NDR Kultur – Das Journal Folge 10: Folge 10 (2016/2017)
Folge 10
Folge 10 (2016/2017)
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Müssen wir uns alle vegan ernähren? Ist Fleisch „ein Stück Lebenskraft“? Sollten alle Lebensmittel aus der Region kommen? Ist Essen wie in der Steinzeit gesünder? Oder ist das alles egal, solange es schmeckt? Die „richtige“ Ernährung ist zum kontroversen Streitthema geworden, ja zur Glaubensfrage: Durch das, was wir essen, definieren wir auch, wer wir sind. Zwar gelten schon seit Jahrtausenden religiöse Essensregeln, aber heute geht es zusätzlich um ökologische, ethische und gesundheitliche Fragen. Inzwischen gibt es sogar das Krankheitsbild „Orthorexia nervosa“ für Menschen, die sich ständig mit den gesundheitlichen Folgen ihrer Ernährung beschäftigen. Die NDR Debatte „Essen als Kult – Wenn Ernährung zur Weltanschauung wird“ (ndr.de/kultur) beschäftigt sich mit solchen Fragestellungen. Das Kulturjournal besucht eine vegan lebende Familie, einen Grillweltmeister und eine Ernährungsberaterin: Was ist heute gutes Essen? Er blickt zurück – mit weilen zornig, ein wenig altersmild vielleicht. Wolf Biermann erzählt in seiner Autobiografie überbordend über sein Leben zwischen Ost und West, dem Glauben an eine bessere Welt, den Kommunismus und seine Desillusionierung. Der Titel – ein Appell an seine Leser: „Warte nicht auf bessre Zeiten!“ (Propyläen Verlag). Gemeinsam mit dem Kulturjournal durchläuft Biermann noch einmal die Zeiten seines Lebens – den frühen Verlust des Vaters, der sein Leben geprägt hat, den Feuersturm über Hamburg, den Gang in die noch junge DDR, die Begegnung mit Brechts Theater. Dann die ersten Konflikte und schließlich das Auftritts- und Publikationsverbot ab 1965 bis hin zur Ausbürgerung elf Jahre später und die Zeit danach bis zu Mauerfall und Wiedervereinigung. Das Szenario ist so brutal wie denkbar: Ein gekapertes Flugzeug steuert auf ein gefülltes Fußballstadion zu – und ein Pilot der Bundeswehr stoppt es, indem er die entführte Maschine abschießt. Ohne den Befehl dafür bekommen zu haben. Dafür steht er nun vor Gericht. Eben diese – fiktive – Gerichtsverhandlung hat der Bestsellerautor Ferdinand von Schirach zum Thema eines Theaterstück
gemacht: „Terror“, eines der meistgespielten Stücke der Saison. Am Ende muss das Publikum entscheiden: schuldig oder nicht schuldig. Dabei ist es nach derzeitiger Gesetzeslage in Deutschland grundgesetzwidrig, eine entführte Passagiermaschine abzuschießen. Doch von Schirach will eine moralische, eine Grundsatzdiskussion: Dürfen 164 unschuldige Menschen getötet werden, um mehr als 70 000 zu retten? Jetzt kann darüber das Fernsehpublikum entscheiden: Die ARD hat „Terror“ verfilmt (Das Erste, 17.10., 20:15 Uhr). Das Kulturjournal spricht mit von Schirach und den Protagonisten der Verfilmung – und diskutiert die Frage, inwieweit Leben gegeneinander aufgewogen werden darf. Es geht um Fußball und Gewalt, um Freundschaft und Hass. Der Schriftsteller Philipp Winkler hat einen Roman über die Hooligan-Szene geschrieben und den Überraschungserfolg des Bücherherbstes gelandet: „Hool“ (Aufbau Verlag) hat es auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis geschafft. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Hooligan Heiko, Fan von „Hannover 96“. Er kommt aus einer verkorksten Familie, jobbt in einem zwielichtigen Fitness-Studio, trauert seiner Ex-Freundin hinterher. Anerkennung, Respekt und eine Art Ersatzfamilie findet er bei seinen Fußballfreunden. In der sogenannten „Dritten Halbzeit“ treffen sich der „Hannover 96“-Hooligans mit gegnerischen Gruppen zum Kampf. Doch die Rivalität mit den Braunschweigern eskaliert, die Freunde driften auseinander. Philipp Winklers Roman ist in einer temporeichen Sprache erzählt, und er schafft es, dass man versteht, was seine Figuren antreibt. Unser NDR Buch des Monats (www.ndr.de/buchdesmonats). Im Herbst geht das Kulturjournal auf Lesetour – in diesem Jahr schon zum elften Mal: Zum Start von „Der Norden liest“ stellt Helge Timmerberg in Hannover seine Autobiografie „Die rote Olivetti“ vor (13.10. um 20 Uhr, Literarischer Salon in der Leibniz Universität Hannover). Weitere Höhepunkte: Andrea Sawatzki liest Briefe der Familie Mann, Wigald Boning berichtet von Abenteuern „Im Zelt“, Wolf Biermann stellt seine Autobiografie vor und Saša Stanišic aktuelle Erzählungen. Alle Informationen zu den Veranstaltungen: ndr.de/dernordenliest (Text: NDR)