Zeit, als Luther versteckt als Junker auf der Wartburg lebte und dort das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. Es geht um die inneren Kämpfe und Qualen, um das Aufbegehren gegen den Papst, die Auseinandersetzung mit Dämonen und Aberglauben. Zaimoglu schreibt aus der Perspektive eines fiktiven Landknechts, der Luther beschützen soll. Und das in einer derben, prallen Sprache, die dem Jargon des 16. Jahrhunderts nachempfunden ist. Manchmal schwer lesbar, aber dafür umso faszinierender: „Evangelio“ (Kiepenheuer & Witsch), das „NDR Buch des Monats“. Julia Westlake trifft den Schriftsteller, der Moslem ist, und spricht mit ihm über die Faszination von Luther und dessen Sprache. Hollywoodstar in Hamburg: John Malkovichs Theaterstück über Diktatoren Die Erwartungen sind hoch: ein Hollywoodschauspieler in der Elbphilharmonie. Und dann auch noch eine Weltpremiere! John Malkovich, bekannt aus ganz unterschiedlichen Filmen wie „Gefährliche Liebschaften“, „Burn After Reading“, „R.E.D.“ oder natürlich „Being John Malkovich“, bringt in Hamburg ein Theaterstück über Diktatoren heraus: Es geht um Macht und Herrschaft. Das Stück, so die Ankündigung, „seziert die Ursachen und Mechanismen von Tyrannei“. Malkovich steht allein auf der Bühne, Gegenpart ist die Orgel der Elbphilharmonie mit ganz unterschiedlichen Kompositionen. Ob es auch um heutige Politiker wie Putin, Erdogan oder Trump geht? Premiere des Stückes „Just Call Me God“ ist am 8. März. Das „Kulturjournal“ trifft den Schauspieler vorab und darf erste Probenbilder zeigen. „Wahr. Schön. Gut“: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Welches Theater muss sich nun schon wieder kaputtsparen? Welchen Kinofilm darf man auf keinen Fall sehen? Und welche Ausstellung sollte man auf jeden Fall verpassen? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)